radiohörer - der blog für radiofans
Montag, 21. September 2015
"Gott in der Falle" Von Jens Rachut
Zwei verrückte Gestalten sind nicht im Auftrag des Herrn, sondern auf seinen Spuren unterwegs: Sie versuchen IHN zu orten und in einer Paradiesschaukel zur Rede zu stellen.
"Die beiden sind zwar Spinner, aber sie haben ein Recht darauf, herauszufinden, ob es Gott gibt. Und wenn ja, warum er das so zulässt", sprach der Tod - und ließ sie erstmal in Ruhe. So suchen sie denn, bis der letzte Tag anbricht. Wenn der jemals kommt. Unterwegs treten auf: Tod und Teufel, die Sonne, die Zeit und ein Winkeladvokat. Wer dagegen im Off bleibt: Gott. Denn der ist immer schon zwei Kirchen oder Galaxien weiter und hat nur unbemerkt die Sitzkissen der Paradiesschaukel mitgehen lassen. Oder war das bloß ein Doppelgänger?
Gott in der Falle
Produktion: WDR 2011
Regie: Jens Rachut
Redaktion: Natalie Szallies

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Blue Monday: Musik von Hecta, Donna Regina und Pole
Mit Angie Portmann

Kurt Wagner von Lambchop hat sein Herz für digitale Experimente entdeckt und mit Hecta ein spektakuläres neues Projekt am Start. Auch Donna Regina haben sich verändert bzw. sind verändert worden: Zum 25jährigen Bandjubiläum ist mit "Dis Cover Donna Regina" eben ein Album mit großartigen Neuinterpretationen der Songs der Hamburger erschienen. Und Poles jüngstes Album trägt zwar den verdächtigen Titel "Wald" (ist angeblich auch das Ergebnis ausgedehnter Waldspaziergänge durch das Isartal und die Alpen), ist aber alles andere als romantisch bzw. naturverbunden. Stattdessen hören wir stoisch pluckernden, hypnotischen Dub-Minimalismus, wie wir ihn von Pole kennen und lieben. Außerdem mit dabei: Das wunderbare neue Low-Album, CocoRosie, Lou Barlow, Bob Moses und Eivind Aarset.
Playlist
Blue Monday: Musik von Hecta, Donna Regina und Pole

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Samstag, 19. September 2015
"Continental Drifters" Konzertmitschnitt vom 10. Juli 2000, Moments, Bremen
Das Sextett faszinierte das Publikum mit seiner Mischung aus Roots-Rock und Alternative-Pop. Zeitschriften wie der "Rolling Stone" schrieben begeisterte Kritiken über die veröffentlichten Alben und die Band. Später brach sie auseinander. Geblieben sind neben einigen Alben der Live-Mitschnitt von Radio Bremen, aus dem wir einen Ausschnitt senden.
Die "Continental Drifters" war eine Allstar-Band, die sich Anfang der 90er Jahre in Los Angeles formiert hatte. Ausgangspunkt waren unverbindliche Session-Zusammenkünfte. Die mündeten nach einiger Zeit in eine feste, über mehrere Jahre kaum veränderte Sextett-Besetzung.

Die organisatorischen Fäden zog Bassist Mark Walton, vormals Mitglied von "Dream Syndicate". Mit Vickie Peterson von den "Bangles", Peter Holsapple von den "db's" (er war seinerzeit auch Tourgitarrist von "R.E.M.") und Sängerin Susan Cowsill verfügte die Gruppe gleich über mehrere Songwriter und Vokalisten.

Entsprechend vielfältig waren die musikalischen Bezugspunkte. Damit wurden die Drifters eine prototypische Americana-Band. 2002 brach die Gruppe, die nach New Orleans umgezogen war, aufgrund von persönlichen Differenzen auseinander. Es blieben einige hervorragende Studio-Alben sowie Live-Dokumente wie dieser Mitschnitt aus Bremen.
Continental Drifters

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Mittwoch, 16. September 2015
Rasende Tempi, abrupte Klangwechsel, mikrotonales Flirren, harte Elektronik
Peter Jakober, Mirela Ivičević und Matthias Kranebitter entwickeln ihre eigene Klangsprache

