radiohörer - der blog für radiofans
Freitag, 25. Dezember 2015
"Jan Gabarek Quartet"
Konzertmitschnitt vom 26. September 1971, Stadttheater, Bremerhaven
70 Jahre Radio Bremen: Im Konzertarchiv der Jazzredaktion gibt es vieles zu entdecken. Der norwegische Saxophonist Jan Gabarek ging mit jungen Jazzmusikern auf Konzerttournee und trat 1971 im Stadttheater Bremerhaven auf. Wir senden einen Ausschnitt aus diesem Konzert.
Im Herbst des Vorjahres hatte der norwegische Saxophonist Jan Garbarek sein erstes Album für das deutsche Plattenlabel ECM aufgenommen. "Afric Pepperbird" hieß die LP. Fast auf den Tag genau ein Jahr danach trat das – noch rein norwegisch besetzte – Quartett in Bremerhaven auf. Mit seiner Gruppe war der gerade mal 24-jährige Garbarek dabei, sich endgültig von den großen US-amerikanischen Vorbildern, die auch ihn zunächst geprägt hatten, zu lösen.
Eine wegweisende Rolle hatte dabei Pianist, Arrangeur und Bandleader George Russell gespielt, damals in Skandinavien zu Hause. Er hatte eine junge Garde nordischer Jazzmusiker unter seine Fittiche genommen und ihren Horizont entscheidend erweitert. Garbarek spielte an diesem Herbstabend verschiedene Saxophone, Klarinette und Flöte.
An seiner Seite: Gitarrist Terje Rypdal, Bassist Arild Andersen und Schlagzeuger Jon Christensen, allesamt Pioniere des zeitgenössischen Jazz Skandinaviens.
Jan Gabarek Quartet

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"Save the last dance for me" Musik von Massive Attack bis Rhythm and Sound
Mit Judith Schnaubelt

Die dritte und letzte Ausgabe der Tanzstunden-Serie bietet Trip Hop, Soul, Dub und House. Nachdem die beiden Massive Attack-Konzerte, die für Februar in München geplant sind und die der Zündfunk präsentiert, ausverkauft sind, wird es Zeit, sich wieder einzuhören in den wunderbaren Sound die Bristolians, der uns schließlich seit 25 Jahren immer mal wieder das Leben verschönert. Vor allem aber hat Grantley „Daddy G“ Marshall, einer der Urväter von Massive Attack Geburtstag. Geboren wurde Daddy G. am 18. Dezember 1959 im englischen Bristol. Schon als Teenager gab er den DJ und stellte Mixtapes zusammen, bis er in den 80er Jahren schließlich bei der legendäre Wild Bunch-Crew aufgenommen wurde, ein Freundeskollektiv aus Sprayern, MCs, DJs und Musikern, aus denen später Massive Attack hervorgehen sollte. Noch ein Grund, heute die Bristolians zu feiern: Vor 25 Jahren veröffentlichten Massive Attack “No Protection”. Ein Album, das der Mad Professor in seinem Studio komplett gedubbt hatte. Damit wurden dem Dub als eigenständige Kunstform auf Albumlänge alle Türen geöffnet. Und nachdem zurzeit auch legendäre Tracks der Berliner Holy Church of Dub-Techno um Basic Channel und Rhythm and Sound wiederveröffentlicht werden, wird auch das in dieser Nachtsession aufgelegt werden zum Tanzen.
Playlist
Save the last dance for me

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Montag, 21. Dezember 2015
Radionacht Klanghorizonte 19.12.2015
Jahresrückblick
Mette Henriette / Christina Vantzou / Laurie Anderson / Ivar Grydeland / David Torn / David Rothenberg / Polar Bear / Joanna Newsom / Julia Kent / Sufjan Stevens / Tigran Hamasyan / Matana Roberts / Kaczirek & Schneider / Africa Express
Nahaufnahme
(die britisch-norwegische Formation Food): Veggie / Last Supper / Molecular Gastronomy (alle Rune Grammofon) – Quiet Inlet / Mercurial Balm / This Is Not A Miracle (alle ECM)
Zeitreisen
Laughing Hands (Australien, 1981-1982), King Crimson (New York, 1981), Harmonia (Niedersachsen 1974-1976)
mit Michael Engelbrecht
... sorry... hat ein wenig gedauert ....

