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Samstag, 2. Mai 2015
"Jump Blues Time" Musik von Fats Domino bis Roisin Murphy
Mit Noe Noack
Mit bluesig-souligem R&B aus den USA brachten die Betreiber jamaikanischer Sound-Systems ihr Publikum in den 40er und 50er Jahren zum Tanzen. Die Rivalität unter den Betreibern dieser mobilen Discos war groß und die tanzwütigen Jamaikaner anspruchsvoll. So wurde nach immer exklusiveren, raren Scheiben gesucht. Mancher Platten-Selector kratzte vor dem ersten Auflegen in Jamaika sogar die Label seiner neuen Schätze ab, um der Konkurrenz auch weiterhin einen Schritt voraus zu sein. Inspiriert von diesen extrem tanzbaren R&B-Scheiben, dem sogenannten "Jump- oder Shuffle Blues" versuchten sich manche Sound System Besitzer in den späten 50ern und frühen 60er Jahren als Produzenten. Mit dem Ska gelang ihnen eine erste, eigenständige jamaikanische Tanzmusik. Auf mehreren Compilations sind jetzt wieder einige US-amerikanische R&B-Perlen aus der "Shuffle-Blues"-Ära wiederveröffentlicht worden. Außerdem mit dabei in diesem Nachtmix: Bluesig eingefärbte Tracks von Heute zwischen House, Dub und Pop mit Roisin Murphy, Other Lives, Fats Domino, Kowton, Las&Mikael, Montell Jordan. Playlist Jump Blues Time "Ein Strauß Nilpferde" Die unmögliche Wirklichkeit des Charles Fort
Von Mareike Maage und Dietmar Dath
Seeungeheuer, regnende Frösche oder Poltergeister - je unwahrscheinlicher ein Phänomen, umso mehr interessierte es den Schriftsteller Charles Fort. Anfang des 20. Jahrhunderts sucht Fort nach Berichten von unerklärlichen Ereignissen und entwickelt seine eigenen Theorien zur Erklärung. Charles Fort macht sich zum Anwalt dieser "verdammten Daten", wie er sie nennt, und lässt sie durch seine Bücher marschieren. Fort ist überzeugt, dass das Leben komplizierter ist, als es uns die Teilbereiche der Wissenschaft erklären können. Er entwirft Geschichten und Modelle für die unerklärlichen Phänomene dieser Erde. Und inspirierte damit Filmemacher, Visionäre und Science-Fiction-Autoren von H.P. Lovecraft bis Paul Thomas Anderson. Doch Charles Fort wollte die wissenschaftliche Methodik nicht abschaffen - er wollte unsere Wirklichkeit nur offen halten für die Dinge, die der Wissenschaft unmöglich scheinen. Denn ein See mit einem Seeungeheuer - und nicht nur Algen, ist vielleicht nicht wirklich, aber für viele doch wahr. Redaktion: Leslie Rosin Produktion: WDR 2015 weiter lesen... Ein Strauß Nilpferde In Flac "Playback Creedence Clearwater Revival" Swamp Rock für die Arbeiterklasse
Von Igor Naibach
Es gab die Band nur knapp fünf Jahre lang, aber zwischen 1967 und 1972 stiegen CCR zu einer der erfolgreichsten amerikanischen Bands auf. Die Musik der Kalifornier wurde "Swamp Rock" genannt, weil sie manchmal nach den Sümpfen Louisianas klangen. Sänger John Fogerty schrieb eine ganze Reihe von Songs, die heute zum US-Kulturerbe gehören, obwohl die Band von Intellektuellen nie anerkannt wurde und eher von den einfachen Leuten weltweit goutiert wurde. Der Autor Igor Naibach geht zurück in seine Teenager-Jahre und beschreibt, wie ihn CCR mit einfachsten Mitteln auf dem Geschmack von Country, Soul, Rock and Roll und sogar Cajun-Music brachten. Playback Creedence Clearwater Revival Creedence Clearwater Revival "Die Vierte Gewalt" Der Finanzmarkt als Souverän
Von Roderich Fabian
