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Montag, 13. April 2015
Die Musik von morgen 2.4.2015
Neue Alben von Brian Wilson, Young Fathers und Waxahatchee Mit Michael Bartle
Wie immer jeden Donnerstag im Nachtmix: Die neuen Alben der kommenden Woche, kompakt gehört, rezensiert, gelobt, verrissen und präsentiert in einer Stunde Nachtmix. Diese Woche unter anderem mit einem neuen, respektablen Album von Beach Boys Chef Brian Wilson, den Mercury Prize Gewinnern Young Fathers und der amerikanischen Songwriterin Katie Crutchfield und ihrem Projekt Waxahatchee. Playlist Die Musik von morgen 2.4.2015 Sonntag, 12. April 2015
"Wenn Big Bands aufeinandertreffen" Mit Musik von Duke Ellington/Count Basie und Tito Puente/Buddy Morrow
"Such sweet thunder!" – das Zitat aus Shakespeares Sommernachtstraum könnte auch als Beschreibung jazzmusikalischer Mega-Projekte dienen: für das Rendezvous zweier Orchester.
Big Band Battles gab es vor allem im Amerika der 1930er Jahre immer wieder – Abende, an denen zwei oder mehr Orchester in den Ballrooms um die Gunst des tanzenden Publikums spielten und es häufig um nichts Geringeres als die Weiterbeschäftigung im betreffenden Etablissement ging. Rundfunksender waren hin und wieder dabei, doch Plattenmitschnitte gibt es von diesen Prestige trächtigen Wettstreiten nicht. Was auf Tonträgern dokumentiert ist, sind ganz wenige Aufeinandertreffen zweier Big Bands im Studio. Aufnahmen, die sich freilich von den öffentlichen Battles unterschieden: Denn hier spielten sie nicht nach-, geschweige denn gegeneinander, sondern miteinander. Wenn Big Bands aufeinandertreffen Geräuschwelten: Artificial Memory Trace
Ein musikalisches Erlebnis zwischen Erkennen und Entdecken: Die akustischen Umgebungen des Weltenbummlers Artificial Memory Trace beim Geräuschweltenfestival in Münster.
Der in Tschechien geborene Slavek Kwi aka "Artificial Memory Trace", hat sich nach 14 Jahren in Belgien inzwischen in Irland niedergelassen. Auch künstlerisch bewegt er sich auf diversen Terrains: Er kreiert Installationen, komponiert für Radio und Film, fotografiert und malt. Er arbeitete mit autistischen Kindern in Dublin und begleitete den Klangsammler Francisco Lopez in den brasilianischen Regenwald. Seine musikalischen Leitfiguren sind unter anderem John Cage und der amerikanische Komponist und Pianist Frederic Rzewski, der Slavek Kwi über viele Jahre hinweg beratend zur Seite stand. Ausgangsmaterial für Slawek Kwis Kompositionen und Improvisationen bilden eigens aufgezeichnete Fieldrecordings. "Garig Gunak Barlu", seine 2014 erschienene jüngste Veröffentlichung, besteht aus Aufnahmen, die er im August 2009 während eines Aufenthalts im Garig Gunak Barlu Nationalpark in Australien sammelte. Klänge, die visuelle Vorstellungen hervorrufen, verwebt Slawek Kwi mit fremdartig anmutenden Sounds zu detailreich ausgestatteten, elektro-akustischen Umgebungen. Artificial Memory Trace Aufnahme vom 7. Februar 2015 aus der Black Box in Münster "Lost and found" Neuerscheinungen und Wiederveröffentlichungen
Mit Jay Rutledge
Heute zu hören: Vergessene Aufnahmen aus den Tagen des Buena Vista Booms, eine Anthologie des Highlife Pioniers E.T. Mensah aus Ghana oder früher Pop aus Südafrika. Die Nachtsession wartet mit jeder Menge neuen Entdeckungen aus dem Rest der Welt auf - auch mit einigen Americana-Neuerscheinungen und Reissues. Eine Kompilation gedenkt der Gründung der Band the Grateful Dead vor 50 Jahren, während uns aktuell Sufjan Stevens mit einem neuen Album mit Songs einlullt, die klingen wie verhangene Tagträume. Playlist Lost and found "Ein Electronica-Star ist zurück" Aphex Twin ist wieder produktiv.
