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Montag, 29. Februar 2016
"Wie von Geisterhand" Ein Porträt des belgischen E-Pianisten Jozef Dumoulin
Von Karl Lippegaus
Anfangs wollte Harold Rhodes nur eine transportable Alternative zum Klavier erfinden, um Soldaten bei der US-Armee die Möglichkeit zum Musizieren zu garantieren. Bereits im Zweiten Weltkrieg tüftelte Rhodes an einem transportablen elektrischen Klavier. 1965 war endlich der Prototyp fertig, doch vergingen noch einmal Jahre, bis das Fender Rhodes E-Piano sich durchsetzte. Vor allem im Jazz - auf legendären Alben wie ‚Bitches Brew‘ von Miles Davis, bei Weather Report virtuos gespielt von Joe Zawinul, in Chick Coreas ‚Return to Forever‘ oder bei Herbie Hancocks ‚Headhunters‘. Das Rhodes-Piano prägte den Sound des Jazz-Rock wie kein anderes Instrument. Obwohl es nicht mehr gebaut wird und in den 80er-Jahren in Vergessenheit geriet, besteht seit etwa 20 Jahren eine große Nachfrage nach den alten Modellen. Pianisten wie Chick Corea oder auch George Duke, der faszinierendste Keyboardmann Frank Zappas, modifizierten den Fender-Rhodes-Sound durch Ringmodulator und andere Effektgeräte. Heutzutage ist der Belgier Jozef Dumoulin auf den Spuren der großen Vorgänger. Seine Rhodes-Klänge hängen manchmal in der Luft wie tiefe Wolken über einer endlosen Wasserfläche. Die gefühlvoll verzerrten Töne rauen glockenähnliche Akkorde auf und werden in Echtzeit vom Computer weiterbearbeitet. Dumoulin verbindet Soundscaping mit spontaner Improvisation und erforscht die Parameter von Klang, Raum und Zeit. Jozef Dumoulin |