radiohörer - der blog für radiofans
Samstag, 12. Dezember 2015
"Broken Music" Neues aus dem Grenzgebiet zwischen Rock, Jazz und Elektronik
Mit Harry Lachner

Ende der siebziger, Anfang der achtziger Jahre wurde Milan Knizak kurzzeitig für sein Konzept der "Broken Music" bekannt. Jedenfalls in den engen Zirkeln zeitgenössischer Kunst und experimenteller Musik. Knizak verwendete das Vinyl als Collage-Material: er klebte zerschnittene Schallplatten zu neuen "Tonträgern" zusammen, behandelte das schwarze Material teilweise wie eine Leinwand: er applizierte darauf Farbspritzer, Abklebungen usw. Fast wehmütig erinnert man sich an diese alt-analoge Experimentierlust und das Risiko des unerwarteten Scheiterns. Spricht man heute von "gebrochener Musik", dann sind es in erster Linie computergestützte Klang-Collagen - oder die Versuche, eine sedierende Kontinuität (alle Kontinuitäten schläfern ein) aufzubrechen. In diesen Rissen, diesen imaginären Schnittstellen (man könnte auch von Wunden sprechen) kann sich jetzt so etwas wie Leben ansiedeln. Die Kunst als Wundbrand - um beim Bild des Schnitts zu bleiben. Einige der Musiker in dieser Nachtsession setzen dieses alte Prinzip der "Broken Musik" mit neuen Mitteln um - etwa das Duo Geins't Naït und Laurent Petitgand, Jim O'Rourke oder David Newman alias Autistici. Es ist keine "Broken Music" im Sinne Knizaks, eher eine Form des Brüchigen, Durchlässigen. Ein Ort, wo Partikel spielerisch zusammenfinden. Dazu gebt es noch Beispiele von Sunn O))), Rocket From The Tombs und Wolf Eyes, die zeigen, wie sich das Selbstverständnis der Rockmusik mit vergleichsweise subtilen Angriffe aushebeln und relativieren lässt.
Playlist
Broken Music


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