radiohörer - der blog für radiofans
Samstag, 30. Juli 2016
Lotosblüten Eine Geschichte der Indo-Jazz-Fusionen
Am Mikrofon: Karl Lippegaus

Musik von Trilok Gurtu, Joe Harriott, Paul Horn, Zakir Hussain, Vijay Iyer, Zoltan Lantos, Rudresh Mahanthappa, John Mayer, John McLaughlin, Badal Roy, L. Shankar,
Ravi Shankar, L. Subramaniam u.v.a.
Um 1962 begann mit dem Album 'Improvisations' von Ravi Shankar die eigentliche Geschichte einer Annäherung zwischen klassischer indischer Musik und Jazz. Für einen Film des legendären Regisseurs Satyajit Ray hatte der Sitarvirtuose mit den Jazzmusikern Bud Shank und Gary Peacock gearbeitet. John Coltrane plante damals, bei Shankar die Raga-Kunst zu studieren. Ein zweiter Meilenstein waren fünf Jahre später die Indo-Jazz Fusions des Altsaxofonisten Joe Harriott. 1975 mündete ein spektakuläres Konzert des Gitarristen John McLaughlin - mit dem Geiger L. Shankar und drei indischen Meistertrommlern - in die Gründung der epochalen Band Shakti. Hierzulande leistete der fantastische Perkussionist Trilok Gurtu eine wahre Pionierarbeit auf diesem Gebiet. Heute sind es Söhne indischer Emigranten wie der Saxofonist Rudresh Mahanthappa und der Pianist Vijay Iyer, die den weitverzweigten Verbindungen zwischen indischer Musik und Jazz entscheidende neue Wachstumsimpulse geben.
dlf radionacht jazz 300716 indo jazz fusions playlist (pdf, 340 KB) Playlist
Lotosblüten 1
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Donnerstag, 28. Juli 2016
Experimentierfreudig und mit vielen ethnischen Einflüssen - Aktueller Jazz aus Großbritannien
Mit Musik u.a. von Mammal Hands, GoGo Penguin, Arooj Aftab, Jasmine Power, Arun Ghosh, Soweto Kinch, Get The Blessing, Polar Bear, Kit Downes u.v.m. siehe Playlist
Moderation: Manuela Krause
Playlist
Aktueller Jazz aus Großbritannien

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Donnerstag, 28. Juli 2016
Swing easy!: John Coltranes Atlantic-Ära 1959-1961
Von Karl Lippegaus
Beim Anbruch einer neuen Dekade passieren in der Kunst oft große Dinge. 1959 stand John Coltrane der Sinn nach Neubeginn. Nach fast vier Jahren in der Band von Miles Davis wollte er endlich seine eigene Band leiten.
Miles, der seine Musiker immer ermutigte, sich eigenen Projekten zu widmen, hätte keinen lieber in seiner Gruppe behalten als John, mit dem er ein ungleiches Paar bildete. Doch der 32-jährige Coltrane nahm in jenem Jahr die Herausforderung an und formierte ein eigenes Quartett. Miles Davis besorgte ihm sogar einen Agenten sowie einen Anwalt, worauf John noch seinen eigenen Musikverlag gründete, um die Erträge aus seinen Kompositionen kontrollieren zu können und seine künstlerische Unabhängigkeit auf feste Füße zu stellen.
1959 wurde Coltrane mit einer Serie herausragender Alben einer der wichtigsten Künstler für das Brüderpaar Ahmet und Nesuhi Ertegun und ihr Label "Atlantic". Besonders Nesuhi war ein großer Jazzfan und gab entscheidende neue Impulse. Coltrane hatte jetzt eine neue Band und genaue Vorstellungen davon, wie er seine Platten konzipieren wollte. Doch erst die kompletten Atlantic-Einspielungen geben ein genaues Bild davon, denn die Original-LPs waren oft aus diversen Studiosessions zusammengestückelt.
Alben wie "Coltrane Jazz, My Favourite Things, Olé" oder der bahnbrechende Einstand bei Atlantic Records mit der LP "Giant Steps" waren spontane Werke, die in großen kreativen Schüben und kurzen Abständen entstanden. Sie zählen heute zu den Meilensteinen des größten Saxofonspielers im modernen Jazz, der nur von 1926-1967 gelebt hat und zirka eine Dekade lang die Jazzszene durch seine Kunst in Atem hielt. Erstmals liegen jetzt die original Monoeinspielungen der Atlantic-Ära in kompletter Form vor – nebst einigen bisher unveröffentlichten sechs Tracks von insgesamt vierzig Minuten Länge. Der Coltrane-Biograf Karl Lippegaus stellt die neue Edition heute in Swing easy! vor.
John Coltranes Atlantic-Ära 1959-1961

