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Sonntag, 22. März 2015
"Pour le Piano" Musik von Matthew E. White, Father John Misty und Popol Vuh
Mit Judith Schnaubelt
Nach dem Tag der großen Sonnenfinsternis, zwischen Mitternacht und dem neuen Sonnenaufgang hören wir: Zwei verträumte Radiostunden mit Tastentönen verschiedenster Couleur: Ob flirrend, rhythmisch, ambient; hymnisch oder minimalistisch; technoid kühl, jazzig emotional oder auch etwas kitschig. Es wird am Klavier, am Synthesizer, vor allem aber am Flügel gespielt. Denn der Flügel, das Grand Piano, lange Zeit oft nur noch Edelmöbel in den Luxuslofts einer postmodernen Erben-Bourgeoisie, ist längst wieder entstaubt, neu gestimmt und präpariert. Von der Pop-Generation der Jetztzeit. John Cale, Sohn einer Klavierlehrerin und Student der klassischen Musik am Londoner Goldsmith College, hat es vor 50 Jahren als einer der ersten vorgemacht, wie Undergroundrock und Songwriting mit Klassikinput bestens zusammenspielen: mit der Bratsche im Anschlag und dem Wissen um Steve Reichs und La Monte Youngs Minimal-Kompositionen im Kopf, gab er den großartigen Grenzgänger zwischen Klassik und Moderne. Später hat John Cale es auch am Grand Piano exerziert. Anlässlich der neuen Alben von Matthew E. White, Tobias Jesso Jr. und Father John Misty konstatiert Pitchfork, der Opinionleader unter den Musikmagazinen im World Wide Web, jetzt: "Und plötzlich war klar, dass eines der Themen im ersten Viertel dieses Jahres ‚Die Rückkehr des männlichen, klavierspielenden Liedermachers’ sein würde." Stimmt. Es sind mehrheitlich Männer, die zurzeit gerne das Piano spielen und neue Alben veröffentlicht haben. Aber nicht zwingend singen sie Balladen. Es treten an: Chilly Gonzales aus Kanada; Mooryc und Fogh Depot aus Russland; die Grandbrothers und Piano Interrupted aus der Bundesrepublik. Playlist Pour le Piano |