Dreizehn Jahre lang hat der britische Elektronik-Pionier Aphex Twin kein neues Studioalbum veröffentlicht. Jetzt scheinen alle Dämme gebrochen. Richard David James veröffentlicht wieder - sowohl altes wie neues Material. 2014 brachte er eine vielbeachtete Platte mit dem Titel "Syro" heraus. Die Tracks wurden über mehrere Jahre hinweg aufgenommen und in verschiedenen Studios produziert.
Anfang 2015 hat Aphex Twin mit der EP "Computer Controlled Acoustic Instruments pt2" nachgelegt. Zudem hat ein anonymer User auf SoundCloud über 150 Tracks zum Gratisdownload publiziert, die verdächtig nach Aphex Twin klingen. Und einiges deutet darauf hin, dass wirklich der britische Elektronik-Star dahintersteckt. Ein Electronica-Star ist zurück "Auferstanden. Halbwegs" Die Faszination der Popkultur am Mythos der Zombies
Von Harry Lachner
Sie sind heftig en vogue, diese halb- und viertelverwesten, geist- und mutmaßlich seelenlosen Gestalten, die frisch dem Grab oder dem Sarg entstiegen, auf der Suche nach einem Menü aus Menschenfleisch sind. Wer einmal gebissen wird (dem Verzehr aber entgehen konnte), verwandelt sich - je nach Dramaturgie des Films - mehr oder weniger flugs in eines jener schwerschleppenden, artikulationsunfähigen Monster. Kinder infizieren ihre Eltern, ein Nachbar den anderen - jeder wird des anderen Fressfeind. So taumeln sie seit Jahrzehnten durch die Welt des Kinos: Erstmals 1932 im Film "White Zombie" (mit Bela Lugosi), der einige weitere Filme über die Untoten und Widergänger nach sich zog, speziell Jacques Tourneurs "I Walked With A Zombie". Der orientierte sich noch am haitianischen Mythos, wie er auch von Ethnologen hinreichend beschrieben wurde. Doch erst George A. Romero formulierte 1968 in seinem Film "Night of the Living Dead" den Zombie als den Topos, dem wir heute in zahllosen Geschichten begegnen - im Kino, in der Literatur, in den Comics. Romero hat sie als Sinnbild der Entfremdung definiert, als schlurfende Kritik am Kapitalismus. Kein Wunder also, dass die Punks in den späten 70er-Jahren die Zeichen dieser halbleibhaftigen Gesellschaftsverwesung aufgriffen und in zahlreiche Songs verwandelten. Auferstanden. Halbwegs Samstag, 11. April 2015
"Grenzgänger" Musik zwischen Lima und Montreal
Mit Jay Rutledge
Der Nachtmix kommt mit jeder Menge Alben daher, die sich schwertun mit engen Genregrenzen: Psychedelic Rock mit Kanaku y el Tigre aus Peru, cineastischer Folk aus Frankreich mit L’Attirail oder Americana mit globalen Anleihen von den Barr Brothers aus Montreal. Sie alle eint, dass sie sich kaum mehr einem klaren Genre oder einer klaren regionalen Herkunft zuordnen lassen. Gleiches ist auch symptomatisch für unseren Artisten der Woche Toro y Moi. Jegliche Stilbezeichnungen seiner Musik weist der Musiker als zufällig von sich. Und was machen die hochgepitchten Keyboardsounds des ägyptischen Hotelkeyboarders Islam Chipsy auf einem Song der holländischen Band Skip & Die? Playlist Grenzgänger "Bühne frei!" Mancherlei Theater im Jazz der 1970er Jahre
mit Ekkehard Jost
Nachdem die Entwicklung des Free Jazz während der 1960er Jahre viele der traditionellen Gestaltungsprinzipien jazzmusikalischer Praxis außer Kraft setzte, verloren während der 1970er Jahre auch die Regeln herkömmlicher Aufführungspraxis ihren normativen Charakter. Die Art und Weise, wie eine Band ihre Musik in Szene setzte, wie sie sich kleidete und sich ihrem Publikum gegenüber verhielt, all dies wurde bisweilen ebenso unvorhersagbar wie die Musik, die sie spielte. Unsere Sendung thematisiert die zunehmende Tendenz zur Theatralisierung des zeitgenössischen Jazz jener Jahre und illustriert sie mit der Musik amerikanischer ebenso wie europäischer Formationen, darunter das Art Ensemble of Chicago und das Orchester von Sun Ra, das niederländische Willem Breuker Kollektief und die Compagnie Lubat des französischen Multiinstrumentalisten Bernard Lubat. Bühne frei! "Markante Klänge" Höhepunkte vom Internationalen Jazzfestival Saalfelden 2014 (3/3) Mit dem Quartett "Kaze"usw. …"