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"Geschmeidige Geschicklichkeit" Porträt des Schweizer Pianisten und Komponisten Nik Bärtsch
Von Karl Lippegaus
Nik Bärtsch spricht gerne von musikalischen Räumen. "Wir können Musik mehrdimensional empfinden, als ein kohärentes System von Ereignissen mit Bezügen, obwohl sie 'real' sehr linear in der Zeit aufgenommen wird", erklärt der 44-jährige, in Zürich lebende Pianist. Sich dem Fluss der Dinge überlassen, jedoch nicht, ohne sie zu steuern - das praktiziert Bärtsch seit vielen Jahren mit Gruppen wie Ronin und Mobile. Die Sinne schärfen für eine neue Musik ermöglicht der Groove - ein Sog, in den Musiker und Zuhörer planvoll hineingezogen werden. Seit vielen Jahren betreibt der asketisch wirkendende Nik Bärtsch die alte japanische Kampfkunst Aikido. Wenn er die komplexen Motive seiner Stücke regelrecht trainiert, so folgt er damit dem Aikido-Lehrsatz "Man soll mit dem Körper denken". Augenzwinkernd beschreibt er die Musiker seiner Ensembles als "Verbindung aus Spitzensportler, Schachspieler und Schamane". Sie alle haben aufs Konsequenteste das alte Jazz-Diktum einer Music for Body and Soul verinnerlicht und setzen es sehr überzeugend in die musikalische Tat um. Dass Nik Bärtschs Ideen inzwischen viele Nachahmer gefunden haben ist eine schöne Bestätigung für seinen innovativen Geist, wobei sich auch erwiesen hat, dass das Original den Kopien noch immer weit überlegen ist.
Nik Bärtsch

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Jazzfacts vom 30.6.2016
Neues von der Improvisierten Musik
Qualitätsjahrgang:
Ein Rückblick auf das JazzBaltica-Festival 2016

Frische Brise aus dem Norden:
Die Hamburger Saxofonistin Anna-Lena Schnabel

Eine Anleitung zum Glücklichsein:
Buchvorstellung „How To Listen To Jazz“ von Ted Gioia

Neue CDs von Jacob Collier, Oliver Lutz, Trio Benares, Warped Dreamer und Kenny Garrett
Jazzfacst vom 30.6.2016

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folkBALTICA Ensemble + Stockholm Lisboa Project
12. folkBALTICA
NordseeCongressCentrum Husum
Aufzeichnung vom 23.04.2016

folkBALTICA Ensemble
Leitung: Harald Haugaard

Stockholm Lisboa Project
Rita Maria, Leadsängerin
Simon Stålspets, Nordische Mandola, Gemshorn, Weidenflöte u.a.
Sérgio Crisóstomo, Violine
Alice Andersson, Saxofon

Moderation: Holger Beythien

Skandinavischer Folk trifft Fado und portugiesische Volksmusik.
Traditionelle-, Folk- und Volksmusik entlang der Ostseeküste sowie nordische Musikkulturen überhaupt stehen seit ihrer ersten Ausgabe 2005 im Fokus der folkBALTICA. In diesem Jahr stand zum ersten Mal kein bestimmtes Land und keine bestimmte Region thematisch im Mittelpunkt, sondern die menschliche Stimme. So präsentierte sich beim Auftaktkonzert in Husum das Stockholm Lisboa Project, das Fado und andere portugiesische Musiktraditionen mit schwedischem Folk geschickt verknüpfte. Im Zentrum - natürlich - Sängerin Rita Maria mit ihrer unglaublich kraftvollen, wandlungsfähigen und schönen Stimme, die spannende Begegnungen mit Saxofon, Geige und Mandola hörbar machte. Begegnungen, bei denen die Instrumente zuweilen selbst zu 'singen' begannen.

