radiohörer - der blog für radiofans
Samstag, 18. März 2017
"Muthspiel-Johnson-Motian" Konzertmitschnitt vom 20. Januar 1994, Kito, Bremen
Im Januar 1994 traten Wolfgang Muthspiel, Marc Johnson und Paul Motian im Bremer Kito auf. Muthspiel wurde durch seine stilistische Vielfalt zu einem gefragten Jazzmusiker, der in vielen Projekten mitwirkt.
Als der österreichische Gitarrist Wolfgang Muthspiel im Bremer Kito Station machte, lebte er schon seit geraumer Zeit in den USA. Ein Studium am renommierten Berklee College of Music in Boston, Massachusetts, hatte ihm entscheidende Türen geöffnet. Jazzgrößen wie Vibraphonist Gary Burton gehörten zu seinen Förderern. Über die Jahre spielte Muthspiel, der nach der Ausbildung nach New York zog, mit einer Vielzahl namhafter Instrumentalisten.

Früh war er auch auf Drummer Paul Motian getroffen. Das Tour-Trio, mit dem er Anfang 1994 in Europa unterwegs war, komplettierte ein weiterer hochkarätiger Kollege: Bassist Marc Johnson.
Muthspiel-Johnson-Motian

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Mittwoch, 15. März 2017
"The Internet State of Mind": Von digitalen Bildschirmsinfonien und klingenden Netzwerken
Mit Raphael Smarzoch

Rapper wie Kanye West oder Lil B begreifen soziale Medien als musikalische Kommunikationsräume. Arca und Elijah Crampton bedienen sich digitaler Sounds, um klassische Geschlechterrollen aufzulösen. Das Produzentenduo 18+ kommentiert Intimität und Erotik im World Wide Web. Die Label PC Music und Pedicure Records hinterfragen die Bedeutung von Authentizität im Zeitalter unendlicher Datenströme, während der Komponist David Kanaga mit Computerspielen die Möglichkeiten interaktiven Musizierens erforscht. Der britische Netzmusik-Experte Michael Waugh gibt im Gespräch mit Raphael Smarzoch Auskunft über die Auswirkungen des Internets auf aktuelle Musikszenen.

http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/StateofMind.mp3
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© WDR 3 , WDR 3 Open Sounds, 11.3.2017

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Moondog - Der Wikinger von der 6th Avenue
Der amerikanische Komponist, Straßenmusiker und Instrumentenerfinder Moondog
Von Frank Sawatzki

Seine Kompositionen waren stark von der barocken Kontrapunktsetzung beeinflusst, aber auch von den Rhythmen, die er als Kind von seinen Besuchen bei den Stämmen der Native Americans mitnahm - wie vom Jazz. In seiner Musik fallen nicht nur die Zeiten zusammen, er nutzte auch verschiedene Lebensorte, um aus verschiedenen Klangmöglichkeiten zu schöpfen. Moondog machte "Karriere" als Wikinger der 6th Avenue in New York und führte seit den frühen 1970ern ein (etwas bürgerlicheres) Leben in Recklinghausen/Oer-Erkenschwick, wo er bis zu seinem Tod 1999 komponierte. Gerade entsteht eine Filmdokumentation, in der Rock- und Pop-Stars vom Einfluss des US-Komponisten auf ihre Musik erzählen.

http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/Moondog.mp3
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© SWR 2, Musikpassagen, 12.3.201

