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Samstag, 21. März 2015
Geräuschwelten: Marc Behrens
"Massage mit Vorschlaghammer" heißt ein Stück von Marc Behrens Album "Die Collagenbefragung" von 1989. Den Vorschlaghammer hat er mittlerweile beiseitegelegt und gegen subtilere Klänge eingetauscht.
Die Musik des 1970 geborenen Klangkünstlers, der sich auch mit seinen audiovisuellen Installationen einen Namen gemacht hat, ist geprägt von Fragilität und Zurückhaltung. Es ist ein Sound, der behutsam die akustischen Eigenschaften seines Untersuchungsgegenstandes auskundschaftet. In seinen Stücken, die oftmals einen konzeptionellen Hintergrund aufweisen, experimentierte Behrens mit dem Sound von Bäumen und ging der Verbindung zwischen Militärtechnologien und Computern nach. Er verarbeitete Fieldrecordings von Tieren und Landschaften, erforschte den Klang seiner Geburtsstadt Darmstadt und untersuchte die Akustik seines eigenen Körpers. Bei den Geräuschwelten in Münster bringt er seine Geräuschkunst live auf die Bühne. Marc Behrens In Flac Aufnahme vom 8. Februar 2015 aus der Black Box in Münster, mit Raphael Smarzoch. "Geträumt, gedacht, gedichtet" Musik von Iron & Wine bis Herman Düne
Mit Sabine Gietzelt
Herman Düne hat schon vor 12 Jahren in Berlin vom Grünen geträumt. Heute macht er in Florida als Black Yaya weiter. Seine Songs sind immer noch sehr freundlich, aber es geht darin inzwischen eher um Waffen. Sam Beam hat als "Iron & Wine" ein ähnliches Prinzip verfolgt: Subversion, in sanfte Musik verpackt. Der Franzose Etienne Jaumet hat mit seiner Musik seinen eigenen Traum von kosmischer Musik verwirklicht. Mit 44 Jahren veröffentlicht er eine Platte zwischen Kraut, Techno und Jazz. Und die Damen? Missincat ist nett und Du Blonde macht Ärger. Playlist Geträumt, gedacht, gedichtet "Musik, Architektur und ein Salon"
Der Klarinettist, Saxofonist und Kornettspieler Udo Schindler entwirft Klang und Raum Von Nina Polaschegg
Udo Schindler könnte man tatsächlich als einen "Hans Dampf in allen Gassen" bezeichnen - zumindest wenn man damit seine Umtriebigkeit als Musiker versteht. Und wenn man darum weiß, dass er zusätzlich ein Architekturbüro mit diversen Mitarbeitern leitet und auch hier die Interaktion einen wesentlichen Aspekt seines Denkens und Planens ausmacht - ob in Sanierungsprojekten oder im Entwurf und der Realisierung von Neubauten - der Mensch steht im Mittelpunkt und damit zugleich Farben, Räume, Orte der Kommunikation. Klangräume, Klangfarben, musikalischer Diskurs, auch in seinen zahlreichen Improvisationsprojekten stehen diese Aspekte im Zentrum. Udo Schindler hat einst Flöte studiert, hat sich aber längst der Großfamilie der Einfachrohrblattinstrumente, also Saxofonen und Klarinetten zugewandt und auch das Kornett in sein regelmäßig gespieltes Instrumentarium aufgenommen. Neben seinen Aktivitäten in festen Besetzungen hat der Münchner Improvisator eine Konzertreihe ins Leben gerufen, um die freie Improvisation und das Unvorhergesehene in immer neuen ad hoc Besetzungen zu erproben. Playlist Udo Schindler "Datenspuren" Operation Olympic Games
Von James Hoff und Danny Snelson
