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Donnerstag, 26. März 2015
Maja Solveig Kjelstrup Ratkje
Vorgestellt von Sebastian Hanusa
Die norwegische Komponistin und Vokal-Performerin Maja Solveig Kjelstrup Ratkje (* 1973) bewegt sich in mehreren musikalischen Welten. Mit drei weiteren Musikerinnen gründete sie das Improvisations-Ensemble SPUNK; ihre Kammermusik findet sich im Repertoire des Ensemble Intercontemporaine oder des Klangforum Wien. Mit ihren Soloperformances ist sie auf Jazz- und Neue-Musik-Festivals präsent. Überdies schreibt sie Orchesterwerke, (Baby-)Opern sowie Musik für Hörspiel, Tanz und Theater: u. a. für Projekte von Elfriede Jelinek oder der schwedischen Choreografin Lotta Melin. Ratkje versteht ihre Kunst stets auch politisch und bezieht Stellung: gegen die norwegische Ölindustrie, zur Asylpolitik oder gegen die Verurteilung von Pussy Riot durch die russische Justiz.
Maja Solveig Kjelstrup Ratkje In Flac

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"Aus den Katakomben ins Stadion" Die Geschichte des Jazzfestival Sopot 1956/57
Von Bert Noglik
Das erste polnische Jazzfestival 1956 in Sopot bedeutete Aufatmen nach einer Phase stalinistischer Unterdrückung, die sich auf alle Lebensbereich erstreckte und den Jazz in den Untergrund zwang. Nach der "Katakomben-Ära", in der Jazz jahrelang nur in Kellern und Privatwohnungen gespielt werden durfte, drang diese Musik nun an das Tageslicht der Öffentlichkeit. Den Siegeszug des Jazz in Polen begleiteten Enthusiasmus und Sehnsucht nach Freiheit. Bereits beim ersten Jazzfestival in Sopot trat der später legendäre Pianist Krzysztof Komeda mit seiner Band auf. Das zweite Jazzfestival in Sopot, an dem eine von Werner Wunderlich geleitete Delegation mit Joachim-Ernst Berendt und deutschen Jazzmusikern - unter ihnen Joki Freund, Albert und Emil Mangelsdorff - teilnahm, wurde zugleich zu einem Symbol eines ersten freundschaftlichen Austauschs zwischen Deutschen und Polen nach dem zweiten Weltkrieg.
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Aus den Katakomben ins Stadion

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"Soul Station" Die Musik des Tenorsaxofonisten Hank Mobley
Hank Mobley (1930 – 1986) war kein Superstar des Jazz. Auch wenn er mit Horace Silver zu den Gründungsmitgliedern der Jazz Messengers gehörte und kurzzeitig an der Seite von Miles Davis spielte, konnte er doch nie den Status eines John Coltrane oder Sonny Rollins erlangen.
Dennoch war Mobley eine bedeutende Stimme im Jazz, insbesondere im Hardbop der 1950er und 1960er Jahre. Sein lyrisches, gleichzeitig außergewöhnlich bluesgetränktes Spiel war sein Markenzeichen. WDR 3 Jazz widmet eine ganze Sendung dem Leben und der Musik des US-amerikanischen Saxofonisten, der 1986 an den Folgen seines Drogenmissbrauchs starb.
Soul Station In Flac

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Geräuschwelten: Giuseppe Ielasi
Giuseppe Ielasi komponiert elektroakustische Versuchsanordnungen zwischen Groove und Experiment. Der in der Nähe von Mailand lebende Produzent musiziert mit Gummibändern, Blechbüchsen und Metallstäben.
Mit seinem Computer arrangierte er hunderte von Samples zu klanglichen Vexierbildern aus Fieldrecordings, Gesangsfetzen, defekten Schallplatten und klickenden Störgeräuschen. Auf seinen frühen Solo-Alben trat Ielasi noch als Gitarrist in Erscheinung, der sein Instrument mit elektronischen Klängen fusionierte - eine stimmungsvolle Musik.
Atmosphärisch mag es der Italiener auch heute noch. Auf dem Album "August" erhöht er die Raumtemperatur mit Drones, die er aus Blasinstrumenten und elektronischen Quellen generiert. Dass seine Musik nicht nur für herbstliche Abende geeignet ist, stellt er im Rahmen des Münsteraner Geräuschwelten Festivals unter Beweis.
Giuseppe Ielasi
Aufnahme vom 8. Februar 2015 aus der Black Box in Münster, mit Raphael Smarzoch.

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"Neues von der Bettkante" Musik von Panda Bear, Future Brown und Belp
Mit Thomas Meinecke

Heute mit einigen exzentrisch-popistischen Produktionen, die großteils auf der Bettkante des Post-Dubstep entstanden. Große Studios benötigt man für diese sehr intelligente neue Musik jedenfalls nicht. Wir werden Musik aus London, Manchester/Göteborg, New York, Kenora, Ontario, Frankfurt und München hören, wo im letzten Jahr mit Schamoni Musik ein abenteuerlustiges Label vermehrt von sich hören ließ, dessen Betreiber, Sebastian Schnitzenbaumer, mit seinem Projekt Belp in einem stilistischen Gerüst aus futuristischem Jazz, Illbient Exotica und hochaktuellem Post Dubstep äußerst prominent im eigenen Katalog rangiert. Des Weiteren: Neues von Panda Bear und Future Brown, konterkariert mit Klassikern von Brian Eno, Andy Mackay und Herb Alpert.
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Neues von der Bettkante

