radiohörer - der blog für radiofans
Sonntag, 25. Januar 2015
"The Bad Boy of Music" Der Pianist und Komponist George Antheil
Eine Sendung von Stefan Fricke
"Ich war nicht nach Europa gekommen, um Konzertpianist zu werden. Das war reiner Zufall. Ich war rübergekommen, um ein Mädchen namens Anne Williams zu suchen." Besagte und Geliebte hatte der Amerikaner George Antheil kurz zuvor kennengelernt. Und nun, 1922, war er da, mit 22 Jahren, und entschied sich, ein ganz ernsthafter Klaviervirtuose und Komponist zu werden, und er wurde schnell das Enfant terrible des Kulturbetriebs - in Berlin wie in Paris, in Wien wie dann (ab 1933 wieder ganz) in New York, wo er am 12. Februar 1959 starb. Seine Hinterlassenschaft: raffinierte, hart-kühl-scharfgeschnittene Klaviersonaten, ein revolutionäres "Ballet mécanique", die 1930 in Frankfurt uraufgeführte Zeit-Oper "Transatlantic", die originelle Autobiografie "Bad Boy of Music" mit reichlich Stoff und auch Zoff.
George Antheil

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Samstag, 24. Januar 2015
Radiophon 01/2015 ... mit Harry Lachner
Sein Mix aus Soundtracks, Filmausschnitten und allen möglichen Musiken, ist immer ein kleines Kunstwerk.
Ich genieße diese 55Minuten sehr.
Allein ein Blick in die Playlist verrät einiges.
Playlist
Viel Spass dabei !
Radiophon 01_2015 Lachner In Flac

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"Protest!" Der Sound des amerikanischen Widerstands
Mit Matthias Röckl

Eine Hip Hop Initiative in Brooklyn ruft Rapper auf, sich doch endlich mal in ihren Songs mit den ‘realen’ Themen zu beschäftigen, wie mit Rassismus in Amerika. Anlass dazu gibt es genug. #Hip Hop Zero Campaign nennt sich diese Aktion, um die es u.a. in der Nachtsession aus New York City geht. Dazu gibt es neue Protestsongs, musikalische Reaktionen auf Police Brutality in den USA, von G-Unit, J. Cole und Alicia Keys. Wenn neue Protestmusik entsteht, lohnt es sich auf den Soundtrack früherer Protestbewegungen zurück zu blicken. In Krisenzeiten entstehen Songs unmittelbar nach tragischen Geschehnissen, wie bei Musik von John Coltrane und Terry Callier.
Protest!

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Freitag, 23. Januar 2015
"Kleine Tiere - Große Geister" Die Menagerie der Renée Sintenis
Von Christiane Helle

Renée Sintenis war eine der populärsten Künstlerinnen der 20er Jahre. Schöpferin anmutiger Tierplastiken – Pferde, Fohlen, Rehe, Hündchen – im Miniformat von 12 bis 40 Zentimetern, später auch größer: Unter Kunstschriftstellern kontrovers diskutiert, von Liebhabern heiß begehrt, von manchen auch als "Nippes" diffamiert.
Bis heute ist die Sicht auf das Werk der Sintenis von Unkenntnis und Vorurteil geprägt. Wer weiß schon, dass die Bären der Berlinale und der Bär an der Autobahn Dreilinden, Symbol der Stadt Berlin, von Renée Sintenis geschaffen wurden und bis heute in der Gießerei Noack für die Filmfestspiele gefertigt werden.
Regie: Nikolai von Koslowski
Produktion: rbb 2014
Ursendung

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szene [43]: Montréal (!!!)
"Musique acousmatique" nennt der 1926 in Paris geborene Komponist Francis Dhomont sein Konzept einer elektroakustischen Musik, die das "Hören des Hörens" ins Zentrum rückt und ein "cinéma pour l'oreille" – ein "Ohrenkino" – zu realisieren sucht.
In Frankreich blieb seine Arbeit weitgehend unbeachtet; im kanadischen Montréal dagegen legte er Anfang der 1980er Jahre den Grundstein für eine bis heute äußerst lebendige Elektronik-Szene. Die Ästhetik der Akusmatik bestimmt die Elektronik-Szene der kanadischen Metropole nach wie vor – wie an aktuelle Arbeiten junger Komponisten aus Montréal zu hören ist.
Montreal In Flac
Francis Dhomont: Citadelle interieure (1979–81)
Guillaume Côté: La gerçure des alentours (2014)
Line Katcho: Aiguillage [Switches & Crossings] (2013)
Sébastien Lavoie: The Four Seasons Summer (2012)
Tyler Lewis: Glimpse (2014)
Louis Thompson-Amadei: Typhlotic Impressions (2014)
Marie-Claude Tremblay: Anabiose (2014)

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"No Paris Blues"
Frank Woeste, ein deutscher Pianist in Frankreich
Woeste stammt aus einer sehr musikalischen Familie, wurde 1976 in Hannover geboren und als Jungstudent am Bremer Konservatorium klassisch unterrichtet. Nach einem einjährigen US-Aufenthalt und seinem Abitur in Wilhelmshaven entschließt er sich Ende der 90er dazu, nach Paris zu gehen, um dort Jazz zu studieren. Im Gegensatz zu vielen deutschen Musikern, die sich im Ausland ausbilden lassen, danach aber dann doch wieder zurückkehren, ist Woeste geblieben. Er gehört zur kleinen Schar von Improvisatoren, die zumindest derzeit über mangelnde Beschäftigung nicht klagen können. Einen wesentlichen Anteil daran hat seine Mitgliedschaft in der Band des dauerreisenden Trompeters Ibrahim Maalouf. Frank Woeste taucht, wenn er nicht mit eigenem Trio spielt, in Gruppen um Michel Portal, Louis Sclavis, Sylvain Luc oder Youn Sun Nah auf. Auffällig und nicht ganz zufällig ist aber die Tatsache, dass er festes Mitglied in Bands von gleich vier Trompetern ist: bei Mederic Collignon, Flavio Boltro, Maalouf und - demnächst - Dave Douglas.
No Paris Blues

