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Samstag, 10. Oktober 2015
"In der Fälscherwerkstatt" Musik von den Palma Violets bis Israel Nash
Mit Sabine Gietzelt

In der Fälscherwerkstatt treffen sich heute die Palma Violets, die einen Adam Green nachpolieren. Israel Nash gibt den Ersatz-Neil Young, die Isländer Samaris werfen von respektvoller Ferne einen Blick auf die heimliche Königin des Inselpops: Björk. Die Österreicher Klein grooven sich ins Herz von Deee-Lite, und Psychic Ills, Pissed Jeans und Sic Alps wälzen sich mit Begeisterung im Dreck der Stooges.
Playlist
In der Fälscherwerkstatt

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"Chick Corea Circle" Konzertmitschnitt vom 5. März 1971, Lila Eule, Bremen (!!!)
Nur knapp zwei Jahre hat das Jazz Ensemble bestanden. Die Bandmitglieder waren zu sehr in anderen Formationen eingespannt. In dieser Zeit entstand das Doppel-Album "Paris concert". Kurz vor ihrem Pariser Auftritt gaben sie in der legendären Lila Eule in Bremen ein Konzert, aus dem wir nun einen Ausschnitt senden.
Circle" war ein demokratisch agierendes Jazz-Quartett, das Pianist Chick Corea und Saxophonist Anthony Braxton ins Leben gerufen hatten. Bassist war der aus England nach New York gekommene Dave Holland. Schlagzeug spielte Barry Altschul. Die Band arbeitete nur sporadisch. Das lag auch an Coreas und Hollands Engagement in den neuen, zunehmend elektrifizierten Formationen von Miles Davis.
"Circle" lebte von der Spannung zwischen kompositorischen Vorlagen und freier Interaktion. Der Auftritt in der Bremer Eule, angekündigt als Konzert des "Chick Corea Quartet", fand kurz nach jenem Abend statt, der auf dem ECM-Doppelalbum "Paris Concert" dokumentiert wurde.
Chick Corea Circle

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WDR 3 Jazznacht: Heimat: Auf der Suche nach verlorenen Orten (!!!) vollständig hochgeladen ...
Einen nicht unerheblichen Teil ihres Lebens verbringen sie "on the road": in Bussen, Zügen, auf Flughäfen. Und auf der Bühne, jeden Abend woanders. Doch was ist "Heimat" für Jazzmusiker?
"Heimat" ist vieles. Vor allem ein häufig überfrachteter und nicht selten sinnentleerter Begriff, hin und wieder real fassbar, oft nur fiktiv und imaginär. Und die zunehmende Globalisierung dürfte noch mehr zur Verschwommenheit des Wortes beitragen – oder zum genauen Gegenteil? Was kann dieses Wort überhaupt für die Vertreter einer Ausdrucksform bedeuten, die sich so gern als weltoffen, grenzüberschreitend und durch und durch international geben? Fünf renommierte Autoren gehen auf Spurensuche, stellen Musiker vor, die "die Heimat" gefunden oder verloren haben, sich nach ihr sehnen, sie erträumen oder sie nicht im Großen, sondern im Kleinen entdecken, im Alltag.

....Leider sind keine ausreichenden sowie inhaltlichen Informationen auf der Seite zu finden ...

Mit Beiträgen von Bert Noglik, Michael Rüsenberg, Stefan Hentz, Götz Alsmann und Martin Laurentius.

musiklaufplan2454 (pdf, 185 KB)
1.Stunde: Jazzmusiker aus aller Welt sprechen über ihren Begriff von Heimat.
Jazznacht 1. Stunde In Flac
2.Stunde: Bert Noglik spricht über das Exil der Südafrikanischen Musiker wie Dollar Brand oder Hugh Masakela in England
Jazznacht 2.Stunde In Flac
3.Stunde: Stefan Hentz spricht über den heutigen Jazz in Griechenland
Jazznacht 3.Stunde In Flac
4.Stunde: Ein Feature über Michael Rüsenberg
Jazznacht 4.Stunde In Flac
5.Stunde: Götz Alsmann über die Polka als einer der Wurzeln des Jazz in Amerika
Jazznacht 5.Stunde In Flac
6.Stunde: Martin Laurentius spricht über Dieter Ilg und das deutsche Volkslied
Jazznacht 6.Stunde In Flac

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Freitag, 9. Oktober 2015
"Eigen" Von Johannes S. Sistermanns
Das Stück ist nicht geplant. Das Komponieren folgt momentanen, situativen Impulsen. Bildloses Hören, ins vielfältig Eigene der Sounds. Hörstück ist Klang-Index. Endlos Perspektiven.
Klang bricht immer neu auf. Strömt immer anders. Was ist, wenn ein Klang alle Klänge ist? Und was will der Klang eigentlich von mir? Stille ist ruhende Schwingung. Klang-Faltung räumlich. Das Hörstück ist alles, Klang-Index, das Unhörbare und jeder Raum und Übergang zwischen Komponist, Impuls, Hörer. Unvorhersagbar, unwiederholbar, unabschließbar.
Eigen In Flac
Johannes S. Sistermanns, geboren 1955 in Köln, ist Performer, Klangkünstler und Komponist und lebt in Bornheim. Für das Studio Akustische Kunst realisierte er zuletzt das Hörstück "fade/perspectives".