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NDR Info Jazz Nacht "Michael Naura: Ein Radiomann mit vielen Talenten" 8 Stunden über Michael Naura und seiner Musik !!!
Mit dieser NDR Info Jazz Nacht begeben wir uns auf die Spuren von Michael Naura als Jazzredakteur, Musiker, Komponist und Autor. Es werden Ausschnitte aus seinen Sendungen zu hören sein ebenso wie legendäre Produktionen, die in seiner Zeit entstanden sind. Und natürlich wird Michael Naura auch als Pianist zu hören sein.
Seine Kindheit war geprägt von den Luftschutzkellern im Berliner Osten. Und dort entstand auch seine außerordentliche Beobachtungsgabe, die später in vielen seiner Radiosendungen hörbar werden sollte. Auch seine Schulzeit in Ost-Berlin, der Sowjetische Sektor mit Sprache und Kultur der Besatzer und die Erinnerung an seine ersten Lebensjahre im Osten Europas sollten Einfluss haben auf seine Wortfindungen. Und das Radio brachte ihm den Jazz der Amerikaner. Ein Klavier stand bereit. Die Faszination dieser neuen Klänge der Amerikaner machte ihn zum Pianisten.
Als Pianist und Jazzredakteur unvergesslich
Schon bald gehörte Michael Naura in Deutschland zur ersten Generation von Jazzmusikern nach dem 2. Weltkrieg - neben Albert Mangelsdorff, Heinz Sauer, Ernst-Ludwig Petrowsky und Wolfgang Schlüter. Dann kam der Wechsel: Von 1971 bis 1999 leitete Michael Naura die NDR Jazzredaktion. Schreiben, Sprechen, Programme auszuwählen, Konzerte mit nationalen und internationalen Musikern für das Radio zu produzieren, das war fortan sein Metier. Das eigene Schaffen als Musiker stand nun im Hintergrund. Ausnahmen waren die Konzerte und die langen künstlerischen und freundschaftlichen Beziehungen zu dem Vibrafonisten Wolfgang Schlüter und dem Dichter Peter Rühmkorf.

Mit seiner ausdrucksstarken Stimme gab Michael Naura seinen Worten im Radio einen hohen Wiedererkennungswert. Facettenreich und intuitiv sprach er ins Mikrofon, mal sanft berührend, mal provozierend. Unverwechselbar sind auch seine Zeichnungen. Mit ein paar Strichen offenbarte er seine Stimmungen.

Michael Naura wurde 1934 in Memel, dem heutigen Kleipeda, geboren. Er starb am 13. Februar 2017.

NDR Info über Michael Naura

Die Stunden 1 + 2:
http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/MichaelNaura1.mp3
Die Stunden 3 + 4 + 5:
http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/MichaelNaura2.mp3
Die Stunden 6 + 7 + 8:
http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/MichaelNaura3.mp3

Playlist Michael Naura 1Stunde
Playlist Michael Naura 2Stunde
Playlist Michael Naura 3Stunde
Playlist Michael Naura 4Stunde
Playlist Michael Naura 5Stunde
Playlist Michael Naura 6Stunde
Playlist Michael Naura 7Stunde
Playlist Michael Naura 8Stunde

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Samstag, 11. März 2017
Eine Lange Nacht über Conrad Schnitzler "Manchmal artet es in Musik aus" !!!
Zirpen, blubbern, flimmern, es klingt mal nach Fabriksirene, mal nach einem ratternden Zug oder einem pulsierendem Schiffsdiesel. Der Intermedia-Künstler Conrad Schnitzler mischt alle diese Geräusche zu neuer Musik. Als Handwerker ohne musikalische Ausbildung wird er ein wichtiger "Klangarbeiter" - und gilt als einer der Wegbereiter der elektronischen Musikszene der 70er-Jahre.
Von Beate und Stefan Becker

Inspiriert wurde Conrad Schnitzler (1937 - 2011) von der Neuen Musik von Cage bis Stockhausen. 1968 eröffnet er in Berlin mit dem Zodiak den ersten Underground-Club der Stadt als Freiraum für Happenings, Theater- und Musikperformances.

Schnitzler ist Musiker, Komponist und Produzent seiner Stücke, nennt sich Intermedialist, arbeitet mit Videotechnik und als Aktionskünstler. Ob in kleinen Galerien in New York, in den Straßen von Linz bei der Ars Electronica, im Aufzug des Musée d'Art moderne in Paris oder auf der Empore der Ostberliner Erlöserkirche: Freiheit und Unabhängigkeit sind seine obersten Prämissen. Die kommerzielle Verwertbarkeit seiner Kompositionen hingegen ist kein Kriterium für ihn.

