radiohörer - der blog für radiofans
Freitag, 9. Januar 2015
Die Musik von Morgen: Neues von Olli Schulz, Panda Bear und Meghan Trainor
Mit Ralf Summer

Olli Schulz, der Hamburger Songwriter und TV-Entertainer ist zurück - "Feelings aus Der Asche" heißt sein sechstes Album. Am Bass begleitete ihn Gisbert Zu Knyphausen, produziert hat Moses Schneider (Toco, Beatsteaks). Der Indie-Tipp ist "Panda Bear meets The Grim Reaper" - die Solo-Platte von Animal-Collective-Kopf Noah Lennox. Nummer 1-Sängerin Meghan Trainor legt mit "Title" ihr Album mit dem Hit "All About That Bass" vor, der seit Wochen durch die Charts der Welt dominiert: das Stück über den Po belegte in 58 Ländern die Spitze. Außerdem erscheinen morgen Alben von Boxed In, Dan Mangan & Blacksmith, Justin Townes Earle, Frazey Ford, Archive, Dub Syndicate, And The Golden Choir und Leonie Singt.
Playlist
Die Musik von Morgen 7.1.2015

link

"Die Perfektion der Fehler" Von Reinhold Friedl
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2015
(Ursendung)
Kann man Musik fehlerfrei wiedergeben? Vom Mythos der perfekten Interpretation und Reproduktion.
In den letzten drei Jahrzehnten wurden zahlreiche analoge Klassiker ›digitally remastered‹, also für eine digitale Wiederveröffentlichung bearbeitet. Digitaler Klang, so eine verbreitete Meinung, steht für fehlerfreie Reproduktion, für glasklaren Sound und authentische Wiedergabe. Der Musiker Reinhold Friedl analysierte verschiedene Veröffentlichungen und stellte fest: Die digitalen Fassungen sind mitnichten perfekt. Im Gegenteil: Während der Konvertierung werden oft gravierende Fehler gemacht. Ausgehend von Entwicklungen in der elektroakustischen und digitalen Musik begibt sich Reinhold Friedl auf die Suche nach dem musikalischen Fehler in der Musikgeschichte. Woher kommt der Mythos der digitalen Vollkommenheit? Glauben wir an die fehlerfreie Präzision? Oder werden nur die Fehler präziser? Wann wird die Unschärfe musikalischer Interpretation zur Fehlinterpretation? Und wann ist sie ein kreatives Element?

Reinhold Friedl, geboren 1964, studierte Mathematik und Musik. Er ist Gründer und Leiter des international renommierten Ensembles 'Zeitkratzer'. Zahlreiche Radiobeiträge zur experimentellen Musikgeschichte.

Die Perfektion der Fehler In Flac

link

"Und trotzdem haben wir immerzu geträumt davon"
Der Schriftsteller Siegfried Pitschmann über Leben, Lieben und Arbeiten mit Brigitte Reimann (!!!)
Von Sabine Ranzinger

"Es ist, als sei er ein Stück von mir ...", schreibt Brigitte Reimann nach ihrer ersten Begegnung mit dem Schriftsteller Siegfried Pitschmann im März 1958 in ihr Tagebuch. Knapp ein Jahr später heiraten die beiden. Es beginnt eine intensive, hochkomplizierte Liebes- und Arbeitsbeziehung, geprägt von existenziellen Nöten und Auseinandersetzungen mit politischen Instanzen.
1960 beschließt das Paar, in eines der neuen Industriezentren, nach Hoyerswerda, zu ziehen. Siegfried Pitschmann (1930-2002) erinnert sich in der Sendung an diese ungewöhnliche Beziehung und an ihr schmerzvolles Scheitern.
Mit Susanne Bard und Siegfried Pitschmann
Regie: die Autorin
Produktion: MDR 1998
Und trotzdem haben wir immerzu geträumt davon

link

point of view [56]: François-Bernard Mâche
Der 1935 geborene französische Komponist François-Bernard Mâche entstammt einer Musikerfamilie, die ihm allerdings nahelegte lieber einen "richtigen" Beruf zu erlernen.
So wurde er Professor für Altphilologie, übersetzte als Erster die Werke des späteren Nobelpreisträgers Odysseas Elytis aus dem Neugriechischen ins Französische. Er komponierte zahlreiche Werke in praktisch allen Gattungen und war geprägt von seinen frühen Erfahrungen an der Groupe de Recherches Musicales beim französischen Rundfunk, die er wie viele Andere allerdings bald wegen Auseinandersetzungen mit deren Leiter Pierre Schaeffer verlassen hatte. Mit Iannis Xenakis verband ihn eine sehr enge Freundschaft, Xenakis entwarf gar sein Feriendomizil in Griechenland. François-Bernard Mâche stellt in dieser Sendung Musik vor, die ihn inspirierte und unternimmt zudem eine Exkursion in die Welt der Tierlaute und -geräusche, die auch in seinem Werk eine besondere Rolle spielen.
Playlist
François-Bernard Mâche In Flac

link

Mittwoch, 7. Januar 2015
"Cadenza"
Ein Porträt des Pianisten, Komponisten, Bandleaders und Wortkünstlers Michael Naura
mit Ekkehard Jost