In der Griechenland-Krise wird deutlich, wie viel Macht die Politik inzwischen an die sogennanten Märkte abgetreten hat. Die inzwischen sogenannten Institutionen, früher bekannt als die Troika aus EU, IWF und EZB, haben auch ohne direktes, demokratisches Mandat immensen Einfluss auf die Geschicke des Mittelmeer-Landes, was die Lösung der Krise nicht einfacher macht. Dass neben der Regierung, dem Parlament und der Gerichtsbarkeit längst eine "Vierte Gewalt" entstanden ist, ist Folge eines historischen Prozesses, der bis ins 17.Jahrhundert zurückreicht, als in der Kolonialzeit die "Bank of England" gegründet wurde. Das weist der Literaturwissenschaftler Joseph Vogl in seinem neuen Buch "Der Souveränitätseffekt" nach. Schon seit damals wird der weltweite Fluss des Kapitals und die Währungsstabilität eines Landes nicht mehr allein durch die Regierung geregelt, sondern durch regierungsferne Institutionen, die auch bei wechselnden Mehrheiten konstant bleiben. Dazu gehören auch die amerikanische "Federal Reserve Bank" und die deutsche Bundesbank, die 1949 gegründet wurde. Hier bestimmen auch Vertreter privater Unternehmen über Entscheidungen mit, die direkt oder indirekt gesellschaftliche Entwicklungen beeinflussen. In den letzten 25 Jahren hat der Einfluss dieser "Vierten Gewalt" stark zugenommen und damit begonnen, demokratische Prozesse auszuhebeln. Die Folgen sind eine zunehmende Privatisierung, wachsende Verflechtungen von Politik und Wirtschaft, "alternativloses" Fortschreiben der Deregulierung und Liberalisierung, der immer größer werdenden Abstand zwischen Arm und Reich und sinkende Wahlbeteiligungen. Wir sprechen mit Joseph Vogl über die historische Entwicklung dieser Effekte, über den kritischen Punkt der Gegenwart, der sich in vielleicht hilflosen Reaktionen in Griechenland und Spanien zeigt, aber auch über die Möglichkeiten, die uns noch bleiben, die "Vierte Gewalt" wieder in ihre Schranken zu weisen. Die eingebundenen Statements von Politikern und Bankern klingen dabei allerdings nicht gerade ermutigend. Die Vierte Gewalt "Ich bin das Radio" Orson Welles im US-amerikanischen Rundfunk
Von Christian Blees
Die kreativste Phase seiner Karriere erlebte Orson Welles auf Theaterbühnen und in Radiostudios im New York der 1930er Jahre. Seine legendäre Hörspieladaption vom "Krieg der Welten" schrieb 1938 Rundfunkgeschichte. Sie ebnete ihm den Weg nach Hollywood. An der Marmor-Fassade eines gesichtslosen New Yorker Büro-Hochhauses, unweit vom Broadway, prangt eine unscheinbare Bronze-Gedenktafel, die an Orson Welles erinnert. Hier, am Standort des ehemaligen "Mercury Theaters", startete der oft als "Wunderknabe" bezeichnete Schauspieler und Regisseur eine geradezu atemberaubende Laufbahn. Noch vor seinem 26. Geburtstag hatte er nicht nur das junge Medium Radio in neue künstlerische Höhen geführt. Auch im Film schuf Welles mit "Citizen Kane" ein cineastisches Meisterwerk, das von vielen Kritikern bis heute als "bester Film aller Zeiten" bezeichnet wird. Ich bin das Radio "Scotch on Krauts" Musik von Bill Wells bis Mani Neumeier
Mit Karl Bruckmaier
In der ersten Nachtmix-Hälfte haben die Sänger einen schweren Akzent wie Bill Wells, Aidan Moffat und David Shrigley, in der zweiten die Grooves: Wir stellen grantelnde Schotten zu lauter Musik ebenso vor wie Krautrocker aus den USA und Chile, um schließlich doch bei den deutschen Ur-Vätern wie Jaki Liebezeit oder Mani Neumeier zu landen... Playlist Scotch on Krauts "Wild Man Blues" Der Klarinettist Johnny Dodds
Von Harry Lachner
Es mochte ihm vielleicht die Raffinesse und die Eleganz eines Sidney Bechet gefehlt haben; dafür aber kultivierte der Klarinettist Johnny Dodds in seinen eigenen Aufnahmen und mit verschiedenen Formationen anderer Bandleader eine intensive und vitale Blues-Phrasierung. Begonnen hatte er in der Band des Posaunisten Kid Ory, fand seinen Weg über das Ensemble von King Oliver zu Louis Armstrongs Hot Five und Hot Seven. Mit seinem emotional direkten Spiel wurde er ein gefragter Sideman (u.a. bei Jelly Roll Morton und Ida Cox), der in den 1920er-Jahren zusammen mit seinem Bruder Baby Dodds eine Reihe von Bands leitete - darunter die Black Bottom Stompers mit Armstrong an der Trompete oder die Chicago Footwarmers. Bis heute assoziiert man den 1940 verstorbenen Johnny Dodds mit seinem Solo im Song "Wild Man Blues", den er 1927 mit Armstrongs Hot Seven eingespielt hat. Playlist Wild Man Blues "Punk, Funk, Funkadelic!" Musik von George Clinton bis Sleaford Mods