Übersetzung aus dem Englischen: Anja Krieger Produktion: DKultur 2014 (Ursendung) Datenspuren In Flac m Rahmen der Reihe Sonarisationen macht James Hoff Computerviren hörbar. 'Operation Olympic Games' ist der Name eines US-Regierungsprogramms, das den Auftrag hatte, Computerviren, Trojaner und Würmer für Geheimdienste und Cyberkriegsführung zu entwickeln. Der Künstler James Hoff infiziert sein Klangmaterial mit Schadsoftware und nutzt die gefährlichen Programme mit Namen wie Stuxnet, Flame oder Skywiper als Kompositionswerkzeuge. Seit Anfang des Jahres laufen seine Klangminiaturen, die das Wirken von Computerviren hörbar machen, in unserer Reihe 'Sonarisationen'. Hoff entwirft ein spekulatives Szenario. Wie klingt es, wenn sich ein Virus verselbstständigt? Die Arbeit wirft zugleich Fragen über die Verbreitungswege von Viren auf. Funktionieren manche Ideen nicht wie Viren? In der Sendung erläutert der Medienwissenschaftler Danny Snelson die Faszination für den eingeschleusten Code und lässt sich dabei von James Hoffs Musik infizieren. "Viruses, like art, need a host. Preferably a popular one." (James Hoff) James Hoff, geboren 1975 in Fort Wayne, ist Künstler und Kurator. Seit 2006 betreibt er den Independent-Verlag 'Primary Information'. Zahlreiche Ausstellungen und LP-Veröffentlichungen. Lebt in Brooklyn, NY. Danny Snelson, geboren 1984, lebt als Autor, Herausgeber und Archivar in Philadelphia. Zahlreiche Beiträge für UbuWeb und PennSound. "Mehr als modernistisch" Der Pianist und Keyboarder Jason Moran im Porträt
Von Harry Lachner
So viel Vergangenheit war nie - könnte man salopp sagen. Es ist also wenig erstaunlich, dass sich zuletzt Hommage-Projekte häuften, bei denen die Vergangenheit mal als museal Konservierungswertes in die Gegenwart herübergerettet, mal die "Meilensteine" auf ihre Aktualität hin geprüft werden sollten. Auch der Pianist Jason Moran griff diesen Trend auf. Zunächst mit einem Thelonious-Monk-Projekt, zuletzt mit seiner "A Joyful Elegy for Fats Waller". Moran bezeichnete sich einmal als "Modernisten", als einen, der er alte Dinge mit neuen Ideen auflade - mithin also die vielfältigen Verbindungslinien zwischen der Tradition und einer neuen Ästhetik neu gestaltet. Seine ganze bisherige Arbeit, ob in den Ensembles anderer Musiker (etwa bei Charles Lloyd) oder mit seinem Bandwagon-Ensemble, steht unter diesem Zeichen einer Neuerfindung der Geschichtsbezüge und einer künstlerischen Selbstversicherung - ohne jede Form der Nostalgie. Playlist Jason Moran In Flac "Bird Lives" Ein Porträt des Altsaxofonisten Charlie Parker
Als Charlie Parker (1920-1955) am 12. März 1955 in der Wohnung der Baronin Nica de Koenigswarter vor dem Fernseher starb, war sein Mythos schon längst geboren: Charlie "Bird" Parker als der genialisch virtuose Revolutionär, der mit einer Handvoll Freunde die Sprache des Jazz neu formuliert hatte.
Und dessen musikalisches Genie dem Wahnsinn der Drogen-Sucht zum Opfer fiel. Die Jazzhipster New Yorks feierten ihn trotzig mit Graffitis: "Bird Lives!" Jahrzehnte später nahm Clint Eastwood das kurze Leben des Charlie Parker zum Ausgangsmaterial zu einem Breitwand-Epos, der ein weiteres Mal den Mythos unterstrich. So steht der Name Charlie Parker bis heute für zweierlei: für den Eintritt des Jazz in seine Moderne und seine mythologische Verklärung als Passionsgeschichte, Heldenlegende und Gründungsmythos. Bird Lives techné [65]: Archive der Elektroakustischen Musik (2)
In dieser Folge: Wohin verschwanden die Erstlingswerke der GRM-Komponisten François Bayle und Bernard Parmegiani und warum klingt Iannis Xenakis "Bohor" auf der einzigen CD-Veröffentlichung des Stückes so schlecht? Was verschwieg uns Xenakis in den Texten zu seiner Komposition "La Légende d'Eer"? Und warum konnte Boulez zurückgezogenes Stück für Tonband und Orchester "Poésie pour pouvoir" trotzdem auf CD erscheinen? Was wünschen sich die Forscher der elektroakustischen Musik? Sollte man deren Archive allen zugänglich machen?