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Mittwoch, 16. Dezember 2015
"The Sugarcubes" Konzertmitschnitt vom 15. Mai 1989, Modernes, Bremen
70 Jahre Radio Bremen: Pop-Ikone Björk trat 1989 mit der Band "The Sugarcubes" auf. Die junge Band aus Island hatte bald den Ruf visionärer Pop-Avantgardisten. Durch den Erfolgsdruck brach sie auseinander, und Björk begann ihre Solokarriere. Wir senden einen Ausschnitt aus dem Konzert im Bremer Modernes.
Die junge Musikszene Islands war bis in die späten achtziger Jahre international so gut wie kein Thema gewesen, sieht man mal von dem lockeren Popjazz der Gruppe "Mezzoforte" ab. Das änderte sich mit den "Sugarcubes". Gegründet wurde die Gruppe 1986 von jungen AktivistInnen der isländischen Punk- bzw. Alternativ-Szene, allen voran die Sängerin Björk und ihr Partner Thor Eldon.

Für ihr Debütalbum "Life's Too Good" konnten sie ein englisches Independent-Label gewinnen. Die Resonanz auf den eigenwilligen selbstbewußten Sound aus dem hohen Norden war überwältigend. Der Erfolg in Großbritannien entwickelte binnen kürzester Zeit europaweite Strahlkraft. Als 1989 das Folgealbum erschien, hatte die Band den Ruf visionärer Pop-Avantgardisten. Den hochgeschraubten Erwartungen konnte das Sextett nur schwerlich gerecht werden. Die Radio Bremen-Aufnahme entstand im Zuge einer ausgedehnten Welttournee.

Nach dem dritten Studiowerk brach die Band auseinander – und entließ Björk damit in eine Solokarriere, in deren Verlauf sie zur visionären Pop-Ikone avancierte.
The Sugarcubes

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Dienstag, 15. Dezember 2015
"The Divine One" Sarah Vaughan 1985 in Karlsruhe
Am Mikrofon: Gerd Filtgen
Auf die Rolle einer reinen Jazz-Sängerin wollte sich Sarah Vaughan (1924-1990) niemals festlegen. Obwohl sie ihre Karriere in den Swing und Bebop Bands der 1940er Jahre startete, war sie später auch offen für andere musikalische Entwicklungen. Bei ihrem Konzert in der Stadthalle Karlsruhe trat die Vokal-Diva mit dem Frank Collett Trio auf. Der einfühlsam agierende Pianist hatte sich auf die musikalische Begleitung von Sängerinnen spezialisiert. Mit ihrer an den Tonumfang von Künstlerinnen der klassischen Musik erinnernden wandlungsfähigen Stimme interpretierte sie Standards aus dem Great American Songbook.
The Divine One

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"Parker’s Mood" Von den Schwierigkeiten, als Genie zu leben
Es geht um das Leben des genialischen Saxofonisten Charlie Parker, welches zwar untrennbar mit seiner Musik verbunden war, dessen Musik jedoch in keiner Weise durch sein Leben illustriert, geschweige denn erklärt werden könnte. Wer glaubt, bei Parker in einem psychologischen Kurzschluss die Person und ihre Musik parallel setzen zu können, das eine durch das andere zu ergründen, unterliegt einem fatalen Irrtum.
Dass Parker die Musik erfand, die er spielte, ist nicht durch die äußeren Umstände seines schwierigen Lebens zu erklären. Stattdessen macht es eher Mühe, zu verstehen, dass er trotz seines von zahllosen Katastrophen heimgesuchten Lebens, gleichsam gegen sein Leben, in der Lage war, diese Musik zu schaffen, die ihn zu einem der wichtigsten musikalischen Leitbilder der Jazzgeschichte machte.

Die Musik, die Sie in dieser Sendung hören, dient weniger der Illustration einzelner Gedankengänge als vielmehr der Interpunktion zwischen einzelnen Bereichen und thematischen Schwerpunkten.

Zu hören sind dabei – neben Parker - unter anderem die Trompeter Dizzy Gillespie, Miles Davis und Kenny Dorham, die Saxophonisten Lucky Thompson, Wardell Gray und Sonny Rollins, die Pianisten Bud Powell, Duke Jordan und John Lewis und die Schlagzeuger Max Roach, Kenny Clarke und Buddy Rich.
Parker's Mood