Nina Polaschegg
Ein Quartett und ein großes Ensemble, das sind die beiden konträren Besetzungen, deren Konzertmitschnitte vom Jazzfestival Saalfelden 2014 Sie in der heutigen Jazz Session hören können. Zwei japanische und zwei in Berlin lebende Musiker bilden das Quartett "Kaze". Lange Bögen und Entwicklungen bestimmen die Musik der vier, Entwicklungen, die sich von zarten Geräuschtexturen, über Klang-Ton-Mischungen zu dichtem Energiespiel steigern, die Ostinati integrieren und auch gebrochene lyrische Melodien zu integrieren vermögen. Christian Mühlbachers "usw. ..." ist eine Bigband - fern der traditionellen Besetzung, auch wenn sämtliche Bigband-typischen Instrumente vertreten sind und auch der Wechsel von Tutti und Soli Teil von Mühlbachers Konzept bleibt. Für sein seit 1997 bestehendes Ensemble hat Mühlbacher eine Suite komponiert. Nahtlos gehen Balladen über in druckvollen Rockjazz, geben sich abstrakte Geräuschklänge die Hand mit Latin-Einsprengseln. Markante Klänge 3 Satoko Fujii: Triangle Kaze Natsuki Tamura: Wao Kaze BLOWBACK | DER AUFTRAG (!!!)
Von Elodie Pascal
Regie: Elisabeth Putz Produktion: DKultur 2014 BLOWBACK | DER AUFTRAG Aus der Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste: Das Hörspiel ist keinesfalls vor dem Aussterben bedroht, wie es immer wieder gern behauptet wird. Für das Interesse einer jungen Generation an der akustischen Kunstform zeugt eine wachsende alternative Hörspielszene mit ihren unabhängigen Festivals, Verlagen und Internetplattformen. Altmodisch ist nicht das Hörspiel selbst, als vielmehr die traditionellen Wege seiner Verbreitung. Denn die Generation der 'Digital Natives' hören schon längst nicht mehr vor dem Radiogerät und zu festen Zeiten, sondern mobil auf ihrem Smartphone, per stream, podcast oder wieder vermehrt in Gemeinschaft. Umso wichtiger ist es, dass sich die Hörspielabteilungen mit diesen neuen Rezeptionsbedingungen auseinandersetzen und der technologischen Entwicklung durch neue Formate Rechnung tragen. Das ist dem Deutschlandradio Kultur mit seinem neuesten Experiment bestens gelungen. 'Blowback - die Suche' verbindet geschickt ein Science-Fiction-Hörspiel, das den Kampf um die letzten Trinkwasserreserven im Jahr 2047 zum Thema hat, mit einem modernen Game für das Handy. Besonders an dem Game ist: es handelt sich um ein reines Hör-Game. Ausgestattet mit guten Kopfhörern und einem Interface, das visuell nur die wichtigsten Tools zur Navigation anzeigt, begibt man sich auf den virtuellen Audiowalk, navigiert durch die verschiedenen Levels, die verschiedenen Etagen des unterirdischen Hotels. Die Skills für das erfolgreiche Spielen sind konzentriertes Zuhören und ein guter akustischer Orientierungssinn. Damit hat das Team von Deutschlandradio Kultur zusammen mit der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft nicht nur den Begriff 'Hör-Spiel' beim Wort genommen und neu interpretiert, es hat auch die schon fast vergessene Technik der Kunstkopf-Stereophonie wieder ins Leben gerufen und darauf aufmerksam gemacht, dass diese 40 Jahre alte Technik in Zeiten von mobilen Endgeräten ein Comeback erfahren kann: in der Gameindustrie, aber auch im Bereich der Audio-Guides und der akustischen Kunst überhaupt. 'Blowback' schlägt Brücken zwischen unterschiedlichen Medien und Szenen. Das Hörspiel wird an die Welt der Games herangeführt, während die Gameindustrie vielleicht von der Radiokunst lernen und eine ihrer typischsten Gestaltungsformen für sich entdecken kann: die Narration, die alleine durch Gestaltung von und dem Spiel mit akustischen Hörräumen gelingt. ... Ältere Stories
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