radiohörer - der blog für radiofans
Donnerstag, 13. Oktober 2016
"Margaret Glaspy" Konzertmitschnitt vom 28. August 2016, Moments, Bremen
Die Musikerin und Geschichtenerzählerin aus New York hat gerade ihre Debüt-CD veröffentlicht und kam erstmals nach Europa. Mit ihrer Band trat sie am 28. August im Bremer Moments Club auf und begeisterte dort ihr Publikum.
Emotions And Math
Bei ihr ist manches ein wenig anders. Margaret Glaspy aus New York ist Singer/Songwriterin – nur spielt sie keine akustische, sondern elektrische Gitarre. Deren Sound ist auch mal harsch angezerrt: Rockige Riffs sind für sie ein selbstverständlicher Teil des Repertoires. Andererseits gibt es auch bei ihr ganz intime Momente. Da begleitet sie sich solo mit sparsamen Akkorden, ohne dass sie zur zart besaiteten Folk-Frau wird. Ihre Song-Texte, das räumt Margaret Glaspy sofort ein, sind überwiegend aus der Auseinandersetzung mit sich selbst und mit der direkten Umgebung entstanden.

"Emotions And Math" hat die 27-jährige als Titel für ihr Album-Debüt gewählt, das jüngst auf einem angesehenen US-Label erschienen ist. Darin steckt die Selbsterkenntnis, dass sie sich bei aller Emotionalität immer auch eine rationale Seite bewahrt. Aber es gibt auch Stücke, in denen die Wahl-New Yorkerin zur packenden Geschichtenerzählerin wird. Stilistisch sollte man bei ihr mit Vielem rechnen. So gibt es auf dem fast puristisch produzierten Album auch Anklänge an Soul, Blues, Pop und Post-Wave-Power.

Von der Solistin zum Trio
Margaret Glaspy stammt aus einer Kleinstadt in Nordkalifornien. Als Jugendliche hatte sie Fiddle-Unterricht. Doch wirklich bewegt hat sie das aktuelle Rock-Geschehen. Ihre außerordentlichen Fähigkeiten als Gitarristin und als Sängerin verfeinerte sie zunächst im Umfeld der renommierten Berklee School Of Music in Boston, Massachussetts. 2010 zog sie nach New York City. Geraume Zeit schlug sie sich als Side-Frau in Bands anderer durch. Schon in dieser Zeit entstanden eigene Songs. Die harte Band-Schule präparierte sie für ihr Standing als Singer/Songwriterin. Geraume Zeit trat sie vor allem solo vors Publikum. Mittlerweile hat sie ein festes Trio, mit dem sie jetzt erstmals in Europa auftrat.
Margaret Glaspy

link

"String Tales" Die vielfältigen Saitenwelten des Gitarristen Markus Segschneider
Von Odilo Clausnitzer
"Musician’s Musician", so lautet der englische Fachausdruck für einen wie Markus Segschneider: Der Kölner Gitarrist wird von Kollegen hoch geschätzt und gerne als Side-Man herangezogen. In der Fachszene gilt der Verfasser eines Lehrbuchs über innovative Spieltechniken als Spitzenkönner auf seinem Instrument. Aber einem größeren Publikum ist er kaum bekannt. Zu den prominenten Kollegen, die sich auf seine Mitarbeit verließen, gehören der Komponist Klaus König, der Bassist André Nendza, der Saxofonist Roger Hanschel und jüngst der Pianist Florian Ross. In dessen Band spielt Segschneider auch die im Jazz eigentlich ungebräuchliche Pedal Steel-Guitar - und integriert deren Sound meisterlich in das Fusion-Umfeld. Mit seinem eigenen Projekt "String Tales" eröffnete Markus Segschneider bereits 1999 eine inzwischen beachtlich angewachsene Reihe von Solo-CDs mit akustischer Gitarrenmusik. Jetzt hat er ein neues Quartett unter eigenem Namen gegründet. 'Jazzfacts' stellt den vielseitigen Musiker in älteren und neuen Aufnahmen vor.
Markus Segschneider

