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Montag, 28. Dezember 2015
"Best of NYC" Sounds und Geschichten aus Brooklyn
Mit Matthias Röckl

Seit 2004 berichtet Moderator Matthias Röckl über die Musikszene von New York City. In der finalen Ausgabe der New-York-Nachtsession stehen die Highlights aus den letzten 11 Jahren im Mittelpunkt: Songs, Geschichten und Begegnungen mit Musikern aus Brooklyn. Der Frontmann von A Place To Bury Strangers spricht über die Noise-Effektpedale, die er in Brooklyn herstellt und in seiner Band benutzt. Tommy Boy Records Gründer und Afrika-Bambaataa- Entdecker Tom Silverman seziert die Disco- und Rockplatten, die von den Hip-Hop-Pionieren in der Bronx aufgelegt wurden und erklärt die Anfänge des Sampling im Hip Hop. Musik gibt es von der Queen of Soul: Sharon Jones, von Jay Z und einer der prägendsten Indie- Bands aus Brooklyn, TV On The Radio. Auch in dieser letzten Nachtsession aus NYC erkundet Matthias Röckl den Big Apple, um herauszufinden, wo in der Metropole die Fäden zusammenlaufen.
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Best of NYC

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"Over The Rhine" Konzertmitschnitt vom 2. November 2015, Moments, Bremen
Das amerikanische Duo, Karin Bergquist und Linford Detweiler, kam auf Einladung von Sparkasse in concert nach Bremen. Im Moments Club konnten die Besucher hohe Americana-Songkunst live erleben. Geniessen Sie den Konzertabend noch einmal am Radio, wir senden den ganzen Mitschnitt vom November 2015.
Der Name des Songwriter-Duos aus den Staaten ist ein Verweis auf seine Herkunft. Over The Rhine, stadtläufig abgekürzt OTR, heißt ein schmuckes, historisch geprägtes Viertel in Cincinnati, Ohio. Karin Bergquist und Linford Detweiler sind in der Gegend von Cincinnati zuhause – nach Jahren in der Stadt bewohnen sie heute ein ländliches Anwesen außerhalb.

Begegnet waren sich die beiden Mitte der achtziger Jahre am College. Als offizielles Gründungsjahr von "Over the Rhine" gilt 1989. Die ersten Alben veröffentlichten sie auf eigene Faust. Im Laufe der Jahre haben Bergquist und Detweiler, die 1996 heirateten, verschiedene künstlerische Wege ausgelotet, darunter einen durch aktuelle, warm tönende Pop-Klänge gefärbten Sound. Seit geraumer Zeit sind sie zu klassischen Songwriter-Formen zurückgekehrt.

"Over The Rhine" profitieren von der kreativen Spannung gleichberechtiger Partner. Beide komponieren, beide texten, beide arrangieren, beide singen – allein und gemeinsam. Karin Bergquist ist vorwiegend Gitarristin, Linford Detweiler spielt meist Keyboards und Bass. Im Studio haben sie in der Regel Gäste an ihrer Seite. Ein enger Freund des hoch angesehenen Gespanns ist Top-Produzent Joe Henry, selbst ein international renommierter Singer/Songwriter. Hohe Americana-Songkunst aus den Staaten von einem bestens eingestimmten Paar.
Over The Rhine

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Bobo Stenson & Mike Mainieri "Continuum"
Rolf-Liebermann-Studio, Hamburg
Aufzeichnung vom 19.06.2015
Bobo Stenson & Mike Mainieri "Continuum"
Bobo Stenson, Klavier
Mike Mainieri, Vibrafon
Bobo Stenson & Mike Mainieri "Continuum"
Sowohl der amerikanische Vibraphonist Mike Mainieri als auch der schwedische Pianist Bobo Stenson bereichern seit Jahrzehnten die internationale Jazzszene. Bislang haben sie recht unterschiedliche Akzente gesetzt und sind sich kaum begegnet. Bis vor kurzem kannten sie sich noch nicht einmal persönlich. Insofern ist ihr aktuelles Aufeinandertreffen im Duo-Format spannend und überraschend zugleich.

