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Freitag, 14. August 2015
Sommer/Sonne
Die Sonne als Sinnbild für Lebensenergie oder zerstörerische Kraft. Während Karlheinz Stockhausens "intuitive Musik" sich zum vitalen Licht hinwendet, steht bei Francis Dhomont und Nick Storring das Bedrohliche im Vordergrund.
ls Symbol für die Lebenskraft gilt die Sonne in Stockhausens "intuitiver Musik": Hier werden die Musiker angehalten, so lange zu spielen, bis sie eine "vollkommene Harmonie" erreichen und sich alles in "sanft schimmerndes Gold" verwandelt. Daneben wird die destruktive Kraft der Sonne zum Thema: Bei Francis Dhomont erscheint sie als verdunkelter Planet, bei Nick Storring gerät sie aus den Fugen und bei Klimek sind schließlich nur noch Reste vorhanden.
Sommer / Sonne In Flac

Karlheinz Stockhausen: Aus den sieben Tagen: Setz die Segel zur Sonne (1968)
Textkompositionen für intuitive Musik

Francis Dhomont: Sous le regard d'un soleil noir (1979–81)
Elektronische Komposition

Nick Storring: Outside, Summer is Bursting at the Seams (2007)
for cello and computer processing

Klimek: Sonnenreste (2005) Elektronische Komposition

Moderation: Michael Rebhahn

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"Natural Swinger" Der Saxofonist Zoot Sims (1925-1985)
mit Hans-Jürgen Schaal

Zoot Sims gehörte zu den prägenden Saxofon-Stilisten des modernen Jazz. Inspiriert von Lester Young, trug er Youngs "Sophistication" in den kühlen Jazz der Fünfzigerjahre hinein. Und das mit einem Swing und einem Feeling, die einfach unwiderstehlich waren.
"Er ist irgendwie schwarz, aber man sieht es gar nicht", sagte die Sängerin Carmen McRae über Zoot Sims. So erdig und "down home" klang sein Saxofon oft, dass man dahinter kaum den Spross einer kalifornischen Varietékünstler-Familie vermutet hätte. Wichtige Stationen seiner frühen Karriere waren die Big Bands von Benny Goodman und Woody Herman. Später hatte Zoot Sims zusammen mit dem Kollegen Al Cohn viele Jahre lang eine Two-Tenor-Band. In seinen letzten Jahren gehörte er zum erlesenen Kreis der Bandleader auf Norman Granz' Label "Pablo". Hier fand Zoot Sims endlich Anerkennung als der große Stilist und Künstler, der er war.
Zoot Sims

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Donnerstag, 13. August 2015
Baden Powell in Berlin - Grandioses Konzert !!!
Aufzeichnung vom 21. April 2000
Volksbühne, Berlin

Baden Powell war jahrzehntelang einer der Top-Stars der brasilianischen Musikszene. Der Gitarrist und Sänger wurde in den 60er Jahren auch in Deutschland sehr bekannt, nachdem ihn der Publizist, Produzent und Festivalmacher Joachim-Ernst Berendt 1967 bei den Berliner "Jazztagen" erstmals in Deutschland präsentierte und einige Alben mit ihm produzierte.
Baden Powell (1937–2000) hat in seiner Karriere über 500 Kompositionen geschrieben, darunter viele Klassiker der Bossa-Nova oder der Sambamusik, zum Beispiel "Samba Triste" oder "Berimbau". In der Musik von Powell steckte - neben der großen Liebe zur brasilianischen Musikkultur - auch immer Platz für Improvisation und viel Leidenschaft für den Jazz.
Wenige Monate vor seinem Tod gab Baden Powell noch ein beeindruckendes Solo-Konzert in der Berliner "Volksbühne". Ein Konzert, das zum 500. Geburtstag von Powells Heimat Brasilien stattfand. Auch wenn Baden Powell damals bereits mit seiner angeschlagenen Gesundheit zu kämpfen hatte, wurde dieser Abend zu einer hochemotionalen Angelegenheit und zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Baden Powell in Konzert In Flac

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Sonntag, 9. August 2015
"Malky" Aufzeichnung vom 10.04.2015
8. Songtage Gera
Sächsischer Bahnhof