link

"Mission: Possible!" Die Kultur-Visionen des panamaischen Pianisten Danilo Perez
Von Karsten Mützelfeldt
Man kennt ihn als herausragenden Pianisten, als sensiblen Gestalter eines intellektuell geprägten und auf Tanzbarkeit verzichtenden Latinjazz, als Begleiter von Dizzy Gillespie und Paquito D’Rivera und vor allem als Mitglied des Wayne Shorter Quartetts. Weit weniger bekannt ist, dass Danilo Perez zu den kulturpolitisch engagiertesten Persönlichkeiten des Jazz zählt. Der heute Fünfzigjährige arbeitet für Organisationen wie UNESCO und UNICEF und wurde zum offiziellen Kulturbotschafter Panamas ernannt. In seinem Geburtsland hat Pérez ein mittlerweile renommiertes Festival und einen nach ihm benannten Jazzclub gegründet und setzt sich im Rahmen der Fundación Danilo Pérez für die musikpädagogische Erziehung von Kindern ein. Vor fünf Jahren etablierte der inzwischen in Boston lebende Musiker das Global Jazz Institute am Berklee College of Music - Ergänzung und gleichsam Alternative zum üblichen Lern- und Lehr-Betrieb: Ausgehend von einem ganzheitlichen Verständnis geht es nicht nur darum, Brücken zu anderen kreativen Ausdrucksformen zu schlagen, sondern auch gesellschaftliches und ökologisches Bewusstsein zu fördern. Das erklärte Ziel ist ein von humanistischen Werten geprägter Musikertypus, der aus einer sozialen Verantwortung heraus die verbindende Kraft des Jazz begreift und nutzt. Auch auf seinen eigenen Alben geht es Danilo Perez immer wieder um multikulturelles Denken und das Herausarbeiten von Gemeinsamkeiten. Nicht von ungefähr ist für ihn Panama als Schnittpunkt von Nord- und Südamerika und nicht zuletzt der Panamakanal von großer symbolischer Bedeutung: als Metapher für das Verbindende.
Danilo Perez

link

Jazzfacts vom 8.9.2016
JazzFacts
Neues von der Improvisierten Musik
30 Jahre Stadtgarten Köln: Festivalbericht und Ausblick auf kommende Neuerungen

Im Alter was Neues wagen: Der Klarinettist Rolf Kühn wird 87 und veröffentlicht eine ungewöhnliche CD

Referenz: Die neue CD des Pablo Held Trios.

Der Jazzmusiker als Komponist: Saxofonist Marius Neset und seine Zusammenarbeit mit der London Sinfonietta

Neue CDs von Trygve Seim, Giovanni Guidi/Gianluca Petrella und Joshua Redman/Brad Mehldau

Am Mikrofon: Odilo Clausnitzer
Jazzfacts vom 8.9.2016

link

"Intellekt mit Groove" Der New Yorker Schlagzeuger und Komponist John Hollenbeck
Von Thomas Loewner
Den Reiz der unendlichen Möglichkeiten - John Hollenbeck entdeckte ihn schon früh. Als er sechs Jahre alt war, hörte er sich kreuz und quer durch die Plattensammlung seines 13 Jahre älteren Bruders: von balinesischem Gamelan über Beethoven, der Funkband Tower of Power bis zu Miles Davis reichte die Palette. Inzwischen ist John Hollenbeck selbst seit vielen Jahren ein renommierter Musiker der internationalen Jazzszene, als Schlagzeuger genauso wie als Bandleader und Komponist. In seiner Musik verbindet er Einflüsse aus Jazz, Minimal Music und Rock zu einem unverwechselbaren Stil. Die Neugier auf Unbekanntes und Überraschendes hat sich Hollenbeck dabei bis heute bewahrt. Sowohl in der Musik, aber auch in anderen Bereichen wie der Literatur oder Bildenden Kunst findet er immer wieder Inspirationen für seine eigenen Kompositionen. Bemerkenswert dabei ist, wie es Hollenbeck gelingt, Musik zu schreiben, die trotz aller Komplexität der Rhythmen und Strukturen immer luftigleicht klingt und voller Groove ist - ganz gleich, ob er sie mit einer Big Band oder seinem seit vielen Jahren bestehenden Claudia Quintet präsentiert.
John Hollenbeck

link

Carmen Lundy Quartet
Hugo-Wolf-Saal Leibnitz (Steiermark)
Aufzeichnung vom 16.10.2015

Konzerte der amerikanischen Sängerin Carmen Lundy sind immer ein großes Erlebnis. Nicht nur, weil sie sich mit Auftritten im deutschsprachigen Raum vornehm zurückhält. Entscheidender ist, dass Carmen Lundy über ein riesiges gestalterisches Spektrum und eine große künstlerische Neugier verfügt. Beim Internationalen Jazz-Festival im österreichischen Leibnitz, hat sie das auf beeindruckende Art und Weise einmal mehr unterstrichen.

