radiohörer - der blog für radiofans
Samstag, 21. Februar 2015
Barry Graves über die Grateful Dead "Die Kommune der dankbaren Toten"
Rockband, psychedelische Drogenkommune und reisender Zirkus. Die Grateful Dead waren 30 Jahre lang alles zugleich. 1965 gegründet und 1995 aufgelöst, prägte die Gruppe die Musikszene im San Francisco der 60er-Jahre entscheidend mit.

Barry Graves widmete ihr 1975, auf dem Höhepunkt ihrer ersten Karriere, ein langes Porträt.
Die Kommune der dankbaren Toten
RIAS 1975

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"Soul Jazz Revue" Großartige Takes aus betrüblichem Anlass
Mit Thomas Meinecke

Heute mit einem Stapel toller Soul Jazz Platten, die wir uns aus dem Anlass zu Gemüt führen werden, dass auf ihnen zu hörende Protagonisten im Lauf des vergangenen Jahres verstorben sind. Und es sind ja noch viel mehr große Stilisten des Jazz gestorben, als in einer Stunde Nachtmix unterkommen können. Darum hat sich Thomas Meinecke für die Soulvollen entschieden, mit denen auch Menschen, die kaum Jazz hören, glücklich werden. Als da wären die Pianisten Horace Silver und Joe Sample, die Schlagzeuger Idris Muhammad und Frankie Dunlop, die Holzbläser Paul Horn und Al Belletto, der Sänger Jimmy Scott und der Big Band Leader Gerald Wilson.
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Soul Jazz Revue

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Donnerstag, 19. Februar 2015
"Chuck Prophet & The Mission Express"
Konzertmitschnitt vom 10. Oktober 2007, Event-Studio, Radio Bremen
Sein Name ist auf ewig mit der Gruppe "Green On Red" verbunden. Mit Anfang Zwanzig war der Gitarrist und Sänger Mitglied der Desert-Rock-Formation um Dan Stuart geworden. Deren Gewicht in der Geschichte der alternativen US-amerikanischen Rockszene war – rückblickend - so enorm, dass es vor einigen Jahren sogar zu kurzfristigen Wiedervereinigungen der "klassischen" Besetzung samt Prophet kam.
Der hatte sein Solo-Debüt 1990 veröffentlicht. In den Folgejahren erschienen einige bemerkenswerte Alben. Doch Prophets Karriere wurde durch Drogenprobleme beeinträchtigt. Die schwierigen Zeiten hat er hinter sich gelassen.
Seit Jahren präsentiert sich der Mann aus Nordkalifornien als verlässlicher Rock-Songwriter, der als Produzent und Songwriter auch gerne mal Kollegen unter die Arme greift. Beim Bremer Konzert im Herbst 2007 waren er und seine Band in exzellenter Verfassung.
Chuck Prophet & The Mission Express

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Mittwoch, 18. Februar 2015
"Pharoah Sanders Quartet" Live vom Pori Jazz Festival
Pharoah Sanders Quartet:
Pharoah Sanders, Tenor-Saxofon
William Henderson, Piano
Oliver Hayhurst, Bass
Jim Calderazzo, Schlagzeug
Pharoah Sanders Quartet
Pori Jazz Festival (Finnland) Aufzeichnung vom 17.07.2014

Der amerikanische Saxofonist Pharoah Sanders - der in diesem Jahr immerhin auch schon 75 Jahre alt wird - hat viele Kapitel Jazzgeschichte mitgeschrieben. Der große John Coltrane hat Sanders in den 1960er-Jahren in seine Band geholt und ihn gefördert. In gewisser Hinsicht ist Sanders - zumindest in spiritueller Hinsicht - einer der wichtigsten Erben von Coltrane. Unvergessen sind zum Beispiel seine grandiosen Alben 'Karma' oder 'Thembi'. Pharoah Sanders war in den letzten Jahren vergleichsweise selten in Europa zu hören, aber wenn er denn einmal hier auftrat, zum Beispiel beim Jazzfest Berlin 2013, dann ging noch immer jede Menge Zauber von ihm aus. Sein unverkennbarer Ton auf dem Saxofon, das Überblasen seines Instrumentes, die hymnischen Intros seiner Stücke, seine großen Melodiebögen und die bereits angedeutete spirituelle Kraft - all das kann man noch immer von ihm erwarten. Im letzten Sommer präsentierte Sanders beim PORI Jazz Festival sein vergleichsweise neues Quartett, in dem es neben ihm eine große Konstante gibt - den Pianisten William Henderson, mit dem Sanders bereits seit Jahrzehnten zusammen spielt. Den Bass spielt mittlerweile Oliver Hayhurst und am Schlagzeug sitzt Jim Calderazzo.