Von Nina Polaschegg
Rasche Tempi, die Verwendung von Elektronik und / oder Patchwork und dem Sampling verwandte Kompositionsverfahren sind Komponenten, mit denen zahlreiche Musikschaffende der jüngeren Generation arbeiten. Reflexionen der neuen Medien inbegriffen. Mirela Ivičević, Matthias Kranebitter und Peter Jakober, geboren zwischen 1977 und 1980, sind drei Komponierende der jüngeren Generation in Österreich, die auf zum Teil vergleichbare, zum Teil recht verschiedene Art und Weise zeitgenössisches Komponieren neu denken und mit genau diesen Komponenten jonglieren. Während Peter Jakober Anregungen aus der Alltagskultur und dem Pop stark transformiert und klangfarblich ausbalancierte Texturen schafft, spielt Matthias Kranebitter ganz gezielt und mit starker Übertreibung mit oft hart geschnittenen Zitatfetzen unterschiedlichster Herkunft. Der Gedanke von Musik als Mittel zur Reflexion dient Mirela Ivičević als Inspirationsfeld.
Rasende Tempi, abrupte Klangwechsel, mikrotonales Flirren, harte Elektronik In Flac

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"Eine Reise mit Philip Glass"
Orchestre Symphonique de Montréal
Leitung: Kent Nagano
Philip Glass:Konzert-Fantasie für 2 Pauken und Orchester
Andrei Malashenko, Hugues Tremblay (Pauke)
Kija Tabassian: "Vers où l'oiseau migrera?"
Françoise Atlan (Sopran)
Kambiz Mojdehi: Jaan-e Maryam
Paul Dukas: "La Péri", Ballettmusik
Philip Glass: "Mad Rush"
(Konzert vom 7. März im Maison Symphonique in Montréal)
Eine Reise mit Philip Glass In Flac

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"Domino" Von Christoph Buggert
Regie: Walter Adler
Mit: Tom Schilling, Natalie Spinell, Wolfram Koch u.a.
Ton: André Lüer
Produktion: MDR/WDR 2012

Lehrer K. hat ein Modell entwickelt, wie "öffentliche Sauereien" vertuscht werden. Als ein Ministersohn seine Tochter vergewaltigt, wendet er es an.
Drei Jugendliche aus dem ehemaligen Jugoslawien provozieren Pit und seine Freundin Utz. Pit, Sohn des Justizministers, verletzt einen der drei. Anschließend vergewaltigt er Utz. Deren Vater ist Lehrer am Gymnasium, ein kritischer Kopf, der stolz darauf ist, die Macht und ihre Machenschaften zu durchschauen. Gerade arbeitet er an einem Drei-Stufen-Modell, das nachbilden soll, nach welchem Muster öffentliche Sauereien unter den Teppich gekehrt werden. Und nun? Seine Tochter vergewaltigt! Von Pit, dem Sohn des amtierenden Justizministers, der im Wahlkampf mit verschärftem Vorgehen gegen Ausländer punkten will. Plötzlich steht er mitten drin in den "Schweinereien". Er kann sich beweisen. Und er muss es.
Domino
Christoph Buggert, geboren 1937, Schriftsteller. 1978 Hörspielpreis der Kriegsblinden für 'Vor dem Ersticken ein Schrei' (WDR/BR 1977). Zuletzt: 'Vier Versuche über die Zeit' (SWR 2014). 'Domino' war Hörspiel des Monats Juni 2012.

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Playback Moby: Der Emo der Elektro-Popper wird 50
Mit Ralf Summer

Er ist ein Chamäleon: Richard Melville Hall verarbeitet so viele Stile wie kaum ein Musiker. In den frühen 90ern war er dank David Lynch der erste Techno-Star aus den USA, veröffentlichte bald aber lieber Ambient-Platten, um dann durch Blues weltberühmt zu werden. Der New Yorker Musiker nennt sich Moby, weil sein Ur-Ur-Großonkel Herman Melville war: Autor des Romans „Moby Dick“. Der Musiker steht im Guinness-Buch der Rekorde: Sein Track „1000“ von 1993 gilt als das schnellste Lied der Musikgeschichte: 1.000 Beats per Minute schnell. Sein größter Erfolg ist jedoch das Album „Play“, das ihn 2000 weltweit bekannt machte, die Platte verkaufte sich zehn Millionen mal. 2002 durfte er bei der Abschlussveranstaltung der Olympischen Winterspiele von Salt Lake City „We Are All Made Of Stars“ spielen, seinen letzten großen Hit. Der liberale Christ, Tierrechtler und Besitzer eines Veggie-Restaurants in New York unternimmt gelegentlich Ausflüge in den Hardcore oder Metal, komponiert Soundtracks (James Bond, The Beach, Bourne Ultimatum) und legte 2008 bei der Love Parade auf. Melville, der am 11. September 50 wird, arbeitete mit und für Michael Jackson, Daft Punk, Brian Eno ... und ist Träger mehrerer Pop-Preise.
Playlist
Moby