Die Sängerin Carmen Lundy ist ein Multitalent: Energisch und direkt, aber auch einfühlsam balladeske Melodiebögen vortragend, verfügt sie über unbegrenzte Möglichkeiten. Geboren 1951 in Miami, Florida, sang sie zunächst in Gospel-Chören und Rhythm & Blues-Gruppen, studierte dann klassischen Gesang und später Komposition und Jazztheorie.

In den späten 1970er Jahren sang sie in New York u.a. beim Thad Jones/Mel Lewis Orchestra, ließ sich später in Los Angeles nieder und veröffentlicht seitdem auch regelmäßig eigene Platten. Ihr Debüt-Album "Good Morning Kiss" aus dem Jahr 1985 schaffte es auf Anhieb in die Top-Ten der amerikanischen Billboard-Charts. Seitdem ist sie auf der amerikanischen Jazzlandkarte nicht mehr wegzudenken.

Allerdings: Carmen Lundy wird von Kolleginnen und Kollegen zwar schon lange verehrt, bei einem größeren Publikum ist jedoch beim Bekanntheitsgrad noch viel Luft nach oben. Eine ausdrucksstarke und charismatische Sängerin ist sie auf jeden Fall.

Carmen Lundy Quartet:
Carmen Lundy, Gesang
Victor Gould, Klavier
Daryl Hall, Bass
Jamison Ross, Schlagzeug

Carmen Lundy Quartet

link

"Niedeckens BAP" Jubiläumstour 2016
Lanxess Arena, Köln
Aufzeichnung vom 01.06.2016

40 Jahre BAP - das sind vier Jahrzehnte erfolgreicher Mundartrock in Deutschland. 40 Jahre BAP heißt auch 40 Jahre engagierte Texte und Songs, die nicht nur deutsche Rockgeschichte schrieben, sondern sich auch einmischten. Direkt und unverblümt. Kopf der Band, die bislang alle Umbesetzungen unbeschadet überstanden hat, ist das letzte verbliebende Gründungsmitglied Wolfgang Niedecken. Sein Gesang ist eines der wesentlichen Markenzeichen der Band, die in diesem Jahr mit einem Rückblick auf die großen Hits und mit Liedern des aktuellen Albums 'Lebenslänglich' auf Jubiläumstour ist. Gelegenheit für die Fans, die Zeitlosigkeit der BAP-Lieder hautnah mitzuerleben. Am 1. Juni gab es das spektakuläre Heimspiel in Köln. Knapp vier Stunden BAP am Stück. Der WDR hatte dieses Großevent live gesendet - wir präsentieren einen Querschnitt.
Niedeckens BAP

link

Miller-Gunnarsson-Studnitzky + Magenetic Ghost Orchestra
X-Jazz-Festival

Emmauskirche, Berlin, Aufzeichnungen vom 07.05.2016

Das X-Jazz-Festival in Berlin ließ auch in diesem Jahr den Stadtteil Kreuzberg komplett mit Jazz und jazzverwandter Musik erklingen. Unter den über 80 Konzerten gab es wieder zahlreiche Deutschland- und Weltpremieren. Zum ersten Mal im Trio waren auch Dominic Miller, Eythar Gunnarsson und Sebastian Studnitzky zu hören. Ein Experiment, das zu 100 Prozent aufging.

Beim X-Jazz-Festival in Berlin in diesem Jahr trafen die drei Ausnahmemusiker Miller-Gunnarsson-Studnitzky erstmals im Trio aufeinander. Musiker, die eine gemeinsame Klangsprache eng verbindet: Minimalistische Melodien und eine unbestechliche Klarheit im Spiel führen hier zu großer musikalischer Schönheit. Gitarrist Dominic Miller (bekannt geworden vor allem durch die Zusammenarbeit mit Sting, der isländische Pianist Eythor Gunnarsson (Mastermind der legendären isländischen Band Mezzoforte) und der Berliner Ausnahme-Trompeter Sebastian Studnitzky sorgten mit ihrem Konzert für einen der Höhepunkte beim diesjährigen Festival.