Sie sind nicht von hier, sagen sie. Dabei kommen sie aus Leipzig: der bulgarische Sänger Daniel Stoyanov und der ungarische Keyboarder Michael Vajna. Vor vier, fünf Jahren kamen sie in die sächsische Metropole, um zu bleiben. Kennengelernt hatten sie sich zuvor in einem Tonstudio bei Mannheim. Sie entdeckten ihre musikalischen Vorlieben und dass es dieselben waren: Soul- und Elektropop, Balladen. Als 2014 ihr Debütalbum 'Soon' erschien, war die allgemeine Überraschung groß: Malky avancierten zum Liebling des Feuilletons und können seitdem auf eine stetig wachsende Fangemeinde zählen. Als "Melancholic Gothic Soul" oder "Music For Sensitive People" beschreiben die beiden augenzwinkernd ihre Musik, über die sich - einem Schleier ähnlich - tatsächlich eine gewisse Melancholie legt. Das mag mit daran liegen, so sagte Daniel einmal in einem Interview, dass sie beide, obwohl in Deutschland sozialisiert, immer noch auf Heimatsuche seien: "Wenn du gewissermaßen ein Leben lang unterwegs bist mit einem Traumbild von einer Heimat, dann bist du auch anfälliger für Melancholie." Dass es dabei trotzdem kraftvoll und schillernd zugeht und die Songs sich so gar nicht auf den üblichen Gleisen heutiger Popmusik festfahren, davon konnten sich auch die Besucher der 8. Geraer Songtage überzeugen.
Malky

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Samstag, 8. August 2015
"Die Langstreckenläufer" Neues aus dem Grenzgebiet zwischen Rock, Jazz und Elektronik
Sie formierten sich 1979 im Umfeld der politisch engagierten Punk-Szene Amsterdams - und haben über die Jahre hinweg eine erstaunliche musikalische Wandlung vollzogen: The Ex; eine Band, die eine gewisse Abneigung gegen jede Form des Stil-Dogmatismus pflegt und immer zu überraschen weiß. Von Anfang an war Punk als eingegrenzte Stilform den Musikern zu eng - sie verstanden darunter eher die Haltung des "anything goes". Konsequent weitete sich ihr stilistisches Spektrum: Anfang der neunziger Jahre arbeiteten sie mit Musikern der holländischen Jazz-Szene zusammen, später mit dem äthiopischen Saxophonisten Getatchew Mekuria. Ihr neues Live-Album "The Ex At Bimhuis (1991-2015)" dokumentiert diese Entwicklung - setzt aber erst an dem Punkt ein, als sie sich vom reinen Punk-Gestus verabschiedet hatten. Grund genug, in dieser Nachtsession auch einen kurzen Blick auf ältere Aufnahmen der Band zu werfen.
An Langlebigkeit und Durchhaltevermögen werden The Ex allerdings von den Pretty Things sowie dem Gitarristen Mike Cooper übertroffen. Wobei diese britische Rockband der ersten Stunde sich noch ein wenig mit nostalgisches Flair (strikt analog!) umgibt, während Coopers Exkursionen in die Klangwelt ferner Kulturen einen möglichen Exotismus- und Nostalgie-Faktor subversiv unterläuft. Entschieden schwergewichtiger erscheint dagegen das Album "Gruidés" von Stephen O'Malley, dem Patron aller Doom- und Drone-Spezialisten: er nutzt hier ein Orchester, um seine dunklen Klangphantasien zu realisieren. Außerdem kommen zu Wort und Ton: Bret Higgins' Atlas Revolt, die Cosmic Psychos, Elliott Sharp, World's End Girlfriend, die Left Lane Cruisers und etliche andere.
Playlist
Die Langstreckenläufer

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Montag, 3. August 2015
"Unformatierte Musik" Exkursionen von Moritz von Oswald bis Arthur Russell
Mit Michael Miesbach

In der heutigen Nachtsession-Ausgabe geht es um eine Handvoll neuer Veröffentlichungen, die sich aus den unterschiedlichsten Genre-Welten heraus auf neues Terrain begeben. Ungewöhnliche Musik u.a. von Max Loderbauer und Ricardo Villalobos, die gemeinsam unter dem Alias Vilod ein aktuelles Album raus haben; dem Moritz von Oswald Trio, dem diesmal auch die Afrobeat-Legende Tony Allen angehört oder dem stilistisch ambitionierten Berliner Techno-Erneuerer Florian Kupfer. Dazu Neues vom kalifornischen Breakbeat-Entschleuniger Lee Bannon und neu Ausgebrabenes aus den Archiven des New Yorker Grenzgängers Arthur Russell.