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Montag, 23. März 2015
"Beständig visionär" Das "Tradition Trio" mit Johannes Bauer, Alan Silva und Roger Turner in der Manufaktur Schorndorf
Am Mikrofon: Julia Neupert
Seit 1992 spielen sie im "Tradition Trio" zusammen, der deutsche Posaunist Johannes Bauer, der britische Schlagzeuger Roger Turner und der amerikanische Synthesizer-Spieler Alan Silva. Schon der Bandname verweist auf den Respekt, den die drei gegenüber den Traditionen der improvisierten Musik empfinden - wobei ihr Traditionsbegriff definitiv nicht mit einer verklärenden Rückbesinnung auf die Vergangenheit einhergeht. Es ist vielmehr die seit jeher drängende Energie des Free Jazz, sein formaler und klanglicher Frei-mut und seine komplexen Interaktionsräume, die für die Musik von Bauer/Silva/Turner katalysierend wirken. Ihr Konzert in der Manufaktur Schorndorf im Dezember vergangenen Jahres war ein eindrucksvolles Zeugnis für die ungemein facettenreiche Vitalität, die diesem Trio eigen ist.
Tradition Trio In Flac

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Berliner Jazztage 1980 - The French Connection
Die französische Jazzszene zählt zu den stilistisch vielfältigsten in Europa. Jazztradition und Avantgarde mischen sich mit der Rückbesinnung auf Folklore. Ständig kommen neue Namen auf die Szene. Nicht in Abgrenzung zu den Wegbereitern, oft gemeinsam mit ihnen. Auch das hat Tradition. 1980 begegneten sich Musiker im Alter zwischen 24 und 49 Jahren in Berlin und präsentierten in unterschiedlichen Konstellationen die French Connection.
The French Connection
François Jeanneau: Saxofon
Jean Louis Chautemps: Saxofon
Didier Lockwood: Violine
François Couturier: Piano
Henri Texier: Bass
Jean Paul Celea: Bass
Daniel Humair: Schlagzeug
Konzertmitschnitt vom 29.10.1980; Philharmonie

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"Meister der ver-rückten Rhythmen" Der New Yorker Schlagzeuger Jim Black (!!!)
Von Thomas Loewner
Seit der aus Seattle stammende Schlagzeuger Jim Black Anfang der 1990er-Jahre nach New York gezogen ist, hat er sich zu einem der meistgefragten Schlagzeuger der internationalen Avantgarde-Szene entwickelt. Kollegen wie Tim Berne, Dave Douglas, Uri Caine oder europäische Musiker wie der Bassist Carlos Bica schätzen ihn wegen seiner immensen technischen Fähigkeiten und überbordenden Kreativität. Black ist stets ein Garant für druckvolle Grooves. Gleichzeitig versteht er es meisterhaft, Rhythmen durch gezielte Auslassungen oder zeitversetzte Schläge zum Straucheln zu bringen. Sein Spiel bleibt dadurch zu einem gewissen Maß stets unberechenbar und ist gerade deshalb enorm spannend anzuhören. Nicht nur als Sideman zählt Jim Black seit Jahren zur ersten Liga der Jazz-Schlagzeuger. Mit eigenen Projekten wie der Band AlasNoAxis und seinem aktuellen Trio gemeinsam mit dem Salzburger Pianisten Elias Stemeseder und Bassist Thomas Morgan zeigt er außerdem, dass er ein vielseitiger Leader ist.
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Jim Black In Flac

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"Maiden Voyage" Herbie Hancocks ozeanisches Konzeptalbum aus dem Jahre 1965 ...magische Musik....
Der erst 24-jährige Pianist Herbie Hancock war am 17. März 1965 in den Rudy van Gelder Studios um ein Album aufzunehmen, das zu seinen besten in den 60er Jahren gehört. Manche Kritiker zählen es sogar zu den "großartigsten der Jazz-Nachkriegsgeschichte“.
Stücke wie "Maiden Voyage" oder "Dolphin Dance" sind Beispiele für das Konzept, das sich Herbie Hancock ausgedacht hat: Das ganze Album sollte eine ozeanische Atmosphäre schaffen. Diese Kompositionen etablierten sich im Laufe der Jahre obendrein als Standards im Jazz. Diese vor 50 Jahren aufgenommene Platte steht wie keine andere für das Frühwerk des Pianisten. Sie verbindet die Coolness der modalen Phase von Miles Davis mit dem Temperament von Art Blakeys Jazz Messengers. Ein Rückblick.
Maiden Voyage In Flac

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"Markante Klänge" Höhepunkte vom Internationalen Jazzfestival Saalfelden 2014 (1/3)
Mit dem Amir ElSaffar Quintet, dem Quartett Gradischnig/Nagl/Herbert/Vatcher und Get The Blessing
Am Mikrofon: Gerd Filtgen
Das 35. Internationale Jazzfestival Saalfelden wurde erneut seinem Ruf als Austragungsort spannender musikalischer Begegnungen gerecht: Dabei wurde der Bezug zur Traditionslinie des Jazz nicht museal aufbereitet. Es erfolgten Vernetzungen mit Musik aus anderen Kulturen und Diskurse in avantgardistische Bereiche, die aber auch offen für Pop-Einflüsse waren. Der Trompeter Amir El Saffar ließ von irakischer Folklore beeinflusste Melodien in seine Themen einfließen und erzielte damit wechselnde Stimmungsbilder von meditativer Besinnung bis hin zu extrovertiertem Ausdruck. Die coolen Aktionen der beiden Saxofonisten Herwig Gradischnig und Max Nagl in den kreativen Regionen improvisierter Musik wurden kongenial von dem raffiniert agierenden Rhythmus-Team der Formation beantwortet. Und das britische Quartett "Get The Blessing"verkörpert den Typus einer Band, die vitale Elemente aus Jazz, Rock, Punk und Pop auf originelle Weise fusionieren.
Playlist
Markante Klänge 2 In Flac

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