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"Monophonics" Konzertmitschnitte vom 22. Juni 2015, Moments, Bremen (!!!)
Die Band aus Nordkalifornien begann 2005 als Instrumentalgruppe. Sie entwickelten einen ganz eigenen markanten Sound und schrieben eigene Lieder. Im Juni kamen sie ins Bremer Moments, stellten ihre neue CD "Sound Of Sinning" vor und begeisterten mit ihrer Musik das Konzertpublikum.
Die aufregende Soul-Gegenwart hat viel mit der ruhmreichen Vergangenheit zu tun. Vieles von dem, was heute Seele und Körper bewegt, ist erfüllt von dem Soul-Geist früherer Dekaden. Die "Monophonics" aus Nordkalifornien sind da ein glorioses Beispiel. Der Sound des Sextetts ist "vintage" im besten Sinne dieses angesagten Mode-Begriffs.

"Psychedelic Soul" hat sich die Band um Sänger und Keyboarder Kelly Finnigan auf die Fahnen geschrieben. Gemeint ist damit jene progressive Mischung aus Soul, Funk und Rock, die aus den späten sechziger in die siebziger Jahre hinein einen ersten kreativen Höhepunkt erlebte. Sly And The Family Stone und die progressiven Motown-Werke jener Phase (zum Beispiel von den "Temptations"), aber auch "Funkadelic" sind ein populärer Maßstab. Daneben gab es vieles, was sich am Rande des Underground abspielte und in jüngerer Zeit schon Gruppen aus dem Umfeld des New Yorker Daptone-Labels ("Sharon Jones & The Dap-Kings") beeinflusste.

Die "Monophonics" sind Geistesverwandte, gefestigt durch rastlose Konzert-Aktivitäten. Begonnen hatte die Band aus San Rafel – das liegt an der Bay Area von San Francisco - anno 2005 als Instrumentalgruppe. Über die Jahre entwickelte sie einen markanten Sound und eigene Songs. Seit der Veröffentlichung des vielgelobten Albums "In Your Brain" (2012) waren die "Monophonics" verstärkt international auf Achse. "Sound Of Sinning" heißt das brandneue Werk. Der "Sound des Sündigens" erfasste auch das Publikum im rappevollen Bremer Moments.
Monophonics

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"La Historia de la Musica Pop Teil 2 Zitate und Musik"
Mit Karl Bruckmaier

In einer wilden Collage aus alten und zeitgenössischen Songs, aus literarischen Quellen und Augenzeugenberichten bastelt Karl Bruckmaier eine herbei-imaginierte Frühgeschichte der Popmusik. Im zweitenTeil erfahren wir, wie Europas Drittgebornene und Nestflüchter nach Amerika gelangen - und was sie im Gepäck haben. Die Musik reicht von Bob Dylan über F.S.K. bis zu Dead Weather. Schnitzelpunk!
Playlist
La Historia de la Musica Pop Teil 2 Neue Datei !

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"TISCHE RÜCKEN - THE GHOST CLUB" Von Seelenfotografen und paranormalen Suffragetten
Von Christine Wunnicke
Als sich die Schwestern Margaret und Kate Fox 1848 in New York mit dem Geist eines Ermordeten unterhielten, konnten sie nicht ahnen, welche Lawine sie damit lostraten: Die Totenbeschwörung als Gesellschaftsspiel, als hohe Kunst und nicht zuletzt als "exakte" Wissenschaft wurde zu einem internationalen Modetrend, der ein halbes Jahrhundert lang anhielt.
Alle ließen Tische rücken und Kristallkugeln schimmern: Charles Dickens und Queen Victoria, Abraham Lincoln und der spätere Nobelpreisträger für Physik Lord Rayleigh.
Die Begeisterung für Gespenster paarte sich mit der Begeisterung für revolutionäre Gedanken: Darwinismus und moderne Psychologie wurden in abgedunkelten Séance-Räumen populär und manch spiritistisches Medium mauserte sich zur Frauenrechtlerin.
TISCHE RÜCKEN - THE GHOST CLUB
Regie: Günter Maurer
Mit: Andrea Quirbach, Jürg Löw u.a.
Ton: Beate Böhler
Produktion: SWR 2015

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