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Blue Monday 19.1.2015 Musik von Frazey Ford bis The Times
Mit Judith Schnaubelt

Diesmal noch blauer, bluesgetränkter als üblich: Es war der alte, berühmte New-Order-Song aus dem Jahr 1983, der uns dazu inspiriert hat, den Nachmix am Montag "Blue Monday" zu nennen. Aus aktuellem Anlass - mit Blick nach Paris - erinnern wir uns an eine Coverversion des Songs mit französischem Titel: "Lundi Bleu". Den hat die britische Postpunk-Indie-Band The Times um Mastermind Ed Ball 1992 für das Creation-Label aufgenommen, eine naturgemäß auch melancholische, aber ebenso psychedelische Version! Ein wenig Southern Soul kann man in diesen Tagen auch gut brauchen. Die kanadische Singersongwriterin Frazey Ford hat sich nach Memphis begeben um dort mit der alten Hi-Rhythm-Section, die schon für Willie Mitchell und Al Green gearbeitet hat, ihr schönes, inniges Album "Indian Ocean" aufzunehmen, inklusive Bläsersätze zum Niederknien. Wem das noch nicht genug Krisenbewältigung durch Musik ist, kann sich zusammen mit Tobias Siebert alias And The Golden Choir und seinem Album "Another Half Life" auf zur Katharsis machen oder mit dem neuen Album "Münchner Freiheit" vom Weißen Pferd zur Abwechslung auch mal das Gehirn durchpusten lassen.
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Blue Monday 19.1.2015

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Eivind Aarset "Dream Logic"
Aufnahme vom 6.9.13 beim Punktfestival in Kristiansand.
Der norwegische Gitarrist Eivind Aarset ist ein viel gefragter Musiker, denn mit seinen Texturen und Atmosphären bringt er jazznahe und jazzferne Stilistiken in unvertraute Regionen. "Dream Logic" – so überschreibt er die feinnervige Zusammenarbeit seiner Band mit dem Live-Elektroniker und Samplevirtuosen Jan Bang.

Das Ergebnis ist eine Reise durch die vielgestaltigen Klangwelten der beiden Norweger, die sich hier von ihrer extrovertierten Seite zeigen. Neben groovefreudig in Szene gesetzten ethnischen Ausflügen, neben fernen Anklängen an die dunklen Grooves des "elektrischen Miles" der frühen 70er-Jahre und dezenten Rockenergien bleibt genug Freiraum für die bekannten Nuancen und Zwischentöne, für deren einsame Klasse Eivind Aarset seit Jahren einsteht.
Eivind Aarset "Dream Logic"
Eivind Aarset, Gitarre, Elektronik
Audun Erlien, Bass
Jan Bang, Live-Elektronik, Sampling
Erland Dahlen, Wetle Holte, Schlagzeug, Perkussion

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"Pascals" Konzertmitschnitt vom 26. Juli 2006, Sendesaal, Bremen
Es war ein Konzert der ungewöhnlichen Art. Die Band arbeitete mit einer Vielzahl von Instrumenten wie Cello, Gitarre, singende Säge, Banjo und Spielzeugklavier um nur einige zu nennen. Der Sound ist verspielt und unbekümmert. Namensgeber für die Band war ihr Vorbild: Pascal Comelade.
Ein musikalisches Eigenleben
Die japanische Band wurde Mitte der neunziger Jahre gegründet. Die Mitglieder verband eine Liebe zu der Musik des französischen Eigenbrötlers Pascal Comelade, dessen Stücke sie interpretieren wollten. Unter der Führung von Pianist Rocket Matsu entwickelten die "Pascals" alsbald ein musikalisches Eigenleben. Sie schrieben Titel im Geiste Comelades und bearbeiteten zudem Kompositionen von Größen wie Henry Mancini und Nino Rota.
Aberwitzig und entzückend!
Das breit gefächerte Instrumentarium des fantasievollen Ensembles, dessen Sound einen verführerischen Charme entfaltet, umfasst Gitarren, Ukulele, Banjo, Geige, Mundharmonika, Akkordeon, Blockflöte sowie kleine Schlagwerk- und Spielzeuginstrumente. Besondere Aufmerksamkeit zog der Ausdruckstänzer und Percussionist Kosi Ishikawa auf sich.
Pascals

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Dienstag, 20. Januar 2015
Anja Lechner Ines Pasz im Gespräch mit der Cellistin
Sie ist sicherlich die vielseitigste unter den deutschen Cellisten: Anja Lechner: klassische Ausbildung unter anderem bei Heinrich Schiff und Janos Starker, erfolgreiche Kammermusikerin beim Rosamunde Quartett, das sie auch selbst gegründet hatte, Tangoista, Interpretin zeitgenössischer Musik, Improvisationskünstlerin, Jazzerin, Weltmusikerin im weitesten Sinne. Typisch für sie ist ihre Neugierde auf das Fremde, dem will sie in ihrer Musik nachspüren, das Unsagbare erforschen, in den unterschiedlichsten Kulturen und Regionen der Welt, am liebsten in fantasievollen Projekten zusammen mit Gleichgesinnten wie dem argentinischen Bandoneonisten Dino Saluzzi und dem Pianisten Franc¸ois Couturier.
Ines Pasz hat die außergewöhnliche Musikerin in München getroffen.
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