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Freitag, 12. Juli 2013
“Sun Ship”, Übergänge und letzte Werke
13.7. um 04.05 Milesstones auf DLF mit Michael Engelbrecht An diesen Werken des Übergangs zwischen den avantgardistisch modalen Spielweisen und zunehmend vom Free Jazz befeuerten Kompositionen – SUN SHIP (*****), TRANSITION (*****) und MEDITATIONS (*****) – mag jeder Hörer für sich entscheiden, ob er, fast fünfzig Jahre später, auch die letzte Phase des Meistersaxofonisten (neu) in Angriff nehmen möchte, als das John Coltrane-Quartett sich auflöste, und Rashied Ali, Alice Coltrane und Pharoah Sanders die Bühne mit dem Meistersaxofonisten teilten. In ihrer einsamen Gipfelstürmerei nehmen einige der nachfolgenden letzten Werke Coltranes – LIVE AT THE VILLAGE VANGUARD AGAIN (*****), CONCERT IN JAPAN (in ehrwürdigem Mono, *****), INTERSTELLAR SPACE (*****), OM (*****) – eine Ausnahmestellung ein, welche in ihrer Intensität und Rigorosität an andere Spätwerke von Komponisten und Musikern erinnern – Beethovens letzte Streichquartette kommen einem da genauso in den Sinn wie das Spätwerk von Scott Walker (seit dem Geniestreich von TILT klingt jedes Scott Walker-Album wie sein letztes!), die letzten Aufnahmen von Johnny Cash, Nick Drake, Jacques Brel oder Morton Feldman. Bei so vielen anderen Musikern, etwa im Jazz, kam es mit den Jahren zu einem Stillstand, in dem die eigene Vergangenheit kultiviert wurde und jedes Risiko verbannt. Nicht viele hatten oder haben Lust, noch einmal die Sonnensegel zu hissen und einsame Regionen anzusteuern, wenn ihnen volle Konzerthäuser und der Beifall einer konservativen Presse winken.
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