Mike Mainieri, Jahrgang 1938, spielte schon in den 50er Jahren in der Band des Schlagzeugers Buddy Rich und wurde wegen seines großen Talentes auch bald von Jazzlegenden wie Billie Holiday, Dizzy Gillespie und Wes Montgomery engagiert. Ab Ende der 60er Jahre konzentrierte sich Mainieri verstärkt auf den aufkeimenden Jazz-Rock und gründete später seine erfolgreiche Fusion-Band "Steps Ahead" (u.a. mit Michael Brecker am Saxofon), die bis heute – allerdings in veränderter Form – existiert.
In seinem Spätwerk widmete sich Manieri auch stärker den leiseren Tönen. Seine Musik solle atmen können und Raum lassen, sagt er. Speziell in diesem Punkt nähert er sich dann auch Bobo Stenson an.
Der mittlerweile 71-jährige Schwede hat sich schon in den 70er Jahren einen guten Namen als hoch sensibler Pianist des Saxofonisten Jan Garbarek gemacht. Sowohl mit Garbarek als auch später mit der Saxofon-Legende Charles Lloyd entstanden zahlreiche Sternstunden des Jazz. Und auch als Bandleader hat Bobo Stenson einige beachtliche Alben vorgelegt.
Das gemeinsame Duo von Mike Mainieri und Bobo Stenson ist ein spannungsreicher musikalischer Dialog, bei dem man sich ein wenig fragt, warum die beiden erst jetzt zusammen gefunden haben.

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"Virtuose auf dem Instrument der Seele Bobby McFerrin" (!!!)
Im Gespräch mit Geseko von Lüpke
Unter den Individualisten der internationalen Jazzszene ist Bobby McFerrin ein wahrer Paradiesvogel: ein Stimmwunder und musikalisches Phänomen, das sich nirgendwo wirklich einordnen lässt. Als Solovokalist füllt er die großen Konzertsäle der Welt, als Gastdirigent der berühmtesten Philharmonieorchester begeistert er das Klassikpublikum, als Chorleiter hat er die Kunst der improvisierten Vielstimmigkeit perfektioniert. Fern von allem Purismus hat er damit nicht nur dem Jazz ein völlig neues Publikum eröffnet und sämtliche Klanggenres mit der Freiheit der Improvisation bereichert. McFerrin ist selber auch zum Symbol purer musikalischer Lebensfreude geworden, die er aus einer tief empfundenen Spiritualität schöpft.
Bobby McFerrin

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"Wo der Klang zum Gespräch wird" Die Kompositorik des Pianisten Benjamin Schaefer
Von Jana Heinlein
Die Verbindung von komponierten Werken und strukturierter Improvisation gestalten den Rahmen für Benjamin Schaefers musikalisches Gespräch: Mit seinem Quintett 'Quiet Fire' hat er vor Kurzem die gleichnamige CD veröffentlicht. Ihm gelingt in diesem Ensemble eine lyrische Gruppenkonversation voll überraschender Momente und erzählerischer Intimität. Mit Harfenistin Kathrin Pechlof, Saxofonist James Wylie, Kontrabassist Igor Spallati und Schlagzeuger Max Andrzejewski hat er sich vier herausragende Persönlichkeiten des europäischen Jazz an die Seite geholt. Benjamin Schaefer gehört längst zu denjenigen Stimmen des europäischen Jazz, denen es gelingt, eine eigene musikalische Identität zu entwickeln. Mit seinen eindringlichen, poetischen und zugleich unangepassten Kompositionen schafft er eine ganz eigene Klangfarbe für das Jazzpiano. 'Quiet Fire' wandelt auf Pfaden durch musikstilistische Mischvegetationen, wo es viel zu entdecken gibt - zwischen romantischer Poesie und abstraktem Experiment, zwischen Gespräch und Gesang, Musik und Erzählung, Kompositionskunst und feinsinniger Spontaneität.
Wo der Klang zum Gespräch wird

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Sonntag, 27. Dezember 2015
"100 Jahre Frankie"
Boy Frank Sinatra in Aufnahmen mit dem Count Basie Orchestra und dem Red Norvo Quintet
Frank Sinatra (1915 - 1998) war nicht nur ein ungewöhnlich erfolgreicher Schlagersänger, Schauspieler und Entertainer - er war auch eine Symbolfigur des Jazz. Seine Karriere begann in den Bigbands der Swing-Ära, Billie Holiday war sein großes Vorbild, sein Gesangsstil war deutlich von der Ausdruckssprache der swingenden Musik geprägt. Selbst afroamerikanische Jazz-Größen wie Duke Ellington, Lester Young oder Miles Davis bezeichneten ihn als ihren Lieblingssänger. Anlässlich seines 100. Geburtstags erinnern wir an den Jazz-Vokalisten Sinatra mit Aufnahmen aus den Jahren 1959 bis 1966.
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100 Jahre Frankie