Der Pianist und Bandleader Michael Naura, Jahrgang 1934, gehört zu den herausragenden Musikerpersönlichkeiten im deutschen Jazz der Nachkriegszeit. Geboren und aufgewachsen in Memel (Litauen), begann er zu Anfang der 1950er Jahre als Autodidakt in Berlin seine Laufbahn als Pianist und profilierte sich alsbald als Leiter einer der erfolgreichsten Formationen des – seinerzeit – zeitgenössischen Jazz in Deutschland.
Das Michael Naura-Quintett mit dem virtuosen Wolfgang Schlüter am Vibraphon absolvierte zahllose (und oft monatelange) Engagements in den diversen "Kellern" der jungen bundesrepublikanischen Jazzszene, gastierte auf allen bedeutenden Festivals und rangierte in den Jazz-Polls der Fachzeitschriften regelmäßig an erster Stelle.
In seiner Zusammenarbeit mit dem eigenwilligen Poeten und Lyriker Peter Rühmkorf begab sich Naura auf angrenzende Pfade künstlerischer Selbstverwirklichung. Und in seinen publizistischen Beiträgen für Zeitschriften wie "Der Spiegel" und "Die Zeit" erwies er sich als scharfsinniger, wortgewandter und bisweilen auch bissiger Beobachter der Welt des Jazz und ihrer Umgebung.
Am 19. August feierte Naura seinen achtzigsten Geburtstag. Unser Porträt dieses umtriebigen und zugleich vielseitigen Zeitgenossen beleuchtet dessen mannigfache künstlerische und publizistische Aktivitäten quer durch die letzten sechs Jahrzehnte und illustriert sie durch seine Musik.
Cadenza In Flac

link

Die Joachim Kühn Group 1975 in Freiburg
Am Mikrofon: Julia Neupert
Die 5000. Jazzsendung beim Südwestfunk sollte gefeiert werden und der damalige SWF-Redakteur Joachim-Ernst Berendt wünschte sich zu diesem Ereignis unter anderem ein Konzert mit Joachim Kühn. Dessen erstes Album hatte Berendt produziert, als dem Leipziger seine Heimat zu eng geworden und er der DDR den Rücken gekehrt hatte in Richtung Westen. Große Erfolge feierte der Pianist in den nächsten Jahren auch durch die Unterstützung Berendts, der Kühns künstlerisches Potential als einer der ersten erkannte. Für das Jubiläumskonzert 1975 in Freiburg ließ sich Joachim Kühn also nicht lange bitten und kam mit einer prominent besetzten Jazz-Rock-Band: Dabei waren der Japaner Terumasa Hino (Trompete), der Belgier Philip Catherine (Gitarre), der Brasilianer Naná Vasconcelos, die Amerikaner Alphonse Mouzon (Schlagzeug) und John Lee (Bass) und natürlich er selbst, Joachim Kühn, an den Tasten.
Playlist
Joachim Kühn Group 1975 in Freiburg In Flac

link

"Die Klänge des Jahres" Musik von Angel Olsen, Chorus Grant, Kate Tempest
Mit Michael Bartlewski

War 2014 jetzt ein gutes Popjahr? Michael Bartlewski ist überzeugt davon. In seinen persönlichen Klängen des Jahres gibt es viel Musik von Bands, die während des vergangenen Jahres ein bisschen mehr Aufmerksamkeit verdient hätten. Zum Beispiel der dänische Americana-Songwriter Chorus Grant, der musikalische Weltenwanderer Helado Negro mit seinem Zeitlupen-Disco, oder Animal Collective Mitglied Avey Tare. Dazu Musik von der tieftraurigen Angel Olsen und der wortgewaltigen Kate Tempest. Und mehr von denjenigen, die 2014 zu einem besonderen Popjahr gemacht haben.
Playlist
Die Klänge des Jahres Michael Bartlewski

