radiohörer - der blog für radiofans
Mittwoch, 7. Oktober 2015
"Slawisches Melos"
Das Marcin Wasilewski Trio feat. Joakim Milder
in Aufnahmen aus dem Tollhaus, Karlsruhe 2015
Am Mikrofon: Günther Huesmann

Als Schuljunge hatte er im damals noch sozialistischen Polen eine Videokassette entdeckt, die er sich täglich anhörte: Aufnahmen vom Standards-Trio des Pianisten Keith Jarrett. Heute zählt Marcin Wasilewski zu den führenden europäischen Jazzpianisten. International bekannt wurde er im Quartett des polnischen Trompeters Tomasz Stanko.
Seit 20 Jahren spielt Wasilewski nun schon mit dem Bassisten Slawomir Kurkiewicz und dem Schlagzeuger Michal Miskiewicz in unveränderter Besetzung zusammen. Seit langem mischt es in der ersten Liga der Piano-Trios mit. Als zusätzliche Stimme kam kürzlich noch der schwedische Saxofonist Joakim Milder zur Band.
Kennzeichnend für das Spiel von Marcin Wasilewski ist ein gesteigerter Sinn fürs Melodische und Harmonische, mit dem er immer wieder die federnden, energischen Grooves seines Trios ausbalanciert. Wobei es ihm weder um schwülstiges Pathos noch um trunkene Melodienseligkeit geht, sondern um das, was der gefeierte polnische Pianist "the deepness of music" nennt.
Marcin Wasilewski Trio featuring Joakim Milder In Flac
Marcin Wasilewski: Sudovian dance /
Gordon Matthew Sumner: Message in a bottle
Grażyna Bacewicz: Largo
Marcin Wasilewski: Night train to you / Spark of Life
Marcin Wasilewski Trio featuring Joakim Milder
Marcin Wasilewski, Piano
Slawomir Kurkiewicz, Bass
Michal Miskiewicz, Schlagzeug
Joakim Milder, Saxofon

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Wildes Denken: Die Revolution wird nicht im Fernsehen übertragen
The revolution will not be televised - so listen to your local radio station! Wildes Denken setzt sich in diesen harten Zeiten, da die internationale Kapitalmärkte auf Schnappatmung umgeschaltet haben, ans virtuelle Lagerfeuer und lauscht Revolutionsgeschichten, wie sie zur Zeit am besten und lustigsten Slavoj Zizek vorträgt. Wir lachen herzlich über die Anekdoten vom Wahnsinn der Welt und zweifeln, ob das angemessen ist. "Was tun?", hat mal ein gewisser Lenin gefragt. Wildes Denken meint dazu: Die Frage war besser als die Antwort. Und stellt Fragen, die sich vor ihren eigenen Antworten fürchten.
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His Master's Choice [11] GrauSchumacher Piano Duo
Andreas Grau und Götz Schumacher sind Schüler, als sie 1981 zum ersten Mal zusammen Klavier spielen. 1989 gewinnen sie den Deutschen Musikwettbewerb.
Es ist der Beginn einer internationalen Karriere mit ungewöhnlich vielseitigen und vor allem zeitlich weit gefächerten Programmen. Das Repertoire des GrauSchumacher PianoDuos umfasst audiovisuelle Performances und Literaturkonzerte und reicht von Johann Sebastian Bach bis in die Gegenwart. Für ihre Gastmoderation im WDR haben die beiden Pianisten, die am 2. Oktober in der Kölner Philharmonie ein neues Doppelkonzert von Luca Francesconi aus der Taufe heben werden, vor allem Werke von Komponisten ausgewählt, mit denen sie eine intensive Zusammenarbeit verbindet.
Playlist
GrauSchumacher Piano Duo

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"A Night At Birdland 1954"
Das Art Blakey Quintet mit Clifford Brown, Lou Donaldson, Horace Silver und Curly Russell
Das "Art Blakey Quintet" war die Vorstufe der "Jazz Messengers", mit denen Art Blakey über lange Jahre einen speziellen Ton im Jazz prägte. Dennoch musste Blakey diese superbe Formation mangels Auftrittsmöglichkeiten nach kurzer Zeit wieder aufgeben.
Am 21.2.1954 spielte das Art Blakey Quintet im legendären Jazzclub "Birdland" in New York. Die Band mit dem Trompeter Clifford Brown, dem Parker-Jünger Lou Donaldson am Saxofon und dem Pianisten Horace Silver war inspiriert, tobte hart und laut, pointiert und lebhaft durch Blues, Bebop und Balladen. Blakey war derart angetan vom Spiel seiner Band, dass er spontan bekannte: "Ich werde bei diesen jungen Leute bleiben, und wenn sie zu alt werden, hole ich mir wieder ein paar junge. Das hält deinen Geist am Leben.“ Ein Jahr später gründete er die "Jazz Messengers".
A Night At Birdland 1954 In Flac

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"Und irgendwann werde ich Wind" Der japanische Künstler Susumu Shingu (!!!)
Von Malte Jaspersen
"Wind, der über den Planeten Erde streicht, der alle und alles berührt", ist das Hauptthema des japanischen Künstlers Susumu Shingu (77). Seine einzigartigen kinetischen Objekte stehen in vielen Ländern dieser Erde. Die unvorhersehbaren Bewegungen seiner Werke verkörpern Shingus Lebensprinzip: "Sich den Kräften nicht entgegenstellen, sondern sie annehmen, von ihnen lernen". Breathing Earth heißt der Traum, den Susumu Shingu noch realisieren möchte: ein Dorf, dessen Energie sich aus Wind und Sonne speist. Ein Projekt, das eine Aufforderung sein soll für mehr Bewusstheit im Umgang mit den fragilen Ressourcen der Natur.
Musiktitel: The Silence Ahead Jun Miyake
CD: Lost Memory Theater - Act 1
Link zur Sendung und zum nachhören