Zuvor eröffnete das folkBALTICA Ensemble das Festival. Ein ca. 50-köpfiges Jugendensemble, das sich aus deutschen und dänischen Musikerinnen und Musikern zusammensetzt und sich unter der Leitung seines Gründers Harald Haugaard mit einem Repertoire aus traditionellen, modern bearbeiteten deutschen und dänischen Stücken präsentierte. Die Mitglieder sind zwischen 14 und 24 Jahre alt und haben sich ihren Platz im Ensemble mit einer Aufnahmeprüfung erobert. Deutschlandradio Kultur hat das Auftaktkonzert als langjähriger Medienpartner des Festivals mitgeschnitten.
folkBALTICA Ensemble + Stockholm Lisboa Project

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Dejan Terzic "AXIOM“ bei Jazzdor Berlin
Vom 31.Mai bis zum 3.Juni fand in Berlin zum 10. Mal das Festival JAZZDOR statt. 1986 in Straßburg gegründet und schon lange zu einem der bedeutendsten Festivals der europäischen Szene avanciert, ist auch die Berliner Ausgabe, eine echte Erfolgsgeschichte mit vielen bemerkenswerten Konzerten. Zu den Höhepunkten in diesem Jahr gehörte der Auftritt der Band "Axiom" um den Schlagzeuger Dejan Terzic.

Dass der Schlagzeuger Dejan Terzic mit Bojan Z (Klavier), Chris Speed (Saxofon) und Matt Penman (Bass) irgendwann im Quartett zusammen finden würde, war eine Frage der Zeit. Alle vier Musiker gehören seit Jahren zur Spitze der internationalen Jazzszene und immer wieder kreuzten sich ihre Wege in unterschiedlichen Projekten. AXIOM nennt sich nun diese von Terzic initiierte Band, die dann auch gleich das diesjährige Jazzdor-Festival in Berlin eröffnete.

Improvisation auf höchstem Niveau, minimalistische Ansätze und melancholische Farben prägen den Sound dieser Band. "Der Begriff AXIOM ist in der Mathematik etwas, das man nicht beweisen muss. Und das passt wunderbar auch auf unsere Musik", erklärt Dejan Terzic und fügt hinzu: "Es gibt auch ein bestimmtes mathematisches Verhältnis innerhalb der Kompositionen und es laufen permanent verschiedene Metren gleichzeitig".

10. Jazzdor Strasbourg-Berlin
Kesselhaus, Berlin, Aufzeichnung vom 31.05.2016

Dejan Terzic "Axiom"
Chris Speed, Saxofon
Bojan Z, Klavier und Fender Rhodes
Matt Pennman, Bass
Dejan Terzic, Schlagzeug
Dejan Terzic "AXIOM“

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Dienstag, 12. Juli 2016
Kinky Friedman, Joe Cirotti & Brian Molnar
Nein, er ist nicht altersmilde geworden. Wenn der Kinkster, wie ihn seine Fans nennen, auf dem jüngsten Album "The Loneliest Man I Ever Met" mit Willie Nelson duettiert, Songs von Merle Haggard, Johnny Cash und Bob Dylan singt und das klassische "Wand'rin Star" croont, mag das zeitweise nach karg-beschaulichem Country-Sentiment klingen. Doch Kinky Friedman, der Texaner mit den vielen Talenten, hat den Whiskey, die dicken Zigarren und die scharfe Barbecue-Sauce nicht gegen Limo, Drops und Knäckebrot eingetauscht.

Ein knorriges Original
Der Mann ist und bleibt ein knorriges Original – eine der markantesten, scharfzüngigsten, unterhaltsamsten Persönlichkeiten des Staates Texas. Runde zehn Jahre ist es inzwischen her, dass er als unabhängiger Kandidat um den Posten des Gouverneurs ins Rennen ging und ein mehr als achtbares Ergebnis erzielte. Dabei gilt er mitnichten als Mann, der sich um "political correctness" schert. Im Gegenteil. Fröhlicher Sarkasmus, scharfe Pointen und genüßlich platzierte Provokationen ziehen sich durch sein Schaffen, allemal das musikalische. Nicht vergessen darf man dabei den Autor Kinky Friedman. Einen dicken Stapel Romane hat er im Laufe der Jahrzehnte verfasst. Die meisten drehen sich um die Ermittlungen eines New Yorker Detektivs namens Kinky Friedman, der nicht nur ein Held der ausgesprochen schrägen Sorte ist, sondern auch ein mit allen Wassern gewaschener Alltagsphilosoph.

