radiohörer - der blog für radiofans
Montag, 23. März 2015
"Very Saxy!" Der Saxofonist Eddie "Lockjaw" Davis
In den 1940er-Jahren war der Tenorsaxofonist Eddie genannt "Lockjaw" Davis (1922 – 1986) , ein spektakulärer Solist im Grenzbereich zwischen Swing, Bebop und Rhythm & Blues. Sein ruppiges und mit Blues und Gospel getränktes Spiel wurde allseits bewundert und von den lauten R&B-Honkers übernommen.
Ursprünglich war Davis ein Bebopper, eine Zeit lang war seine Gruppe die Hausband im legendären "Minton’s Playhouse". Später, in den 1950er-Jahren, spielte er zahlreiche Alben mit kleinen Combos ein, in denen Organisten eine Rolle spielten. Schließlich fand er in dem Tenorsaxofonisten Johnny Griffin, wie Davis dem harten Drive zugetan und musikalisch ebenso kampflustig, einen geistesverwandten Sparringspartner. In Erinnerung ist eine "Battle of the Saxes" beim Jazzfest Berlin 1982. Am wohlsten fühlte sich "Jaws" jedoch als Solist einer swingenden Bigband wie derjenigen von Count Basie, der Davis zwischen 1952 und 1973 viele Jahre zu unterschiedlichen Zeiten angehörte.
Das Spiel "Lockjaws" ist vital, erdig, robust, extrovertiert und sofort identifizierbar, ob er nun Swing, Bebop, Hard Bop, Soul, Latin oder Fusion spielte. Eine Auswahl der besten Aufnahmen des temperamentvollen Tenoristen stellt Hans W. Ewert in WDR 3 Jazz vor.
Eddie "Lockjaw" Davis

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"Wie eine Maschine, nur besser" Die Verwandlungen des Schlagzeugers Jaki Liebezeit
Von Christoph Wagner
Der Kölner Schlagzeuger Jaki Liebezeit (geb. 1938) ist einer der besten Drummer weltweit. Seit 50 Jahren tüftelt der ehemalige Trommler der deutschen Rockgruppe "Can" an einer Spielweise, die anders klingt, als konventionelles Schlagzeugspiel. Liebezeit startete in den 60er-Jahren als Jazzschlagzeuger, schwenkte nach einer kurzen Freejazz-Phase zur Rockmusik um und spielt seit zwei Jahrzehnten bevorzugt mit Musikern der elektronischen Szene. Dabei hat er seine Trommelphilosophie mehr und mehr verfeinert, die auf steter Wiederholung und absoluter Präzision basiert. "Jaki Liebezeit spielt wie eine Maschine, nur besser," bemerkte einst Holger Czukay, sein Bandkollege von Can. Kein Wunder, dass Liebezeit unter Kennern als einer der einflussreichsten Drummer in der Geschichte des modernen Schlagzeugs gilt.
Wie eine Maschine, nur besser In Flac

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Playback Alex Chilton Von "The Letter" bis "Big Star"
Mit Noe Noack

Bereits mit 16 Jahren gelang ihm mit "The Letter" ein Nummer Eins-Hit, der für zwei Grammys nominiert wurde. Die Popwelt schien nur auf den stürmischen Rock Messias aus Memphis und seine Band die Box Tops gewartet zu haben. Doch jahrelang schleppte Alex Chilton diesen frühen Ruhm wie einen bleischweren Rucksack mit sich herum und schien immer wieder von dessen Gewicht erdrückt zu werden. Bis in die frühen 80er Jahre hatte er damit zu kämpfen, dass er an den frühen Erfolg nicht mehr anschließen konnte. 1971 wollte Chilton ein Big Star sein, kein Popstar und gründete die gleichnamige Band, deren Alben aber floppten. Doch seine einmaligen, herzzerreißenden Songs trafen ein paar tausend Fans mitten ins Herz und bescherten Alex Chilton in der zweiten Hälfte der 80er Jahre immerhin Kultstatus, als Bands wie R.E.M. und The Replacements sein Werk und Big Star würdigten. Das Indie- und Alternativ-Lager feierte ihn dafür, daß die Industrie- und der Mainstream Alex Chilton vergessen hatten. Zum fünften Todestag des Musikers erinnern wir an sein Werk.
Playlist
Alex Chilton