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"Stilmix" Musik von Pop bis Afro-Funk
Mit Michael Miesbach

Eine Auswahl an neuen Veröffentlichungen, die in ihrer stilistischen Breite symptomatisch ist für eine immer wieder auch anregende Heterogenität der Pop-Gegenwart. Zu hören gibt es u.a. den Berliner Produzenten Freestyle-Produzenten Oliver Doerrell alias Cummi Flu, den Pop-Exzentriker BC Camplight, den House-Melancholiker Martin Enke alias Lake People oder die Gitarren-Stilisten Ben Chasny (Six Organs of Admittance) und Sir Richard Bishop. Dazu eine klasse Jazzfunk / Souljazz-Compilation des oberbayerischen Tramp Labels, Neo-Afrofunk von Onom Agemo & The Disco Jumpers und Ausschnitte aus dem bemerkenswerten zweiten Album "Circutious" des Ausnahme-Produzenten Afrikan Sciences.
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Stilmix

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Samstag, 14. Februar 2015
"Family Affairs"
Mit Jay Rutledge

Fathers and Sons: Ob das Leonard Cohen und sein Sohn Adam oder der König des Desert Blues Ali Farka Toure und sein Sohn Vieux Farka. Sofort stellt sich die Frage: Berufssohn oder Erbe der Genialität des Vaters? In jedem Fall ist die Hürde, erfolgreich zu sein, hoch: Wer möchte schon als Sohn von Bob Dylan auf die Welt kommen und Musiker werden? Bei manchen ist der Ärger vorprogrammiert wie bei Steve Earle und seinem Sohn Justin Townes Earle. Manchmal drehen sich die Verhältnisse aber auch um, wenn der Vater von seinem Sohn überflügelt wird: so geschehen beim Kora Spieler Toumani Diabate aus Mali, dessen Sohn Sidiki Diabate als Hiphopstar zuhause in Bamako Stadien füllt. Andere kommen schon mit riesen Erwartungen auf die Welt: so wie das Kind von Bela Fleck und seiner Frau Abigail Washburn beide gefeierte Banjospieler. Und was ist eigentlich mit den Töchtern? 2 Stunden musikalische Familiengeschichten mit Jay Rutledge.
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"Luke Jackson"
Konzertmitschnitt vom 19. November 2014, Kulturzentrum Schlachthof, Bremen
Das Debüt-Album mit 17 veröffentlicht

Luke Jackson kommt aus Canterbury im englischen Südosten. Sein Vater hatte ihm erste Griffe auf der Gitarre gezeigt – und ihn für seine Sammlung an Songwriter-Alben begeistert. Erste Lieder schrieb Luke bereits als junger Teenager. Der Vater half ihm dabei, die Kneipen und Clubs der Umgebung abzugrasen, damit er sich bei "Open Mike"-Abenden bewähren kann.
Schließlich erfuhr Luke professionelle Unterstützung. Der walisische Songwriter Martyn Joseph nahm sich seiner an. Mit ihm ging er auf Tournee, ebenso mit dem Duo "Show Of Hands". Joseph produzierte auch das Debüt-Album des Youngsters – da war der gerade 17. Das Bremer Publikum des "Fresh Folk"-Abends von "Sparkasse in concert" erlebte Luke Jacksons Deutschland-Premiere im November 2014. Begleitet wurde er von Drummer Owen Connor.
Luke Jackson

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Freitag, 13. Februar 2015
"A Man Called Adam" Über einen in Vergessenheit geratenen Jazzfilm (1966)
Dieser epochemachende Jazzfilm, vielleicht der letzte seines Genres, brachte 1966 die Talente von Sammy Davis Jr., Benny Carter, Mel Tormé, Nat Adderley, Louis Armstrong, Babs Gonzales und Frank Sinatra Jr. zusammen.
Der Film geriet schon kurz nach seiner Veröffentlichung weitgehend in Vergessenheit. Schade. Besonders schade aber um den Soundtrack dieses Streifens, den Prof. Bop in dieser Sendung vorstellt.
A Man Called Adam

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Alban Berg zum 130. Geburtstag
Er war der erfolgreichste der großen drei der Zweiten Wiener Schule. Seine Oper Wozzeck ist seit ihrer Uraufführung 1925 an der Berliner Staatsoper bis heute an den großen Musiktheaterbühnen der Welt präsent. Wie sein Lehrer Arnold Schönberg entfernte sich Alban Berg von der Tonalität und komponierte später ebenfalls zwölftönig. Trotzdem gilt er als "letzter Romantiker". Seine hochexpressive Musik leuchtet in menschliche Abgründe; Schönberg sprach von "überströmender Wärme des Fühlens". Rein quantitativ ist sein Schaffen relativ überschaubar, Alban Berg benötigte für jedes seiner exemplarischen Werke ein hohes Maß an Zeit.

