radiohörer - der blog für radiofans
Donnerstag, 15. Oktober 2015
"Zu Hause in der Freiheit" Der Posaunist Johannes Bauer
Von Julia Neupert
Geboren ist er 1954 in Halle an der Saale, seit den frühen 1970ern lebt er in Berlin, unterwegs ist er auf der ganzen Welt. Johannes Bauer war 35 Jahre alt, als in seiner Heimatstadt die Mauer fiel. Beruflich taten sich für den Free-Jazz-Posaunisten da plötzlich Möglichkeiten auf, von denen er früher nur träumen konnte. Schnell etablierte sich Bauer in der internationalen Szene - als eine der markantesten Stimmen des zeitgenössischen Free Jazz. Was bedeutet "Zuhause" für einen Mann wie ihn? Spielt die ostdeutsche Sozialisierung für ihn als Musiker heute überhaupt noch eine Rolle? Und - wie sehr kann eine globale Kunstform wie der Free Jazz künstlerische Heimat sein?
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"Die Form eines zukünftigen Jazz" Erinnerungen an den Visionär Ornette Coleman
mit Michael Rüsenberg

Der Herbst 1959 ist ein wichtiger Zeitraum für den in diesem Jahr verstorbenen Jazz-Erneuerer: Im Oktober 1959 wird "The Shape of Jazz to Come“ veröffentlicht, auf den Tag genau vor 56 Jahren, am 8. und 9. Oktober 1959 entsteht in Hollywood "Change of the Century".
Es sind dies seine letzten beiden in Kalifornien produzierten Alben, wenige Wochen vor dem legendären Konzert des Ornette Coleman Quartet in New York. Die Jazzgeschichte hat ihre großspurigen Titel (die auch auf den Produzenten zurückgehen) bestätigt: noch vor "Free Jazz" (Dezember 1960) zeigen diese beiden Alben ein Jazz-Quartett in einer bis dahin beispiellosen Abkehr von der Jazz-Tradition. Sie enthalten mit "Lonely Woman", "Ramblin´" und "Peace" Kompositionen, die durch die Interpretation anderer sozusagen ewig fortdauern. WDR 3 Jazz nimmt diese beiden Alben zum Ausgangspunkt einer Erkundung, wie und warum Ornette Coleman der Jazzklassiker wurde, der er ist, begleitet von ständiger Skepsis und Zweifeln, z.B. an der Qualität seines Saxophonspieles. U.a. wird Reiner Michalke, Chef des Moers Festivals, über die Trauerfeierlichkeiten in der Riverside Church in Harlem berichten.
Ornette Coleman In Flac

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"Tuning The Cosmos" - mikrotonale Kompositionen von Harry Partch und Klaus Lang (!!!)
mit Reinhard Kager

Der 1974 verstorbene Harry Partch ist in Mitteleuropa viel zu wenig bekannt. Dabei übte der US-amerikanische Komponist einen großen Einfluss auf die europäische Musikszene aus. Für all jene Komponistinnen und Komponisten, denen die Unterteilung der Oktave in zwölf Halbtonschritte zu wenig harmonischen Reichtum bietet, sind die mikrotonalen Kompositionen von Partch eine Quelle von Inspirationen. Bereits Anfang der 1930er Jahren begann Partch nicht nur ein auf 43 Tonstufen basierendes Tonsystem, sondern auch eigene Musikinstrumente zu konstruieren, auf denen diese Skala auch interpretiert werden kann. Partchs Instrumente sind Klangobjekte von beträchtlicher Größe und ihr klanglicher Reiz ist nicht geringer als ihr skulpturaler. Neben Partchs "And on the Seventh Day Petals Fell in Petaluma" (1963-66) spielt das Ensemble "musikFabrik" auch ein neues Werk, das die "Klangspuren" bei dem Grazer Komponisten Klaus Lang in Auftrag gaben und das die Klangfarben der Partch-Instrumente der "Temperatur" und Charakteristik europäischer Instrumente gegenüberstellt.
Tuning The Cosmos