link

Dienstag, 6. Januar 2015
"Kreative Höhenflüge" Duke Ellington und sein Orchester in Aufnahmen aus den 1940er-Jahren
Von Thomas Loewner
Duke Ellington zählt zu den herausragenden Größen des Jazz. Über einen Zeitraum von rund fünf Jahrzehnten hat er ein Werk von immensen Ausmaßen geschaffen. Dabei hat er sowohl als Komponist, Bandleader und Pianist Herausragendes geleistet. Eine künstlerisch besonders ergiebige Phase seiner Karriere war die erste Hälfte der 1940er-Jahre. Ellington versammelte in seinem Orchester eine ganze Reihe herausragender Solisten, darunter Johnny Hodges, Ben Webster oder Barney Bigard. Deren individuelle Stärken setzte er gezielt in Szene, indem er für sie maßgeschneiderte Arrangements und Kompositionen schrieb. Ganz entscheidenden Anteil am Erfolg dieser Bandphase hatte aber auch Billy Strayhorn. Der Pianist war seit 1939 dabei und übernahm fortan viele wichtige Aufgaben. Er probte mit der Band, arrangierte und komponierte zahlreiche Klassiker. Mit "Take The A-Train" schuf er sogar die Erkennungsmelodie des Ellington Orchesters.
nach hören

link

"Die wilde Barbara und der Blues" Porträt Barbara Dane
Von Anke Behlert
Sie stand mit Pete Seeger und Louis Armstrong auf der Bühne, der legendäre Jazz-Autor Leonard Feather beschrieb sie als "Bessie Smith in Stereo". Trotzdem ist die Folk-, Blues- und Jazzsängerin Barbara Dane heute kaum jemandem bekannt. Ein Grund dafür ist sicher ihr häufig kontroverses politisches Engagement: In den 60ern sang sie auf Anti-Vietnamkriegs-Demos und trat u.a. in Kuba auf. Außerdem spielte Dane nie das Spiel der großen Akteure im Musikbusiness mit. Früh nahm sie ihre Geschäfte selbst in die Hand. 1961 eröffnetet sie ihren eigenen Blues-Club in San Francisco und organisierte Auftritte von Künstlern wie Big Mama Thornton und Lightnin' Hopkins. Sie selbst hat sich nie auf ein Genre beschränkt, sondern spielte weiterhin in Cafés und auf Demonstrationen. Ihr umfangreiches Repertoire umfasst auch Balladen, Folk- und Protestsongs und Gospels.
nach hören

link

"Kunst-Klavier" Das Klavier als klingende Skulptur, als veritables Kunst-Objekt.
Die Idee des Kunst-Klaviers verfolgen Künstler wie Nam June Paik, Joseph Beuys oder Wolf Vostell, als sie in den 1960er Jahren das bürgerliche Möbelstück auf spektakuläre Weise traktiert, zuweilen auch zerstört haben. In der Nachfolge der Fluxusbewegung wird das Klavier nach wie vor gern als Objekt für Skulpturen und Aktionen eingesetzt. kalt – erhitzt nennt Gerhard Stäbler seine "ganzheitliche" Klavier-Aktion, bei der 113 Flügel bearbeitet werden. Ebenfalls eine Klavierlandschaft inszeniert Stephan Froleyks, der schrottreife Instrumente präpariert und phantasievoll im Freien zum Klingen bringt. Während Michael Denhoff seine Klavier-Skulpturen im Dialog mit dem Bildhauer Wolfgang Ueberhorst entwickelt. Peter Ablinger bringt zwei Flügel zum Sprechen, nach Gebeten, die Wort für Wort transformiert werden: Der Rosenkranz als Vorläufer des Endlos-Loops.

Kunst-Klavier In Flac

Nam June Paik : Piano Sonata
Charlotte Moorman und Nam June Paik – Klavier

Joseph Beuys/Nam June Paik: In Memoriam George Manciusnas (1978) für Klavier und Aktionen
Joseph Beuys und Nam June Paik – Klavier und Aktionen

Michael Denhoff: Skulpturen, op.76 (1996-2005) Klavierzyklus
Martin Tchiba – Klavier

Peter Ablinger: Portrait meiner Eltern (2004) Quadraturen III für zwei computergestützte Player Pianos

Stephan Froleyks: Klavierlandschaft (2009) Konzertinstallation mit einem alten Flügel und fünf Klaviertorsi
Ad hoc Ensemble, Leitung: Stephan Froleyks

Gerhard Stäbler: kalt – erhitzt (2000-03) Aktion mit 113 Flügeln
diverse Solisten, Ensembles und Chöre aus Essen und Velbert

Moderation: Bernhard Künzig

link