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"Propaganda und Pop" Eine tückische Beziehung
Von Markus Metz und Georg Seeßlen
Propaganda hat eine lange Geschichte. Den Zündfunk Generator interessiert vor allem die Verbindung von Propaganda und Popkultur. Auf den ersten Blick sind das zwei Dinge, die kaum etwas miteinander zu tun haben. In manchem sind sie das exakte Gegenteil von einander. Aber in manchen Punkten sind sie auch wieder so verteufelt verwandt, dass das eine das andere benutzt - ganz so als hätte man gemeinsame Wurzeln. Oder gemeinsame Ziele: Superman gegen die Nazis! Die Helden und Settings von populären Film- oder Comic-Serien, die in den Krieg gegen den Feind ziehen und ihren Vorbild-Charakter ausspielen; die Glamour-Veranstaltungen, die sich für den mehr oder weniger guten Zweck einspannen lassen; nicht zuletzt die Verbindung mit der Warenwelt, von Zigarettenbildern bis zum Spielzeug. Aber die Verbindung von Popkultur und Propaganda war nie in dem Maße "verlässlich", wie es etwa eine reine staatlich gelenkte Propaganda ist. Es kann auch das genaue Gegenteil entstehen: Bilder und Erzählungen, die den Absichten einer Regierung entgegen stehen, indirekt Kritik üben oder Akte der Subversion initiieren. Den Nationalsozialisten war das Geschäft mit Hitlerbildern so sehr zu viel, dass sie eine "wilde" Produktion von Propaganda unterbinden ließen. Die Popkultur beliefert in einem politischen Konflikt immer beide Seiten, und sie richtet sich, wenn auch gelegentlich verzögert, nach einer Mehrheit. Wo wird Pop zur Propaganda? Wo und unter welchen Bedingungen wird Propaganda zum Pop? Wo wird Pop zu einem Gegenmittel gegen Propaganda und wo Propaganda gegen Pop gemacht?
Die Beziehung von Propaganda und Pop untersucht der Generator mit Hilfe von Thies Marsen, BR-Journalist und Kenner der rechten Szene, Pop-Theoretiker Thomas Meinecke und Thorsten Gerald Schneiders, Herausgeber des Buches "Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamistisch-fundamentalistischen Bewegung".
Propaganda und Pop

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Sonntag, 22. März 2015
Jazzfacts vom 19.3.2015
Neues von der Improvisierten Musik
Dietrich Rauschtenbergers Buch: Trombeck - Wie wir den Free Jazz erfunden haben
Verleihung des 10. "Neuen Deutschen Jazzpreises" in Mannheim
"Out of the Underground - Jazz In Polish Cinema 1958-1967"
CD-Neuvorstellungen: Polar Bear (mit Sebastian Rochford), Detail (mit Frode Gjerstad), Paolo Fresu & Daniele di Bonaventura, Ambiq (mit Max Loderbauer, Samuel Rohrer, Claudio Puntin), Matthias Eick

Am Mikrofon: Michael Engelbrecht

Jazzfacts vom 19.3.2015

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"Mulatu Astatke & Band"
Pori Jazz Festival 2014; Aufzeichnung vom 18.07.2014

Mulatu Astatke, Vibrafon, Keyboard & Perkussion
James Arben, Saxofon, Klarinette & Flöte
Byron Wallen, Trompete
Ben Trigg, Gesang
Alexander Hawkins, Piano
Liran Donin, Bass
Tom Skinner, Schlagzeug
Richard Olatunde Baker, Perkussion

Mulatu Astatke & Band

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"Pour le Piano" Musik von Matthew E. White, Father John Misty und Popol Vuh
Mit Judith Schnaubelt