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"Der Code der Freiheit" Erinnerungen an den Schlagzeuger Ronald Shannon Jackson
Von Harry Lachner
Mit seiner Verbindung von freiem Jazz, Funk, Blues- und Rock-Formeln war der Schlagzeuger einer der wichtigsten Vertreter dessen, was man in den 1980er Jahren mit dem Etikett "Free Funk" oder "No Wave" belegte. Jackson schuf mit seiner "Decoding Society" eine rhythmisch prägnante und doch gezielt offene Musik, deren Grundimpuls aus der Idee herrührte, dass die Hierarchien zwischen den Stilformen nur künstlich inszenierte wären. Ronald Shannon Jackson aber allein auf die Free-Funk-Phase festzulegen, würde der Gesamtheit seiner Arbeiten nicht gerecht: Er konnte sich in jedem Kontext souverän bewegen, ja, ihn auch gelegentlich mit seinem kraftvollen Spiel dominieren - ob beim Pianisten Cecil Taylor, dem Saxofonisten Ornette Coleman, in der Begegnung mit Posaunist Albert Mangelsdorff oder in der Band Last Exit. Einer Nervenkrankheit wegen musste er die Musik vorübergehend aufgeben, kehrte aber 2005 auf die Szene zurück; einige Jahre später erkrankte er an Leukämie, an deren Folgen er 2013 im Alter von 73 Jahren starb.
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Ronald Shannon Jackson

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"Sounding Lines" Vom Moritz von Oswald Trio bis Björk
Mit Judith Schnaubelt

Möglicherweise sind die heutigen "Sounding Lines" des Moritz von Oswald Trios, das jetzt zusammen mit dem nigerianischen Afrobeat-Master Tony Allen spielt, vergleichbar mit den "Songlines" der australischen Aborigines, die auch "Traumpfade" genannt werden. Es sind Vermessungen von Mystery and History, von Rhythmus und Klang. Es ist auch Erforschung und Suche nach Räumen, Möglichkeiten und Open Spaces. In dieser Nachtsession werden die Linien, die Fäden, die Verbindungen locker ausgelegt und gesponnen. Vom New Jazz des afroberliner Moritz von Oswald Trios zum herzergreifenden Gesang des alten Schweden Jay Jay Johannsen; von der neuen Electronica eines Gacha zum anrührend dringlichen Folkrock des Sun Kill Moon; von Björks Hölle voller Geigen zu Felix Labands Hölle in Südafrika voller Stimmen, Politik, Ungewissheiten und Sounds. Das alles geht zusammen, weil nur in tausend und einer Radionacht Zeit ist, um Geschichten zu erzählen und Sounding Lines zu weben. Das wird bald history and mystery sein.
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Sounding Lines korrigierter Link !

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"Grenzenlos hören!" Musik aus dem Rest der Welt
Mit Jay Rutledge

In zwei Stunden geht es in der Nachtsession ein letztes Mal auf große Fahrt: Und wie bei jedem guten Abenteuer lässt sich auch hier nicht vorhersagen, wer uns auf der Reise begegnen wird. Immer auf der Suche nach dem perfekten Song lassen wir uns durch Länder-, Stil- und Genregrenzen nicht aufhalten: Auf dem Weg begegnen wir düsterem Indierock von Scrambled Eggs aus Beirut, dem Duo Anna und Elizabeth mit ihrem rohen Folk aus den Appalachen, oder Afropopstar Timaya aus der brodelnden Metropole Lagos. Die Vielfalt an Musik ist heute schier grenzenlos; ein Overkill und immer verfügbar. Das gilt auch für Musik aus dem Rest der Welt. Gerade die Peripherie liebt die neuen Medien, will teilhaben an der verführerisch glitzernden Globalisierung. Doch bei allem Überfluss im Netz, schwindet die Vielfalt. Wir drehen nochmal alle Ventile auf, fluten die Kanäle und reisen zusammen durch den großartigen Dschungel der worldwide music.
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Grenzenlos hören!

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"Letzter Rundflug unterhalb des Radars" Musik von Felix Kubin bis Luke Vibert
Mit Michael Miesbach

Die Nachtsession noch mal auf nächtlicher Exkursion unterhalb des etablierten popkulturellen Berichterstattungs-Radars: Exkursionen in diverse, v.a. elektronisch dominierte musikalische Welten. Zu hören gibt es z.B. die eigenwillige junge Hamburger Mutant Pop Produzentin Tellavision, den seit vier Jahrzehnten aktiven Elektronik-Stilisten Felix Kubin, zwei hektisch zappelnde Chicago Footwork-Highlights aus dem Pop-Jahr 2015, den U.S.-amerikanischen Freestyle-Techno-Innovator Bookworms oder den an dieser Stelle häufig bestaunten französischen House-Einzelgänger Pepe Bradock. Dazu Aktuelles aus dem nach wie vor aufregenden club-elektronischen Großbritannien, mit jungen Namen wie Ipman, Auntie Flo und Pearson Sound, und mit unorthodoxen Veteranen wie Luke Vibert und den Idjut Boys. Außerdem zwei historische Ausgrabungen aus den unentdeckten 1970er Jahren vom Allgäuer Elektronik-Duo Baumann / Koek und dem belgischen Improv-Kollektiv Kosmose.
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Letzter Rundflug unterhalb des Radars

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