radiohörer - der blog für radiofans
Samstag, 4. Juli 2015
"Der Zorn der Welt" Neues aus dem Grenzgebiet zwischen Rock, Jazz und Elektronik.
Mit Harry Lachner

Natürlich haben nichts miteinander zu tun: Neil Young mit seinem zornigen neuen Album "The Monsanto Years", auf dem er gegen die degenerierten Auswüchse des Kapitalismus wütet; und John Zorns Neo-Exotica-Album "Pellucidar". Dennoch ergänzen sich beide: hier der real-politisch tönende Aktivismus, dort die Beschwörung einer Fantasy-Welt, die man gut und gerne als Gegenentwurf zur Wirklichkeit sehen (bzw. hören) kann. Zorns Rolle ist die eines Regisseurs: er schreibt das Drehbuch, stellt die Schauspieler zusammen, produziert das Ergebnis. Die Band Dreamers, die Zorns Kompositionen für dieses Album einspielte, ist nur eines seiner vielen aktuellen Ensembles. Jede dieser Bands realisiert eine andere Ästhetik. Von der Eingängigkeit der Dreamers bis zur Metal-Brachialität des Projekts "Moonchild". Zwischen diesen Extrempunkten siedelt sich ein weiteres neues Album von ihm an: "The Song Project Live At Le Poisson Rouge", dessen Besetzung fast mit den Dreamers identisch ist. Allerdings erweitert um Sänger wie etwa Mike Patton. Und hier erscheint die Musik von einer belebenden Härte aufgefrischt, die mit einer gezielten Raffinesse eingestreut ist. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis er sein 100. Album veröffentlicht. Damit würde Zorn dann mit Frank Zappa gleichziehen, dessen "Dance Me This" das letzte ist, an dem er zu Lebzeiten noch gearbeitet hat: In den Rausch der Synclavier-Klänge mischen sie Kehlkopfgesänge aus der Mongolei. Technik versus Archaik. Auch das ein Themenstrang, der sich durch diese Nachtsession ziehen wird. Etwa am Beispiel des Komponisten Hans Tutschku. Außerdem Neues von Automat, Refused und Charlie Hunter. Elektronik, Dub, Punk, Jazz - aber einfach war die Welt ja nie. Nicht einmal jene des fiktiven Kontinents Pellucidar.
Playlist
Der Zorn der Welt


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