Mit Sabine Gietzelt
Der Nachtmix gibt sich heute Funk infiziert, was zwar eine zeitlose musikalische Geschmacksnuance ist, die sich aber nicht allzu oft in ihrer vollen Qualität zeigt. Doch es gibt sie, die glücklichen Momente: ein paar neue Tracks von Funkadelic (!!!) sind zu feiern, die seit unendlichen Zeiten ihr Mutterschiff nicht mehr gelandet haben. Gemeinsam mit Soul Clap erinnern sie nun daran, dass Disco nicht immer Club war und auch irr sein durfte. Dazu erinnern uns einige etwas andere Wutbürger daran, dass auch Schimpf und Schande ihren Platz in der Musik haben dürfen, sollen und müssen: Die Sleaford Mods und Bromheads (Jacket). Mögen die Vibes mit Euch sein! Playlist Punk, Funk, Funkadelic! "Ein reflektierter Blick zurück" Michael Mantlers Jazz Composer's Orchestra Update
Von Nina Polaschegg
Ein Update einer Musik? Nicht irgendeiner, sondern der Musik Michael Mantlers, die er in den 1960er-Jahren für das von Carla Bley und ihm gegründete Jazz Composer's Orchestra geschrieben hatte. In dessen Solistenkreis befanden sich Größen wie Cecil Taylor, Roswell Rudd oder Gato Barbieri. 2013 spielte Mantler einige dieser Titel aus den 1960er-Jahren erneut ein. Und zwar im Wiener Jazzclub "Porgy & Bess". Die Musiker: Christoph Cechs "Nouvelle Cuisine Big Band". Als Solisten waren neben Michael Mantler selbst u.a. das "radio.string.quartet.vienna", Wolfgang Puschnig, Harry Sokal oder der junge Bassist Manuel Mayr zu hören gewesen. Wie klingt Musik der radikalen 60er-Jahre heute, gespielt von völlig anderen Musikern? Der Versuch einer Kopie ist es gewiss nicht. Lebendig klingt sie durchaus. Ein Update. Ein reflektierter Blick zurück In Flac Michael Mantler: Update One CD: TheJazz Composer's Orchestra update Michael Mantler / Nouvelle Cuisine Big Band Leitung: Christoph Czech Michael Mantler: Communications # 10/ CD: The Jazz Composer's Orchestra Jazz Composer's Orchestra Michael Mantler: Update Five / Wolfgang Puschnig; Harry Sokal Michael Mantler: Update Nine / Update Eleven Michael Mantler: Update Six / Update Twelve CD: TheJazz Composer's Orchestra update Nouvelle Cuisine Big Band Leitung: Christoph Czech "Zwischen Groove und Symphonik" Der Pianist und Komponist Sebastian Sternal
Von Günther Huesmann
Es sieht aus wie ein Crossover-Projekt, ist aber keines. Sebastian Sternal, gebürtiger Mainzer, Professor für Jazzklavier an der dortigen Hochschule, verbindet in seinen Kompositionen und Improvisationen zwei Lebenswelten, die ihn besonders geprägt haben: Klassik und Jazz. In seiner 11-köpfigen Band, der "Symphonic Society", trifft ein Streichquartett auf ein improvisierendes Jazz-Quartett - die beide von einer Rhythmusgruppe gestützt werden. Klassik und Jazz - es geht Sebastian Sternal in seiner "Symphonic Society" allerdings nicht um hehre Fusionsideen, sondern um eine sehr persönliche und farbenreiche Annäherung an zwei Gattungen, die sich in seinem Leben immer wieder auf aufregende Weise miteinander gekreuzt und verbunden haben. Zwischen Groove und Symphonik In Flac Sebastian Sternal: Magnolia / Stay / Calgary /Symphonic III / Orbit / Run / J.T. / CD: Volume 2 Sternal Symphonic Society ... Ältere Stories
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