Realisation: der Autor
Produktion: WDR 2015

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"Aufstieg und Wandlungen einer Legende" Miles Davis at Newport (1955 - 1975)
Von Gerd Filtgen
Für Miles Davis hätte es mit der Musik seiner akustischen Formationen, mit denen er in den 1950er- und 1960er-Jahren erfolgreich unterwegs war, auch weiterhin gut laufen können. Doch gerade in Zeiten großer Popularität gehörte die radikale Abkehr von gewohnten Abläufen zum künstlerischen Selbstverständnis des Trompeters. Diese Entwicklung ist bei seinen im Zeitraum von zwei Dekaden erfolgten Newport Jazz Festival Auftritten nachvollziehbar. Sie führte den Trompeter vom Hardbop, den er im Sextett mit den Saxofonisten John Coltrane und Julian "Cannonball" Adderley mit modalen Improvisationsweisen anreicherte, zum Quintett mit dem Saxofonisten Wayne Shorter und dem Pianisten Herbie Hancock. Mit dieser Besetzung abstrahierte er sein Konzept noch stärker und stieß "kontrolliert" in freie musikalische Bereiche vor. Mit Themen wie "Miles Runs The Voodoo Down" läutete der Trompeter beim Newport Jazz Festival seine Electric Jazz Phase ein und dynamisierte sein Powerplay mit diversen Bläsern, einem reißenden Strom perkussiver Keyboard- und Gitarreneinsätze sowie heißen Jazz-, Rock- und Funk-Rhythmen.
Miles Davis at Newport In Flac

Thelonious Monk: Round Midnight / Straight No Chaser
Miles Davis: All Blues/ Miles Runs The Voodoo Down / What I Say / Tune In / Mtume
4 CD Box: Miles Davis At Newport 1955-1975

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"Pause And Think Again" In memoriam John Taylor
Wenn dem europäischen Jazz so gern ein besonderes Klangbewusstsein attestiert wird, dann war er einer der ersten, die dazu maßgeblich beigetragen haben. WDR 3 Jazz erinnert an den britischen Pianisten und einstigen Professor der Kölner Musikhochschule, John Taylor.
Der in Manchester geborene Musiker genoss den Ruf eines "musicians' musician". Auch außerhalb Europas gefragt, ist er jedoch zeitlebens unterbewertet geblieben und hat im öffentlichen Bewusstsein nie den Stellenwert erlangt, der ihn letztlich auszeichnete: ein herausragender und er der weltweit einflussreichsten Jazzpianisten zu sein. "Pause And Think Again" - bereits der Titel seines Debüts stand für einen wesentlichen Charakterzug des feinsinnigen Engländers: Sein Spiel wies ihn als nachdenklichen Lyriker aus, der bei aller Virtuosität lieber mal einem Gedanken nachhing und einen Ton wirken, nachwirken ließ. "Das Zuhören ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die es zu entwickeln gilt. Sich darauf zu konzentrieren, den Klang wahrzunehmen, den man selbst hervorbringt. Geduld ist dabei ein wichtiger Aspekt."
John Taylor In Flac

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"Chicago - Europe" Ken Vandermark's Territory Band 4 bei den Donaueschinger Musiktagen 2005
mit Thomas Loewner
Der Saxofonist und Klarinettist Ken Vandermark steht wie kaum ein anderer Musiker für die aktuelle Generation von Jazzmusikern aus Chicago: einerseits eng verbunden mit der langen Free Jazz-Tradition der Stadt, die in den 1960er-Jahren durch die AACM begründet wurde, andererseits offen für zahlreiche andere Stile wie Funk, Rock und traditionelle Volksmusiken aus aller Welt. Vandermark verbindet all diese Elemente auf eine Weise, die nicht selten an Techniken des Filmschnitts erinnert - eine deutliche Reminiszenz an die Zeit vor seiner Laufbahn als professioneller Musiker: Vandermark studierte zunächst Film an der McGill University in Montreal. Bei den Donaueschinger Musiktagen 2005 war Ken Vandermark zu Gast mit seinem Großprojekt Territory Band 4. Für das zwölfköpfige, international besetzte Ensemble konzipierte er Musik mit vielen stilistischen Facetten und nahtlosen Übergängen zwischen frei improvisierten und streng durchkomponierten Passagen.

