radiohörer - der blog für radiofans
Freitag, 28. November 2014
"Voice in the Night" Begegnungen mit Charles Lloyd
Heute Nacht ab 01.05Uhr auf Deutschlandfunk
Mit Karl Lippegaus

1.05-2.00 Uhr: 'The Flowering' - Die frühen Jahre
2.05-3.00 Uhr 'Big Sur' - Das Verschwinden
3.05-4.00 Uhr: 'Canto' - Das Comeback

Lausanne, im Oktober 2014. Charles Lloyd hat gerade eine Masterclass gegeben und zeigt sich erstaunt über das hohe Niveau der Newcomer. In einem langen Gespräch mit Karl Lippegaus im Hotel de la Paix kehrt eine Metapher immer wieder: es ist das Bild von der aufgegangenen Saat. Dieses Samenkorn hatte schon Früchte getragen, als Lloyd 1989 nach vielen Jahren der Zurückgezogenheit in Big Sur/Kalifornien endlich wieder den Mut fand, ein Plattenstudio zu betreten. In Oslo spielte er mit Jon Christensen und Bobo Stenson das Album “Fish Out Of Water” ein. Die beiden Norweger hatten Lloyd durch sein Erfolgsalbum “Forest Flower” kennengelernt und für den Produzenten Manfred Eicher soll Lloyd so inspirierend gewesen sein wie Miles Davis, als er sein ECM-Label gründete. Niemand hätte jedoch damals geahnt, dass dieses Comeback in eine 25-jährige überaus kreative Zusammenarbeit mit Eicher münden würde. Kürzlich erschien bei ECM der Dokumentarfilm “Arrows Into Infinity”, an dem Lloyds Lebensgefährtin, die Künstlerin Dorothy Darr acht Jahre lang gearbeitet hatte. Noch ausführlicher wird Charles Lloyd, einer der letzten großen Saxofonisten der Coltrane-Ära, in dieser Radionacht aus seinem bewegten Leben erzählen. So detailliert hat er beispielsweise selten Auskunft gegeben über die Zeit seines selbstgewählten Exils in Big Sur, ein durch Henry Miller und Jack Kerouac literarisch verewigter Ort. An einer Stelle sagt er, den eigenen Erzählfaden unterbrechend, zu Lippegaus: “Aber warum willst du das alles wissen, Mann? Spiel’ doch einfach die Musik. Oder mach’ eine 50 Stunden-Sendung mit fünf Minuten Wortanteil,” schlägt Lloyd dem Interviewer vor. Doch immer wieder gelingt es dem Radiojournalisten, ihn zum Sprechen zu animieren. Lloyd ist ein großer Talker und weiß überzeugend auszuführen, warum der Bluesmusiker Howlin’ Wolf, mit dem er einst in seiner Heimatstadt Memphis begann, warum der Kultdrummer Billy Higgins (‘Master Higgins’) und warum Ramakrishna zu seinen Gurus gehören. Spontan verabredet man sich nach Lausanne zu einem zweiten Treffen wenige Tage später in Straßburg, wo der 76-jährige Charles Lloyd am 21.11. mit seiner neuen Band das 29. Jazzdor Festival mit einem grandiosen Abschlusskonzert beehrt hat. “Und achtzig Minuten später wachte man aus einem außergewöhnlichen Traum auf,” schrieb danach begeistert Francis Marmande in ‘Le Monde’. In der Radionacht des Deutschlandfunks dauert der ganze Traum noch länger, nämlich drei Stunden.

Quelle Foto: Dorothy Darr


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.