Das 17-köpfige Magnetic Ghost Orchestra um ihren Leiter Moritz Sembretzki beeindruckte am selben Abend mit einer nicht minder charaktervollen Mixtur aus Jazz, Minimal und Avantgarde. Diese Berliner Großformation besteht u.a. aus zwei Sängerinnen (Lea W.Frey und Aylin Winzenburg), zwei Schlagzeugern, Gitarre, Bass, Synthesizer und einem 10-köpfgen Bläsersatz.

Miller-Gunnarsson-Studnitzky

Dominic Miller, Gitarre
Eythar Gunnarsson, Klavier
Sebastian Studnitzky, Trompete

Magnetic Ghost Orchestra
Leitung: Moritz Sembretzki

X-Jazz-Festival
Emmauskirche, Berlin, 07.05.2016
Miller-Gunnarsson-Studnitzky + Magenetic Ghost Orchestra

link

Locomondo
14. Folksfest
Marktplatz, Mölln, Aufzeichnung vom 11.06.2016
Locomondo zählt zu den derzeit angesagten und erfolgreichsten Bands Griechenlands. Ein Septett, das sich mit seinem feurig-furiosen Mix aus karibischen Sounds und griechischer Volksmusik auch international in die Herzen nicht nur der Weltmusikfans gespielt hat - auch in den Clubs ist die Musik von Locomondo europaweit gefragt. Bereits 2005 feierten die karibischen Helenen mit ihrem zweiten Studioalbum '12 meres styn Jamaica' (12 Tage in Jamaica) den internationalen Durchbruch. In Jamaica aufgenommen, findet sich darauf auch eine Neu-Interpretation des Rembetiko-Klassikers 'Frangosyriani'. In den 30er-Jahren von dem legendären Rembetiko-Sänger und Bouzouki-Spieler Markos Vamvakaris komponiert, wird er bei Locomondo mit Reggae-Sounds verknüpft. 2009 wurde diese Fassung von Regisseur Fatih Akin in den Soundtrack seines Films 'Soul Kitchen' aufgenommen. Die Songs von Locomondo werden vor allem von dem zwischen verschiedenen Sprachen springenden Sänger und Gitarristen Markos Koumaris getragen, gestützt von einer munter und virtuos aufspielenden Band. Zum 14. Folksfest kam Locomondo direkt aus Griechenland nach Mölln. Als langjähriger Medienpartner dieses multikulturellen Kulturfestivals haben wir das Konzert auf dem nächtlichen Marktplatz der Till-Eulenspiegel-Stadt mitgeschnitten.
Locomondo

link

Freitag, 7. Oktober 2016
Chris Hinze Group feat. Didier Lockwood
Konzertausschnitt vom 27. April 1981, Uni-Mensa, Bremen
Im April 1981 trat der niederländische Musiker mit seinem Quintett und dem Geigen-Virtuosen Didier Lockwood in der Mensa der Universität in Bremen auf. Aus diesem Konzert sendet das Nordwestradio am 27. September um 22 Uhr einige Ausschnitte.
Austausch mit weltoffenen Musikern
Der holländische Flötist und Bandleader Chris Hinze hatte in Den Haag Musik studiert. Später ging er zu einer speziellen Jazzausbildung in die USA - Ende der sechziger Jahre alles andere als selbstverständlich für europäische Jazzmusiker. Dieser frühe Perspektivwechsel hat ihn nachhaltig geprägt. Zurück in den Niederlanden formierte er die "Chris Hinze Combination". Binnen kurzer Zeit wandelte sich die Band zu einer Jazzrock-Formation mit US-amerikanischer Rhythmusgruppe.

In diesen Jahren suchte Hinze zunehmend den Austausch mit weltoffenen Musikerkollegen sowie mit Künstlern anderer Kulturkreise. Später nahm er unter anderem eine Reggae-Platte auf und verarbeitete Einflüsse aus Reisen durch Südostasien. Anfang der achtziger Jahre präsentierte er in Bremen ein Quintett mit jungen Musikern aus den Staaten sowie dem aufstrebenden französischen Geigen-Virtuosen Didier Lockwood.
Chris Hinze Group feat. Didier Lockwood

link