Unformatierte Musik

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Montag, 3. August 2015
"Swing low" Der Einfluss der Gospelmusik im Jazz
Von Christoph Wagner
Wie der aktuelle Film 'Selma' über das Leben des schwarzen Bürgerrechtlers und Pfarrers Martin Luther King erneut eindrucksvoll in Erinnerung ruft, stand Gospelmusik immer im Zentrum der afroamerikanischen Kultur. Die schwarze Kirche bestimmte jeden Aspekt des Lebens. Kein Wunder, dass der Jazz als säkulare Ausdrucksform afroamerikanischer Musik davon nicht unberührt blieb: Von Louis Armstrong über Charles Mingus bis zu Max Roach haben Jazzmusiker sich immer wieder mit der Gospeltradition auseinandergesetzt. Heute greifen jüngere Improvisatoren wie Jaimeo Brown das Thema erneut auf und verbinden modernen Jazz mit Feldaufnahmen archaischer Spirituals aus Alabama. Digitale Sampling-Technologie hilft dabei.
Swing low"

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"Die Kraft des sensiblen Tons"
Aus Anlass des Todes von John Taylor am 17. Juli wiederholt JazzFacts ein Porträt des Pianisten aus dem Jahre 2003.
John Taylor im Gespräch mit Michael Engelbrecht
John Taylor

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Donnerstag, 23. Juli 2015
Lass uns physisch werden! Die Erotiknummer von Wildes Denken
Nummerngirl und Rotlicht-Reporterin Katharina Altemeier
Palzer Papierflieger über erotische Kopfgeburten
Me Myself und keine Mätzchen Matzko
Zeyngeist lässt alle Hüllen fallen
Christoph Leibold und Thomas Koppelt: Der Service
Die burleske Moderatorin: Joana Ortmann
Lass uns physisch werden!
Sex sells und die Sommerabende sind hoffentlich auch lau. Wildes Denken, bekannt dafür die Dinge vom Kopf auf die Füße zu stellen, widmet sich dem Urmenschlichen.

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Genesis - Bildnerische Polyphonie + "Der Maler Paul Klee“ (!!!)
Nach Paul Klee: 'Pädagogisches Skizzenbuch'
Von Nadja Schöning
Komposition und Realisation: Nadja Schöning
Mit: Max von Pufendorf, Evamaria Salcher, Konstantin Bühler, Barbara Becker
Ton: Hermann Leppich
Produktion: Deutschlandradio Kultur 2015
(Ursendung)
Klees 'Pädagogisches Skizzenbuch' von 1925 ist ein komprimiertes Dokument seiner 'Bildnerischen Formlehre'. Im Hörstück übertragen in polyphone Klangbilder einer Genesis.
Genesis - Bildnerische Polyphonie
Anschließend: "Der Maler Paul Klee“
Von Carola Giedon-Welcker
DLF 1964
"Kunst verhält sich zur Schöpfung gleichnisartig. Die Freimachung der Elemente, die bildnerische Polyphonie, die Herstellung der Ruhe durch Bewegungsausgleich, hinter der Vieldeutigkeit steht ein letztes Geheimnis, und das Licht des Intellekts erlischt kläglich." (Paul Klee, 1879- 1940) Klees 'Pädagogisches Skizzenbuch' von 1925 ist ein komprimiertes Dokument seiner Bildnerischen Formlehre am Bauhaus Weimar 1921/22. Im Hörstück wird es zur dialogisch-bilderschaffenden Textebene. Inspiriert von den einzelnen Kapiteln, vom Punkt über die Linie zur Fläche, zum Mehrdimensionalen bis hin zur "unendlichen Bewegung" im spektralen Farbkreis, entstehen polyphone Klangbilder einer Genesis.
Der Maler Paul Klee
Nadja Schöning, geboren 1975 in Köln, Medienkünstlerin, Regisseurin und Komponistin. Für Deutschlandradio Kultur (2008): '... or the Loves of Painting and Music, Soundpainting nach William Turner' (Hörspiel des Monats April 2008).

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