Chicago - Europe In Flac

Ken Vandermark: Untitled fiction / Cards / Corrosion
Ken Vandermark's "Territory Band 4"

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Nexus [20]: IRCAM 02 – Ringen um die Echtzeit
Moderation: Reinhold Friedl
Die erste Folge der Sendung beschäftigte sich mit dem Gründungsmythos des IRCAM. Schließlich hatte Pierre Boulez keineswegs diese Institution alleine aus dem Nichts heraus geschaffen.
Nachdem Boulez sich aber politisch gegen seine Konkurrenten durchgesetzt hatte, musste er Ende der 70er Jahre künstlerische Resultate liefern. Der Druck wurde immer größer, die Pariser Konkurrenz, wie die GRM, die Groupe de Recherches Musicales oder das CeMaMu des französischen Komponisten konnten bereits live-elektronischen Erfolge vorweisen; Und der Druck wurde sogar so groß, dass 1979 mehrere Abteilungsleiter frustriert das IRCAM verließen. Auch seine politische Rückendeckung wurde mit dem Regierungswechsel 1981 in Frage gestellt – würde die Institution es schaffen, endlich ein überzeugendes live-elektronisches Werk vorzustellen, wie seit Jahren vollmundig angekündigt?
IRCAM 02 – Ringen um die Echtzeit In Flac

York Höller: Arcus
Jonathan Harvey: Mortuos plango, vivos voco
Iannis Xenakis: La Légende d'Eer
Guy Reibel: 12 inventions en 6 mode de jeu
Pierre Boulez: Poésie pour pouvoir
Robert HP Platz: Branenwelten
Edgard Varèse: Ionisation
Pierre Boulez: Répons

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Freitag, 9. Oktober 2015
"Star im Aufstieg" Die französische Trompeterin Airelle Besson
In der vielfältig geerdeten jungen Garde des französischen Jazz nimmt Airelle Besson eine Sonderstellung ein: zwischen kleinformatiger Interaktion und orchestraler Präzision ist sie mit allen stilistischen Wassern gewaschen. Im vergangenen Jahr wurde die so ausdrucksstarke wie sensible Melomanin mit dem Django D’Or ausgezeichnet.
Mit der rockigen Wucht ihrer Combo Rockingchair stürmte sie die Bühnen, an der Seite des langjährigen Chet Baker-Bassisten Riccardo Del Fra füllt sie die Fußstapfen des Großmeister des Cool. Als "Artist in Residenc" beim renommierten "Jazz sous les Pommiers" in der Normandie zeigte sie die ganze Bandbreite zwischen laut und leise, lyrisch und krass, zwischen der orchestralen Breitwand und der klangmalerischen Kraft des Atems, zwischen dem pentatonisch schillernden Groove ihres neu formierten Quartett und dem feinen Pinsel, den sie im Duo mit dem brasilianischen Gitarristen Nelson Veras führt. Beim Jazzfestival in Münster zum Jahresbeginn riss die muntere Interaktion des Trios der Trompeterin mit dem Pianisten Sebastian Sternal und Jonas Burgwinkel am Schlagzeug das Publikum buchstäblich von den Sitzen: ein Star im Aufstieg.
Airelle Besson In Flac

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Mittwoch, 7. Oktober 2015
"Nur noch Knochen" Klangfragmente der Irula-Kultur (!!!)
Von Floy Krouchi

In Südindien halten die Angehörigen des Irula-Volks eine Zeremonie ab. Sieben Tage und sieben Näche dauert das Musikspektakel. Sie spielen ihre traditionellen Instrumente Pura, Delbil und Kokayl. Mit Gesängen und Geschichten reflektieren die Irula die eigene Geschichte und die schmerzhaften Konfrontationen mit der Moderne.
Zum Beispiel die Begegnung mit den Jägern, die in den Wald kamen und mit Gewehren auf den Affen schossen um ihn zu verspeisen. Den Einheimischen überließen sie nur die Knochen. "Nur noch Knochen / Rien que le os" hat die 1971 geborene franzöische E-Bassistin und Komponistin ihre experimentelle Auseinandersetzung mit der Irula-Kultur und ihren Klangritualen genannt. Die Dokumentation entstand zwischen 2010 und 2015 in Zusammenarbeit mit Nathalie Battus für den Sender France Culture.
Nur noch Knochen

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