radiohörer - der blog für radiofans
Donnerstag, 25. August 2016
Heute Abend 22.05 Uhr Deutschlandfunk
Historische Aufnahmen: Hans Werner Henze und seine Musik zum Film

Von Sven Ahnert
 

Als Hans Werner Henze in Neapel lebte, war er ein passionierter Kinobesucher. So oft es ging, saß der Anfang der 50er-Jahre nach Italien ausgewanderte und lebenshungrige Komponist in einem Filmtheater. Die Filme von Vittorio de Sica, Luchino Visconti, Pier Paolo Pasolini haben Henze lebenslang elektrisiert.

1963 bat ihn der französische Filmregisseur Alain Resnais um eine Musik für seinen Film 'Muriel'. Später folgten Arbeiten für Volker Schlöndorff, darunter die Musik zum Film 'Die verlorene Ehre der Katharina Blum'. Auch wenn Henze immer dem klassischen Konzertbetrieb und der Oper treu blieb, war sein Flirt mit der Filmkunst ein anregender Ausflug in eine Parallelwelt subtiler Klangarbeit.

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Heute Abend 21.05 Uhr Deutschlandfunk Jazzfacts:
"Verwischte Spuren ONJ" Das französische Orchestre National de Jazz

Mit Karl Lippegaus

Ein Gremium wählt alle Jahre wieder einen Bandleader, der sich sein Wunschorchester zusammenstellt. Die Idee des auf Initiative vom früheren französischen Kulturminister Jack Lang gegründeten Orchestre National de Jazz erweist sich seit nunmehr 20 Jahren als Bereicherung für den Jazz in Europa. Irritierend war und ist eigentlich immer nur der Name. Ein nationales Jazz-Orchester? Wenn es eine Musik gibt, die vor nationalen Grenzen nicht haltmacht, ist es gerade der Jazz und seine Tugend, der ständigen Erneuerung. Der Name ist zwar geblieben, steht aber häufig in Klammern und hinter dem von den Künstlern bevorzugten Kurztitel ONJ.

Dessen aktuelle Version leitet der Gitarrist Olivier Benoit, dessen Nominierung in Frankreich nicht nur auf Beifall stieß: Benoits schillernder Background in Avantgarde-Rock, Noise und Neuer Musik rief erstmal die Puristen auf den Plan; einige befürchteten, das ONJ werde den geraden Pfad der Jazztugenden verlassen. Dass solche Ängste unbegründet waren, beweisen die ersten beiden Alben, die das Orchestre National mit Olivier Benoit veröffentlicht hat. Die zehn Musiker um Olivier Benoit zeigen, dass es ihnen primär darum geht, ins Innere ihres Großensembles zu lauschen und eine eigene Sprache zu entwickeln. Dass kreative Unruhe in der Musik eine starke positive Kollektivkraft aus einem einzigen Ton entwickeln kann, gehört zu den stärksten Höreindrücken.

© Deutschlandfunk, 25.8.2016, Text: Karl Lippegaus

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Mittwoch, 24. August 2016
Heute Abend 21.05 Uhr WDR 4 Swing Easy ! Die Rahsaan Roland Kirk-Story

Von Karl Lippegaus
Rahsaan Roland Kirk (1935-1977) gehörte in vieler Hinsicht in eine Klasse für sich. Seine Art, Querflöte zu spielen, wurde gewinnbringend kopiert von Ian Anderson, dem Leader von Jethro Tull.