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Dienstag, 13. Oktober 2015
My Favorite Discs: Dave Douglas "Charms Of The Night Sky" + "A Tousands Evenings"
Der Titel des 1997 veröffentlichten Albums "Charms Of The Night Sky" wurde vom Trompeter Dave Douglas auch als Name für das auf der CD zu hörende Quartett beibehalten - eine Besetzung ohne Schlagzeug mit dem Violinisten Mark Feldman, dem Akkordeonisten Guy Klucevsek und dem Kontrabassisten Greg Cohen. Das vom Flair der Melancholie umwehte Spiel der Band lässt Reminiszenzen an den verlorenen Topos des osteuropäischen Schtetls aufscheinen, bewegt sich im Schnittbereich von Jazz, Neuer Musik und imaginärer Folklore und schöpft zugleich aus den Erfahrungen der Musiker, die in der aktuell orientierten Downtown-Szene New Yorks beheimatet sind.
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Dave Douglas: Facing West/ Twisted/ Charms Of The Night Sky/ Wild Coffee/ Odyssey/ Bal Masque/ CD:Charms Of The Night Sky
Dave Douglas Quartet

Dave Douglas: Our Way Home/ Words For A Loss/ A Tousand Evenings/
The Branches (For Dave Tarras) Part 2/
CD: A Tousands Evenings
Dave Douglas Quartet

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Die Auslöschung Oder: Wenn der Cyborg Wearables trägt
Von Markus Metz und Georg Seeßlen

Die digitale Aufrüstung der Menschen zeitige "unvorstellbar schnell" Folgen, warnt Elon Musk, Gründer von PayPal und vom Elektroautohersteller Tesla. Zehntausende Menschen arbeiten derzeit an der Entwicklung der digitalen Superintelligenz, so der Philosoph Nick Bostrom. Und nicht einmal ein Dutzend Menschen machen sich zur gleichen Zeit darüber Gedanken, wie diese Künstliche Intelligenz eigentlich zu kontrollieren wäre. Aber die Entwicklung der KI ist nicht das einzige, was das Leben der Menschen von Grund auf verändern könnte - wenn es nicht gar, wovor Bostrom warnt, die "Auslöschung" bedeutet. Auf der einen Seite rüstet sich der Mensch digital immer weiter auf mit einer Technologie, die in seinen Körper dringt (Erinnerungsimplantate, nanotechnologische Instrumente). Auf der anderen Seite verändert sich die Wahrnehmung in einer "enhanced reality". Was passiert, wenn die Künstliche Intelligenz, die wearable technology und die elektronisch veränderte Wahrnehmung der "Wirklichkeit" sich verbinden? Der Punkt, an dem dies geschieht, liegt nicht in ferner Zukunft, sondern sozusagen um die nächste Ecke. Es ist womöglich der Anfang vom Ende des Menschen, wie wir ihn gekannt haben.
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"Neal Hefti, Trompeter!" Musik des legendären Basie-Arrangeurs
mit Prof. Bop

Der Name Neal Hefti ist in der Jazzgeschichte etabliert: Als Komponist und Arrangeur von hohen Graden, Erneuerer des Count Basie Sounds und Urheber eingängiger und doch trickreicher Melodien, die um die Welt gegangen sind.
Dass Hefti seine Karriere als Trompeter begann, ist weniger bekannt. Und dass er auch auf dem Höhepunkt seines Ruhms als Komponist und Arrangeur immer wieder zum Ausgangspunkt zurückkehrte und vom Trompete Spielen nicht lassen mochte, stellt diese Sendung eindrucksvoll unter Beweis.
Neal Hefti, Trompeter!

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"In the Darkness of the World" von Sol Rezza.
Textregie: Götz Naleppa und Guadalupe Lozada
Komposition und Realisation: Sol Rezza
Stimmen: Lena Vogt, Daniel Iván, Anjorka Strechel, Felix Blume, Christine Renaudat, Lorena Fernándes
Ton: Sol Rezza
Textaufnahmen deutsch: Hermann Leppich
In der lichtlosen Welt der Tiefsee orientieren sich die meisten Organismen anhand ihres Gehörsinns. Diese Erkenntnis inspirierte die argentinisch-mexikanische Klangkünstlerin Sol Rezza zu einer phantasmagorischen Radioarbeit: Frei nach dem Roman "20 000 Meilen unter dem Meer" von Jules Verne entwirft sie eine geheimnisvolle Welt aus Aufnahmen von Hydrophonen und synthetischen Klangflächen. Bitte Kopfhörer bereit halten!
In the Darkness of the World !!!
Das Projekt "In the Darkness oft he World" wurde gefördert durch ein Realisationsstipendium im Rahmen des Radio Lab von Goethe Institut, CTM Festival, ORF musikprotokoll im steirischen herbst, Ö1 Kunstradio, ICAS-ECAS und Deutschlandradio Kultur. Eine Mehrkanalfassung des Stückes wurde am 26. Januar beim CTM Festival im HAU 2 uraufgeführt.

