radiohörer - der blog für radiofans
Freitag, 6. November 2015
Heute Abend 23.03Uhr SWR2 "Doppelbelichtung" Die Kunst des Pianisten Achim Kaufmann
mit Harry Lachner

"Double Exposure" nannte Achim Kaufmann eines seiner Alben, "Doppelbelichtung" also: zwei Fotos, nacheinander auf dasselbe Filmmaterial aufgenommen, überlagern einander; Farben und Motive vermengen sich bis zur Ununterscheidbarkeit, losgelöst von ihren ursprünglichen Abbildungszielen, ihrer Realitätsgebundenheit. In einem solchermaßen neu entstandenen Geflecht von Unerwartetem, zuweilen Unentwirrbarem verschwindet die Eindeutigkeit in einem changierenden Geflecht von Flächen und Konturen. Auf die Musik übertragen könnte das bedeuten: scheinbare Antagonismen wie Tradition und Moderne, Harmonie und Freitonalität, Improvisation und Komposition verlieren ihre festumrissene Gestalt. Die Bezüge lassen sich nicht mehr eindeutig einem jeweiligen Referenzsystem zuordnen. Der Pianist, 2001 ausgezeichnet mit dem SWR-Jazzpreis, spielt auf sehr individuelle Weise mit den unterschiedlichen Perspektiven, lässt Motive sich aus der Improvisation heraus entwickeln, die den Charakter des Mehrdeutigen besitzen. Ihre Entwicklung und Erweiterung stellt die festen Bezüge, ja, stellt den Rahmen insgesamt beständig in Frage. Selten hat ein Musiker die Referenzsysteme so fantasievoll in eine sich Opposition gestellt.