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Montag, 17. April 2017
"Lust und Zwang" Das Phänomen Wiederholung Mit Harry Lachner
Wiederholungen sind blöd! Nein, Wiederholungen schaffen Raum für Erkenntnisse und Kunst! „Nur das Wiederholbare führt zur Kunst“ stellte Gottfried Benn fest. Harry Lachner beschäftigt sich mit dem zweischneidigen Phänomen Repetition in Literatur, Musik und Philosophie.
Mit Harry Lachner http://cdn-storage.br.de/iLCpbHJGNL9zu6i6NL97bmWH_-bf/_-9S/_AbH_Ak6_71S/9583608b-a3db-459d-889d-56efc6f325ef_3.mp3 Macht Wiederholung glücklich? Unbedingt, meinte der Philosoph Søren Kierkegaard. Für ihn bedeutete Wiederholung eine Erinnerung nach vorne, eine Bewegung in die Zukunft. "Die Welt", schreibt er, "hat dadurch Bestand, dass sie eine Wiederholung ist. Die Wiederholung, sie ist die Wirklichkeit und des Daseins Ernst. Wer die Wiederholung will, der ist im Ernst gereift." Es ist dieser lustvolle Wiederholungszwang, dem wir unsere Vorstellung von der Welt verdanken. Wir empfinden eine gewisse Vertrautheit in diesen zweiten, dritten Begegnungen; eine Selbstversicherung, in der erneuten Konfrontation mit jenem Bekannten, das wir sehen, das wir hören. Es beginnt mit den kleinsten, wiederkehrenden Motiven in der Musik und endet mit den großen Zyklen des Lebens. Nur: Was bedeutet Wiederholung? Ein Ereignis, das verdoppelt, das vervielfacht wird, kann schon bei der ersten Wiederkehr nicht mehr mit dem ursprünglichen identisch sein. Denn was geschieht in der Zeit zwischen dem Wiederauftauchen eines Motivs, einer Tonfolge, eines Bildes? Sie alle stehen jetzt in einer Reihe, erhalten eine zusätzliche Bedeutung von all jenen, die vorher aufgetaucht waren. Die Wiederkehr erzeugt eine Erwartung, jede weitere Wiederholung verweist auf eine zukünftige. Erinnerte Vergangenheit wird wiederkehrende Zukunft. Als sei eine Maschine angeworfen, die zielgerichtet ins Endlose weist. Eine Maschine, die an der Oberfläche Identitäten produziert - etwa Andy Warhols Siebdruck mit dreißig Abbildungen der Mona Lisa; oder die 840 Mal wiederholte Taktgruppe in Erik Saties Komposition "Vexations". Es konkretisiert sich nun in der Wiederholung, sowohl einer serigraphischen Reihung als auch in der musikalischen, ein Paradox: das Bild, das statisch war, gerät in Bewegung; was eine musikalische Entwicklung andeutete, friert fest. Ja, selbst ein Reim muss als Wiederholung gedacht werden. Weiter lesen ... ! © Bayern 2, Nachtstudio, |