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Fred Frith – Kompositionen
Konzertmitschnitt vom 2. Mai 1996 von der Pro musica nova, Radio-Bremen-Sendesaal
Von 1961 bis in das Jahr 2000 veranstaltete Radio Bremen das renommierte Festival "Pro musica nova". 1996 stand es unter dem Motto "Zwischen Konstruktion und Intuition ... Komposition und Improvisation", und die von Radio Bremen vergebenen Kompositionsaufträge gingen erstmalig an Improvisatoren, darunter auch den Engländer Fred Frith.
Als Frith, der seit seinem fünften Lebensjahr Geige spielte und sich das Klavierspielen selbst beigebracht hatte, die Gitarre eines Freundes in die Hände bekam, veränderte sich alles für ihn. Er experimentierte mit vielem, mit der Musik der "Shadows" und Heitor Villa-Lobos, mit Blues und Flamenco bis hin zur Musik des Balkans. Zusammen mit anderen Musikern gründete er 1968 die "Dada-Blues-Band", in der er alle Arten neuer Musik spielte und vermischte. Fred Frith initiierte die unterschiedlichsten Projekte und machte Musik für Film, Tanz- und Theaterstücke. Im Auftrag von Radio Bremen schrieb er ein Stück für Posaune und Streichtrio.
Fred Frith

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"The somewhere that is also moving" Von Jan St. Werner
Was interessiert Kunst der Ort, an dem sie entsteht? Jan St. Werners Hörstück macht das Umfeld kreativer Produktion hörbar. "The somewhere that is also moving" beginnt mit einer Pianophrase, die Jan St. Werner in seinem Berliner Studio einspielt.
Nachdem er im texanischen Marfa einer Lesung des amerikanischen Schriftstellers Clark Coolidge beiwohnt, erweitert Werner diese Skizze in ein ausgedehntes Stück, das, geprägt von Coolidges assoziativ-konzentrierter poetischer Technik, gleichermaßen Fokus und Abschweifung, Puls und Abstraktion verhandelt. So entsteht eine radiophone Skulptur mit Aufnahmen aus der (von der New York Times als "Lourdes der Minimalisten" etikettierten) interdisziplinären Künstlerkolonie und Einöde Marfa, Texas. "The somewhere that is also moving" beschränkt sich aber nicht auf die akustische Abbildung des Ortes, reflektiert wird das Verhältnis von Komposition und Kontext, gefundenen und geplanten akustischen Momenten.

Mitwirkende: Clark Coolidge, Tim Johnson, Primo Carrasco, Max & John Ferguson, Lynnette Melnar, Scott Hawkins.
Jan St. Werner, 1969 in Nürnberg geboren, Musiker (u.a. Mouse On Mars, Microstoria, Lithops) und Mitbetreiber des Kölner Musiklabels "Sonig". Hörspielproduktionen, Tonträger-Veröffentlichungen im In- und Ausland und Konzerttourneen weltweit.
The somewhere that is also moving
Realisation: der Autor
Produktion: WDR 2014

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Hans-Ulrich Werner & Team: "Natural Sound - Biophonie"
(hr / Hochschule Offenburg 2015) - Ursendung -

Im Sommer 2014 begegneten sich zwei Naturklang-Pioniere zum ersten Mal: Walter Tilgner (* 1934) und Bernie Krause (* 1938). Der studierte Biologe Tilgner, zudem Naturfotograf wie Kunstkopf-Tonmeister, produzierte mehrere CDs aus Klanglandschaften Mitteleuropas für das Mainzer Label Wergo. Der US-amerikanische Wissenschaftskünstler und musikelektronische Pionier Krause arbeitete am Sound von über 100 Hollywood-Filmen und schrieb mit „Orchester der Tiere“ ein sehr erfolgreiches Sachbuch. Mit 80 Klängen zum Geburtstag von Walter Tilgner haben sich auch Studierende der Experimentellen Soundproduktion von der Hochschule Offenburg beschäftigt. Es überlagert sich eine Klangreportage mit digitalen Kompositionen aus Natural Sound und elektronischer Biophonie.
Natural Sound - Biophonie

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"Both Sides Now" Des Jazzmusikers Liebe zu Joni Mitchell
Sie ist eine der bedeutendsten Künstlerinnen unter den Singer/Songwritern und eine Pionierin dieses Genres: Joni Mitchell. WDR 3 Jazz über die Wertschätzung ihrer Musik seitens der Improvisatoren.
Dass die Kanadierin auch ein Faible für den Jazz hat, dokumentieren mehrere ihrer Alben. Mitchells Tribut an Charles Mingus zählt zu den Meilensteinen unter unzähligen Hommage-Projekten. Doch gerade ihre eigenen Songs haben Jazzmusiker immer wieder inspiriert. Mal konzentrieren sich die Interpretationen auf die Ausdeutung der anspruchsvollen Texte, mal auf die harmonisch-melodische Substanz. Zu hören sind die Sängerinnen Dianne Reeves, Cassandra Wilson und Laila Biali und Pianisten wie Herbie Hancock, der ihrer Musik ein ganzes Album widmete, Pablo Held, Brad Mehldau und Robert Glasper.
Both Sides Now

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