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Montag, 5. Oktober 2015
"Ich werde nicht aufhören, bevor die Welt Kenntnis genommen hat."
Das radikale Kino Joshua Oppenheimers (!!!)
Von Florian Fricke
1965 lässt der Putschist und General Haji Mohamed Suharto in Indonesien bis zu eine Million Kommunisten und Gewerkschafter ermorden. Fast 50 Jahre später ist es ein amerikanischer Jude, der das bleierne Schweigen bricht. Joshua Oppenheimers verstörender Dokumentarfilm "The Act of Killing", 2014 für den Oscar nominiert, hat in verstörender Direktheit die Gedankenwelt der Täter bloßgelegt. Der Film gleicht einer Psychoanalyse der Bestie Mensch. Nun erscheint in Deutschland das Folgewerk "The Look of Silence", das die Opfer in den Mittelpunkt stellt. Joshua Oppenheimer stellt in seiner Arbeit essentielle Fragen nach Schuld, Sühne und Verantwortung, Fragen, die auch uns angehen. Mit Joshua Oppenheimer, seiner Weggefährtin Andrea Luka Zimmerman, dem Kulturtheoretiker Klaus Theweleit und dem Musiker Tomi Simatupang.
Das radikale Kino Joshua Oppenheimer

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"Mit Recht gegen die Macht" (!!!)
Katrin Heise im Gespräch mit dem Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck über den Kampf für die Menschenrechte
Er hat Opfer der argentinischen Militärjunta juristisch vertreten, verhalf Stasi-Opfern zur Akteneinsicht und steht Edward Snowden zur Seite. Seit Jahren engagiert sich der Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck als Anwalt für die Menschenrechte. Er leitet das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR). Er und seine Mitstreiter müssen immer wieder Niederlagen und Misserfolge einstecken. Verfahren werden nicht angenommen oder stecken fest.

Im Gespräch mit Katrin Heise schildert Wolfgang Kaleck seine Beweggründe und wie er den beruflichen Alltag organisiert. Er erzählt von unzähligen Begegnungen mit eindrucksvollen Menschen und wie diese als Kraftquelle auf ihn wirken.
Mit Recht gegen Macht

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"Liston Up!" Die amerikanische Posaunistin und Arrangeurin Melba Liston
Von Odilo Clausnitzer
Sie sei eine Frau gewesen, die einfach alles konnte und dabei die männliche Konkurrenz weit hinter sich gelassen habe - dieses Kompliment machte Quincy Jones einmal der Posaunistin und Komponistin Melba Liston.
Big Band-Leader wie Count Basie, Gerald Wilson und Dizzy Gillespie verließen sich auf ihr Talent als Satzbläserin. Auch improvisatorisch gehörte Liston zur führenden Riege der bebop-geprägten Posaunisten. Dabei hat sie nur eine einzige Platte unter ihrem eigenen Namen veröffentlicht.
Von Anfang an arrangierte sie auch für die Bands, in denen sie spielte. In dieser Eigenschaft wurde sie bald viel beschäftigt. Sie schrieb u.a. für Randy Weston, Johnny Griffin, Charles Mingus und sogar Duke Ellington. Sie leitete die Begleitband der Sängerin Billie Holiday und zusammen mit Trompeter Clark Terry dessen Big Band.
Mitte der 1970er-Jahre übersiedelte sie nach Jamaica, um dort eine Jazzabteilung am klassischen Konservatorium aufzubauen. Ein Schlaganfall beendete 1985 ihre Instrumentalkarriere. Als Komponistin aber blieb sie bis zu ihrem Tod 1999 aktiv. SWR2 Jazztime stellt eine der bedeutendsten Musikerinnen der Jazzgeschichte vor.
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Melba Liston

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Montag, 5. Oktober 2015
"Last Years In Europe" Der Bassist und Cellist Oscar Pettiford
Als der amerikanische Bassist Oscar Pettiford 1958 nach Europa kam, standen ihm in der Jazzszene alle Türen offen. Zunächst in Baden-Baden, dann in Kopenhagen ansässig, wurde er wichtiger Partner und Impulsheber für europäische Jazzmusiker.
Oscar Pettiford, geboren 1922, hatte sich in den USA an der Seite von Musikern wie Charlie Parker und Dizzy Gillespie einen Namen gemacht und an der Ausformung des Bebop mitgewirkt. In Europa arbeitete er u. a. mit Hans Koller, Attila Zoller, Dusko Goykovich und Rolf Kühn zusammen. Er entwickelte kammermusikalisch orientierte Spielkonzepte, bei denen er auch das Cello einsetzte. Oscar Pettiford starb 1960 im Alter von 37 Jahren in Kopenhagen an den Folgen eines Autounfalls.
Oscar Pettiford

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"La Historia de la Musica Pop 4" Zitate und Musik
Mit Karl Bruckmaier

Im letzten Teil unserer Zitat-Collage zur Frühgeschichte der Popmusik landet Raumschiff Pop wieder in Europa an: Pop-Mutanten an Bord, ready to move... Wie tief die gefühlte Erschütterung nach dem 1. Weltkrieg, wie strahlend neu diese Musik gewesen sein muss - das gilt es zu erinnern, das gilt es nicht zu verlieren. Auch wir leben in historischen Zeiten und sollten die Herausforderungen als Chance begreifen. Ja, Panik, Ja. Die Musik kommt von Neil Young, Aksak Maboul, Kanye West, Asian Dub Foundation, den Skatalites uva.
Playlist
La Historia de la Musica Pop 4

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