Dafür aber gleicht kein Werk dem anderen; immer fand er individuelle Lösungen – von der frühen Klaviersonate, die er einsätzig beließ, über die aphoristischen Klarinettenstücke, die komplex-dämonischen Orchesterstücke, die intime Lyrische Suite bis hin zu seinen Liedern und seiner unvollendeten Oper Lulu, der er eine gigantische symmetrische Konstruktion zugrunde legte. Und in seinem zwölftönig komponierten Violinkonzert finden sich trotzdem Dreiklänge, eine Volksweise und ein Bach-Choral. Alban Berg – ein Komponist, dessen Musik bei aller konstruktiver Strenge ein Höchstmaß an Leidenschaft und Intensität enthält. "Der Unterschied zwischen Liebschaft und Liebe ist ungefähr der gleiche wie zwischen einem Gassenhauer und einer Symphonie", so der Komponist über sein Verständnis intensiven Fühlens.
Alban Berg zum 130. Geburtstag

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Playback: "Bob Marleys Erben" Ein Stammbaum der Reggae-Legende
Mit Noe Noack

Könnte Bob Marley seinen 70.Geburtstag am 6. Februar erleben, er würde heute wahrscheinlich in der gleichen Liga rocken wie seine Zeitgenossen Bob Dylan und die Rolling Stones. Gestorben ist der König des Reggae allerdings bereits am 11.Mai 1981, besiegt vom Krebs. Die Erinnerungen an Marley werden überstrahlt vom gigantischen Mythos. Bob Marley, der erste Popstar der III: Welt ist eine globale Ikone, die für alles Mögliche herhalten muss und mit der sich überall auf diesem Planeten Menschen identifizieren. Marley, der mythenumrankte, der mit seinen Songs als Soul- und Rasta-Rebell gegen die Ungerechtigkeit und Unterdrückung in der Welt kämpfte, dem die Botschaft seiner Musik immer wichtiger schien, als Ruhm und Geld, wird heute als Marke verkauft. So erfolgreich war er zu Lebzeiten nie. Über 30 Jahre nach seinem Tod bringt Bob Marley seinen Erben jährlich über 20 Millionen Dollar Gewinn.
Seine musikalischen Erben konnten nie aus seinem übergroßen Schatten treten. Die sprechsingende Deejay-Generation um Yellowman und Eek A Mouse, die Pioniere der Dancehall-Kultur, die in den 80ern den Spaß zurück in die Musik brachten, Politik und Rasta-Themen im Reggae mit witzigen Alltagsthemen und großem Entertainment ablösten, funktionierten nur in den afro-karibisch geprägten Communities dieser Welt. Sie hatten nicht die Message und das Charisma, das Marley zum Heilsbringer und globalen Popstar werden ließ.
Die Künstler, die seine spirituellen, sozialen wie politischen Überzeugungen teilten und auch als Songschreiber und Sänger das Potential hatten, um in seine Fußstapfen zu treten, scheiterten mitunter tragisch und konnten nicht einmal an seinem Thron kratzen. Von seinen ehemaligen Wailers-Mitstreitern Bunny Wailer und Peter Tosh, über Dennis Brown bis zu den Vertretern des Roots-Revivals in den 90ern bis heute reicht die Liste seiner musikalischen Erben, die nicht annähernd an seinen Erfolg anschließen konnten. Bleiben Bob Marleys leibliche Söhne. Am spannendsten ist die musikalische Entwicklung von Stephen und Damian. Vor allem Damian Marley hat es in den letzten zehn Jahren verstanden das musikalische Erbe seines Vaters mit modernen Strömungen im US-amerikanischen Hip Hop und R n‘ B kurzzuschließen. Seine Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Rapper NAS und seinem Bruder Stephen verbindet erfolgreich die musikalischen und spirituellen Wurzeln des Vaters aus den 60er und 70igern mit dem Hier und Heute. Aus dem riesigen Schatten des Vaters kann aber auch Damian Marley bei allem Talent nicht heraustreten.
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Bob Marleys Erben

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