Sol Rezza, 1982 in Buenos Aires geboren, Radiokünstlerin und Sounddesignerin. Studium der Radioproduktion an der Escuela Terciaria de Estudios Radiofónicos (ETER).

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Dienstag, 13. Oktober 2015
Jazzfacts vom 8.10.2015
Neues von der Improvisierten Musik

Gender und Identität: Nachbericht zum 14. Darmstädter Jazzforum
Buchvorstellung "Rhythm Is My Beat": Eine Biografie des Rhythmusgitarristen Freddie Green
Buchvorstellung "Zappa And Jazz"
Nachruf Phil Woods
Neue CDs von Christian Scott, Caroline Thon und Joel Harrison
Am Mikrofon: Odilo Clausnitzer
Jazzfacts vom 8.10.2015

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"Deutschstunde"
Ausschnitte aus den Lounge-Konzerten von Neoangin, Schlammpeitziger und Pyrolator
Mit Karl Bruckmaier

Drei eigenbrötlerische Persönlichkeiten der deutschen Leftfield-Pop-Szene tauchen hier gemeinsam in einer Nachtmix-Sendung auf - auch weil zwei von ihnen sich explizit auf den dritten beziehen: Neoangin und Schlammpeitziger nennen beide den Plan als Haupteinfluss auf ihre Musik - und Kurt Dahlke alias Pyrolator war Teil dieser Ur-Mutter aller naiven NDW-Bands. Wir hören jeweils drei Stücke aus ihren Bayern-2-Auftritten... soviel deutsche Einheit war noch nie im Nachtmix.
Playlist
Deutschstunde

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Samstag, 10. Oktober 2015
"Am Anfang war der Rock 'n' Roll…" Ein Streifzug durch die deutsch-deutsche Rockmusikgeschichte (!!!)
Gast: Götz Hintze + Moderation: Uwe Wohlmacher
Als Bill Haley im Herbst 1958 als erster US-Rock 'n' Roll-Star nach Westdeutschland kam, begann im Wirtschaftswunderland auch musikalisch eine neue Zeitrechnung. Erste eigene Rock 'n' Roll-Idole brachten frischen Wind in eine Musiklandschaft, die bis dahin noch von Künstlern wie Vico Torriani, Caterina Valente oder Freddy geprägt war. Spätestens mit der zweiten Musikwelle aus England waren die Clubs in den frühen 60er-Jahren voller deutscher Epigonen britischer und amerikanischer Beatmusik, die die (Rock-)Musikwelt der Bundesrepublik nachhaltig verändern sollten. Auch in der DDR wurde der Rock 'n' Roll dankend angenommen. Wie Pilze schossen ab Ende der 50er-Jahre Rock 'n' Roll-Bands aus dem Boden, bis diese Entwicklung mit einer radikalen Kurskorrektur in der SED-Kulturpolitik aus ideologischen Gründen abrupt beendet wurde. Die Entwicklung einer eigenständigen, identitätsstiftenden DDR-Rockmusik konnte dadurch jedoch nicht verhindert werden. Uwe Wohlmacher, der als Musikredakteur bei Westberliner Radiosendern wie SFB oder RIAS die rockmusikalischen Entwicklungen in der DDR hautnah verfolgen konnte, und Götz Hintze, der sich spätestens mit seinem 'Rocklexikon der DDR' als ausgewiesener Kenner der Materie vorgestellt hat, erinnern sich anhand zahlreicher Hörbeispiele aus Ost und West an wichtige Epochen der deutsch-deutschen Rockmusikgeschichte und haben neben bekannten Songs dabei auch etliche Raritäten ausgegraben.
playlist am anfang (pdf, 72 KB)

Am Anfang war der Rock 'n' Roll…1 StundeNeue Datei mit dem richtigen Passwort
Am Anfang war der Rock 'n' Roll… 2.Stunde
Am Anfang war der Rock 'n' Roll… 3.Stunde
Am Anfang war der Rock 'n' Roll…4.Stunde
Am Anfang war der Rock 'n' Roll…5.Stunde
Am Anfang war der Rock 'n' Roll…6.Stunde

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