François Bayle: Archipel Teresa Rampazzi: Musica endoscopica Bernard Parmegiani: Phonosophobe Iannis Xenakis: Bohor James Whitman: Kontrabass Solo für Xenakis Iannis "La Légende d'Eer" Pierre Boulez: Poésie pour pouvoir Archive der Elektroakustischen Musik (2) In Flac Moderation: Reinhold Friedl "Home is where the Heart is" Heimatklänge von Linz bis Kingston
Mit Noe Noack
Attwenger aus Niederösterreich melden sich mit einem neuen Album zurück: Auf "Spot" gibt’s sowohl traditionelle Tracks wie elektronische Rap-Nummern, aber der Sound bleibt dank Dialekt immer heimatverbunden. Sie haben sich auch die Freiheit genommen (und die Genehmigung bekommen) ihre bayerischen Kollegen von Kofelgschroa zu sampeln. Auch in Kingston, Jamaika verschwimmen zusehendes die Herkunftsgrenzen der Musik, aber trotzdem gelingt es Musikern wie dem Briten Adian Sherwood so etwas wie lokale Verortungen musikalisch herzustellen. Playlist Home is where the Heart is "Re:Active" Der Saxofonist Alfred 23 Harth
In den siebziger und achtziger Jahren gehörte Alfred 23 Harth zum Kern der experimentierfreudigen Frankfurter Jazzszene, wo er an ganz unterschiedlichen Projekten beteiligt war. Dabei bezog der Saxofonist immer wieder Literatur und andere Kunstformen in seine Ästhetik mit ein. Seit etlichen Jahren lebt Harth in Seoul und initiiert dort zahlreiche Projekte mit koreanischen Musikern.
Das Sogenannte Linksradikale Blasorchester, Duos mit Heiner Goebbels, Just Music, Vladimir Estragon, Cassiber - das sind nur einige wenige Projekte, an denen der Saxofonist Alfred 23 Harth über die Jahre hinweg beteiligt war. Dabei war die Gründung der Band "Golden Circle" mit David Murray ganz entscheidend, denn diese Formation nahm sich traditionelle koreanische Hofmusik als Ausgangspunkt für die Improvisationen. Ein erster Schritt Harths auf dem Weg nach Seoul. So verschieden die Bandprojekte auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, gemeinsam ist ihnen die Idee, Musik als soziales Handeln zu begreifen. Für einen Musiker und Konzeptionalisten wie Harth ist eine freie künstlerische Kommunikation die Voraussetzung für gesellschaftliche Veränderungen - oder zumindest ein Gegenentwurf zu den herrschenden Machtstrukturen; seien es nun institutionalisierte oder mediale. Diese Haltung, Musik- und Kunstproduktion nicht isoliert zu betrachten, sondern immer einen gesamtgesellschaftlichen oder historischen Zusammenhang mitzudenken, prägt bis heute das Schaffen von Alfred 23 Harth. musiklaufplan2068 (pdf, 12 KB) Alfred 23 Harth In Flac "Past Present Future 10.3.2015" Musik von Dusty Springfield, Cold War Kids & Denyo
Mit Roderich Fabian
Blue-eyed Soul nannte man das, was Dusty Springfield auf ihrem Album "Dusty in Memphis" sang, nun wird die junge Natalie Prass mit ihr verglichen. Ähnlich emphatisch rocken die Cold War Kids auf ihrem neuen Album, während ihre amerikanischen Landleute von Houndmouth eher in der relaxten Country-Rock-Tradition stehen. Der Absolute Beginner Denyo aus Hamburg versucht sein x-tes Comeback, während sein britischer Kollege Ghostpoet erst gar nicht abtauchen will, sondern auch mit dem neuen Album angesagt bleibt. Playlist Past Present Future 10.3.2015 ... Ältere Stories
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