Wenn Kirk mehrere Wochen im Ronnie Scott’s Club in London gastierte, kamen die Musiker der Who, Traffic und Rolling Stones in Scharen - seine Auftritte wurden zu Happenings. Auf dem Höhepunkt der Show blies der Voodoo-Mann auf drei Saxofonen gleichzeitig. Seinen Alben gab er Titel wie "Der dreiseitige Traum in Audio-Color", "Freiwillige Sklaverei" und "Bereitet euch auf ein Wunder vor". Rahsaan Roland Kirk war ein Exzentriker, ein Surrealist und Dadaist des Jazz.
Seine frühen Wurzeln reichten tief zurück in die Frühgeschichte dieser Musik: Blues, Gospel und Folk waren die Quellen, aus denen der Junge aus Columbus/Ohio schöpfte. Durch einen Unfall als Kind erblindet, nahm er die Welt mit ungewöhnlicher Schärfe durch Klänge wahr: Wenn er im Flugzeug saß, versuchte er zu analysieren, in welcher Tonart die Triebwerke heulten und spielte Flöte dazu. Seltene Instrumente wie Manzello, Flexaphon und Stritch zogen ihn an; wenn er die Bühne betrat, hingen die Instrumente an ihm herunter wie Kugeln am Weihnachtsbaum.
Jetzt widmet sich erstmals ein Dokumentarfilm von Adam Kahan dem Leben und Schaffen von Rahsaan Roland Kirk. Dieser Film ist der aktuelle Anlass für diese Ausgabe von Swing easy! Wie er zu seinem Künstlernamen kam? "Der Name Rahsaan hat mit meiner Religion zu tun; es ist der Glaube an die Träume und die Geister, das ist die treibende Kraft in meinem Leben. Im Traum erlebte ich, wie viele Menschen murmelten: Rahsaan, Rahsaan."

© WDR 4, Swing Easy!,Text: Karl Lippegaus

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Montag, 22. August 2016
Heute Abend gibt es 2 mal Live Jazz: "Polar Bear" und Lauren Kinsellas "Snowpoet" und das Albert Mangelsdorff Quintett

Nicht verpassen !!!!

19.30 Uhr Ö1 On stage: "London in Vienna:"

Polar Bear" und Lauren Kinsellas "Snowpoet" beim Festival "Cool Britannia" im ORF RadioKulturhaus 2016.

Das Quintett "Polar Bear", 2004 aus dem "Fire Collective" hervorgegangen, gilt als eine der angesagtesten Bands der jungen Londoner Jazzszene. Unter der Leitung von Schlagzeuger Sebastian Rochford mäandert die Musik auf eigenwillige Weise zwischen entschleunigten Grooves, elektronischen Soundflächen, Dubstep- und Free-Einflüssen. Im April 2016 war die Band ebenso beim Festival "Cool Britannia" der Wiener Musikgalerie zu Gast wie die ebenfalls in London lebende irische Sängerin Lauren Kinsella mit dem jazzigen Songwriter-Projekt "Snowpoet". Gerhard Graml präsentiert die Höhepunkte beider Konzerte.

23.30 Uhr ARD Radiofestival. Jazz "Albert Mangelsdorff Quintett"
Aufnahme vom 6. November 1966 von den Berliner Jazztagen
Mit Ulf Drechsel

Der Posaunist Albert Mangelsdorff (1928-2005) darf ohne Übertreibung als
„Lichtgestalt“ der deutschen Jazzszene bezeichnet werden. Zunächst der
„Tristano-Schule“ verpflichtet, fand Mangelsdorff schon Ende der 1950er
Jahre eine eigene „Sprache“, mit der er sich ganz bewusst von den
ursprünglichen amerikanischen Vorbildern löste.
Das 1961 gegründete Albert Mangelsdorff Quintett, das bis 1969 in der
Besetzung mit Günter Kronberg (as, brs), Heinz Sauer (ts, ss), Günter Lenz
(b) und Ralf Hübner (dr) existierte, gab der deutschen und europäischen
Jazzszene ganz wesentliche Impulse. Auch in der DDR, wo zur gleichen Zeit
beispielsweise Joachim Kühn zu neuen musikalischen Ufern strebte. Das
Albert Mangelsdorff Quintett war 1964 das erste Ensemble aus der BRD, das
für eine mehrtägige Tournee durch die DDR eingeladen wurde. Nachdem
Mangelsdorff im selben Jahr als Gast des Orchesters von Max Greger und
1965 des Klaus Doldinger Quartetts bei den 1. und 2. Berliner Jazztagen
aufgetreten war, präsentierte er 1966 im „Humboldtsaal“ der Urania mit
seinem Quintett erstmals eine eigene Band.

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