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Freitag, 13. März 2015
"Schall und Rausch" Neues aus dem Grenzgebiet zwischen Rock, Jazz und Elektronik
Mit Harry Lachner
In der Verfilmung von Thomas Pynchons schlechtestem Roman, "Inherent Vice", stolpert im Jahr 1970 der komplett verkrautete, ständig süßlich umnebelte Privatdetektiv Doc Sportello durch das hippieselige Los Angeles. Die Musik dazu schrieb der Radiohead-Gitarrist Johnny Greenwood. Zwar folgt sie meist den streichersatten Klischees alter Noir-Filme, doch begegnen wir auf dem Soundtrack-Album auch alten Bekannten wie Can - und einer verpeilt rhapsodisch monologisierenden Joanna Newsom. Man muss aber nicht gleich zur Rauchware greifen, um sich aus dem Alltag zu entheben: Denn dass Klang allein schon Rausch genug sein kann, zeigen etliche Neuerscheinungen. Etwa die Zusammenarbeit des japanischen Gitarristen und Sängers Keiji Haino mit Jim O'Rourke und Oren Ambarchi, oder die Doom- und Metal-Phantasmen von The Body and Thou. Wo "Inherent Vice" sich im Grunde als ironische Hommage (wenn nicht sogar als Parodie) auf das Film Noir-Genre geriert, sorgt für das wahre, akustische Noir-Gefühl in dieser Nachtsession die Sängerin Lydia Lunch, deren Album "Twin Horses" den gelungeneren Abgesang auf vergangene Hippie-Illusionen bietet - und (wie gewohnt und ersehnt) die Hoffnungslosigkeit als erfrischende Lebensendperspektive feiert. Des weiteren kommen unter anderen noch zu Wort und Ton: die Klangbastler von Cummi Flu, das Kammerflimmer Kollektief und der unverbiestert schalkhafte Pascal Comelade, bei dem selbst die tiefsten Abgründe voller Glücksversprechen sind. Hauptsache, man glaubt daran. Playlist Schall und Rausch |