Nach dem Tag der großen Sonnenfinsternis, zwischen Mitternacht und dem neuen Sonnenaufgang hören wir: Zwei verträumte Radiostunden mit Tastentönen verschiedenster Couleur: Ob flirrend, rhythmisch, ambient; hymnisch oder minimalistisch; technoid kühl, jazzig emotional oder auch etwas kitschig. Es wird am Klavier, am Synthesizer, vor allem aber am Flügel gespielt.
Denn der Flügel, das Grand Piano, lange Zeit oft nur noch Edelmöbel in den Luxuslofts einer postmodernen Erben-Bourgeoisie, ist längst wieder entstaubt, neu gestimmt und präpariert. Von der Pop-Generation der Jetztzeit. John Cale, Sohn einer Klavierlehrerin und Student der klassischen Musik am Londoner Goldsmith College, hat es vor 50 Jahren als einer der ersten vorgemacht, wie Undergroundrock und Songwriting mit Klassikinput bestens zusammenspielen: mit der Bratsche im Anschlag und dem Wissen um Steve Reichs und La Monte Youngs Minimal-Kompositionen im Kopf, gab er den großartigen Grenzgänger zwischen Klassik und Moderne. Später hat John Cale es auch am Grand Piano exerziert.
Anlässlich der neuen Alben von Matthew E. White, Tobias Jesso Jr. und Father John Misty konstatiert Pitchfork, der Opinionleader unter den Musikmagazinen im World Wide Web, jetzt: "Und plötzlich war klar, dass eines der Themen im ersten Viertel dieses Jahres ‚Die Rückkehr des männlichen, klavierspielenden Liedermachers’ sein würde." Stimmt.
Es sind mehrheitlich Männer, die zurzeit gerne das Piano spielen und neue Alben veröffentlicht haben. Aber nicht zwingend singen sie Balladen. Es treten an: Chilly Gonzales aus Kanada; Mooryc und Fogh Depot aus Russland; die Grandbrothers und Piano Interrupted aus der Bundesrepublik.
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Pour le Piano

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"Mike Westbrook Band" Konzertmitschnitt vom 2. November 1989, Schauburg, Bremen (!!!)
Der britische Musiker ist für seine Landsleute ein Pionier im Bereich des Jazz. Gemeinsam mit seiner Frau Kate Westbrook und seiner Band trat er im November 1989 in der Bremer Schauburg auf und präsentierte eine Jazzfassung des Beatles-Albums "Abbey Road", die er eigens bearbeitet hatte.
Mit dem Album "Off Abbey Road" hatte der englische Pianist, Komponist, Arrangeur und Bandleader Mike Westbrook 1989 ein weiteres Konzept-Werk veröffentlicht. Seine Bearbeitung der Songs des letzten Beatles-Albums fiel erwartungsgemäß sehr eigen aus.

Westbrook, ein Pionier der britischen New-Jazz-Bewegung der sechziger Jahre, hat über Jahrzehnte Musik zwischen Jazz, Song, Klassik und Cabaret geschaffen. Seine Versionen der "Abbey Road"-Stücke arrangierte er mit zwei Vokalisten im Sinn: seiner Frau Kate und dem Stimmen-Exzentriker Phil Minton. Sie standen im Mittelpunkt des Abends in der Bremer Schauburg.
Mike Westbrook Band

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Samstag, 21. März 2015
Uli Fussenegger "lubricant ply"
- Ursendung -
Als der Kontrabassist Uli Fussenegger im Sommer 2014 bei den Darmstädter Ferienkursen die Premiere des E-Gitarrensolostücks Sgorgo Y des Komponisten Pierluigi Billone hört – realisiert durch Yaron Deutsch -, weiß er nach fünf Minuten, dass er mit genau diesen Klängen selber etwas machen will und muss. »Mir«, so der 1966 geborene Fussenegger, Mitglied im Klangforum Wien, »die angenehmste und unmittelbarste Inspiration, die mir bis dato passiert ist.« Und Ursprungskomponist und Uraufführungsinterpret willigen ein, mit elektroakustischen (De)Montageverfahren die bestechende Glissando-Tour-de-Force der E-Gitarre in einer Zeitlichkeit und Kombinatorik zu arrangieren, wie es Gitarristen-Finger einfach nicht schaffen können.
lubricant ply In Flac

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"Fahrn fahrn fahrn" Songs zum Thema Auto
Mit Karl Bruckmaier

Junge Menschen und das Auto - die Statistiker sagen: Das wird nix mehr - zu teuer, zu eintönig, zu altmodisch. Panik bei VW und Audi, das Apple Car kommt. Anlässlich der alljährlichen Reifenwechselei hilft ein NMX herauszufinden, welcher PS-Typ Sie sind...lieber Curtis Harding oder Neil Young? Sind Sie Snakefinger oder Hot Chocolate, Alex Chilton oder Sea and Cake?
Playlist
Fahrn fahrn fahrn

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