Musiker und Buchautor
Richard "Kinky" Friedman, geboren in Chicago, Illinois, war als Baby mit seiner Familie nach Texas gekommen. Seine erste Band gründete er während des Psychologie-Studiums an der Universität von Austin. Einen Namen machte er sich, in mehrfacher Hinsicht, mit "Kinky Friedman & His Texas Jewboys". 1973 erschien das erste Album "Sold American". Von jeher nahm er kein Blatt vor den Mund, spielte mit seiner jüdischen Herkunft und nahm den Konservativismus der traditionellen Country-Szene aufs Korn. 1976 lud ihn Bob Dylan in seine Rolling Thunder-Revue ein. Anfang der achtziger Jahre verschwand er von der Musikszene, und tauchte alsbald als Krimi-Autor auf, dessen Bücher weltweit gelesen werden.

Im Club Moments in Bremen gab der gestandene "Texas Jewboy" am 9. Mai 2016 neben Klassikern auch einige neue Songs zum Besten, begleitet von Gitarrist Joe Cirotti und Country-Songwriter Brian Molnar – sie bestritten auch das Vorprogramm.
Kinky Friedman, Joe Cirotti & Brian Molnar

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Sonntag, 10. Juli 2016
Uli Beckerhoff Group
Der Trompeter Uli Beckerhoff, der aus Münster stammt , ist seit den frühen 70er Jahren mit Bremen verbunden. Damals war er Mitbegründer von "Jazztrack". In jenen Jahren knüpfte er auch zunehmend internationale Kontakte, die unter anderem zur Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen wie John Taylor, Norma Winstone, Arild Andersen und John Abercrombie führten.

1974 präsentierte er eine international besetzte "Allstar"-Formation, aus deren Zusammensetzung ein risikofreudiger Abenteuergeist sprach. Saxofon spielte sein "Jazztrack"-Partner Wolfgang Engstfeld. Am E-Piano saß Jasper van't Hof. Bass und Schlagzeug: Palle Danielsson und Edvard Vesala.

Das Konzert wurde am 15. Mai 1974 im Radio Bremen-Sendesaal aufgenommen.
Uli Beckerhoff Group

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Samstag, 9. Juli 2016
"Die Magie der offenen Funk-Grooves" Herbie Hancocks Mwandishi-Band 1970 - 73
Von Michael Rüsenberg

Die Karriere des Herbie Hancock gleicht einer an Gipfeln reichen Landschaft, die nicht nur kommerziell, sondern auch musikalisch bestechen. Schon aus seinem ersten Album schält sich ein Stück heraus, das über zweihundert Mal gecovert wurde: "Watermelon Man" (1962). ie zweifellos höchste Erhebung markiert 1973 der Jazz-Funk von "Headhunters". Nur drei weitere Alben der Jazzgeschichte haben eine Auflage von 4 Millionen Exemplaren erreicht. Hancocks Jahre bei Miles Davis (1963-1968) hingegen beschreiben ein Hochgebirge größten künstlerischen Renommees. Weniger vertraut ist die Zeit zwischen Miles und Headhunters, die Jahre seines Sextetts, auch Mwandishi-Band genannt, nach dem ersten von drei Alben aus jener Zeit, "Mwandishi" (1971), "Crossings" (1972) und "Sextant" (1973).
In seiner Autobiografie schwärmt Hancock über den ersten Auftritt des Sextetts als "einen der erhabendsten Abende meines Lebens". Das Sextett pflegte eine kontrastreiche Musik: klangfarblich mitunter impressionistisch, erstmals auch elektronisch, rhythmisch von einer großen Bandbreite, in der auch die später so "tight", auf den Punkt gespielten Funk-Muster auftauchen - kraftvoll und doch "offener".
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Herbie Hancock In Flac

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