Conrad Schnitzler gilt als einer der Wegbereiter der elektronischen Musikszene der 1970er-Jahre, und wird von Industrial-, Noise- und Ambiente-Musikern ebenso wie von Techno-Djs als Vorbild genannt. Eine Lange Nacht über einen Pionier der elektronischen Musik.

http://xb187.xb1.serverdomain.org/radio/musik/ConSchnitzler.mp3

"Wenn ich die Hand aufmache und da ist nichts drin, dann ist das schon Intermedia. Die Luft die ich atme ist schon ein Ereignis und die Töne, die ich mache, lösen sich in Luft auf."
(Conrad Schnitzler)

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Manuskript PDF



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Freitag, 10. März 2017
"Jeden Abend kann etwas Neues entstehen" Der Schlagzeuger Fabian Arends
Von Anja Buchmann
Schaut man sich den Konzertplan des jungen Schlagzeugers Fabian Arends an, so sieht man gut gefüllte Zeilen. Er hat viel zu tun, der 26-jährige, gebürtige Niedersachse und Wahlkölner, der seit seinem Hochschulstudium bei Michael Küttner und Jonas Burgwinkel in der Domstadt lebt. Arends geht mit dem Saxofonisten Jason Seizer, dem Pianisten Jürgen Friedrich, der Posaunistin Shannon Barnett sowie in eigenen Formationen auf Tour; in Triobesetzung hat er kürzlich die CD 'Last Chance Dance' mit Neuinterpretationen von Jazzstandards veröffentlicht. Fast zeitgleich erscheint die Quartettproduktion 'Levitate', mit der Fabian Arends sein filigranes, bewegliches und farbenreiches Spiel demonstriert, ohne dabei den Gesamtklang aus den Ohren zu verlieren.
Fabian Arends

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'Du musst Reibung ertragen!' Die Improvisationen der Pianistin Julia Kadel
Von Michael Kuhlmann
Fast sechs Jahrzehnte ist es her, dass eine deutsche Musikerin ihre Platten bei der legendären Firma Blue Note aufnehmen durfte: die gebürtige Leipziger Pianistin Jutta Hipp. Erst jetzt eifert ihr eine junge Kollegin nach - wieder spielt sie Klavier: die Berlinerin Julia Kadel. Nachdem sie mit ihrem Trio vor einigen Jahren beim Leipziger Jazznachwuchsfestival aufhorchen ließ, legte sie bald nach und nahm ihre erste CD 'Im Vertrauen' auf. 2016 nun folgte mit 'Über und unter' die zweite Produktion. Julia Kadel und ihre beiden Mitstreiter Karl-Erik Enkelmann am Bass und Steffen Roth am Schlagzeug liefern ein unvorhersehbares, eigenständiges Klanggewebe ab, das vor Spielfreude und rhythmischen Spannungen strotzt. Nachdem zu Beginn die Eigenkompositionen der Pianistin das Repertoire des Trios prägten, spielen nun gemeinsame freie Improvisationen eine immer größere Rolle. Julia Kadel und ihr Trio gehen heute meist ohne große Absprachen auf die Bühne - in der Absicht, Risiken einzugehen, gefasst darauf, Reibungen zu erzeugen, untereinander oder auch mit dem Publikum. Die Pianistin respektiert das Erbe des Jazz, möchte aber nicht dabei verharren, sondern konzentriert sich auf die Welt von heute: "Was passiert jetzt? Und wie übersetze ich die Dinge in meine Sprache?" Heraus kommt eine energiegeladene Klaviertriomusik, die auch ohne Anleihen bei profilierten Formationen wie The Bad Plus oder dem einstigen, immer noch einflussreichen Esbjörn Svensson Trio voll in der Gegenwart steht.
Julia Kadel

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Andrea Schroeder und Band "Void Tour 2016"
Harmonie, Bonn
Aufzeichnung vom 06.12.2016

Mit ihrem dritten Studioalbum 'Void' konnte die Berliner Singer/Songwriterin Andrea Schroeder im Sommer des vergangenen Jahres nicht nur erneut überzeugen, sie erreichte auf der gleichnamigen Tour auch viele neue Fans. Denn leicht erschließen sich auch die neuen, ausnahmslos englisch gesungenen Lieder nicht. Mit warmer Altstimme vorgetragen, setzen sie sich mit schwermütiger Hartnäckigkeit in den Köpfen der Menschen fest. Intelligente Songs, die die Leere (Void) beschreiben, den, wie Andrea Schroeder sagt, "kritischen Zustand" der Welt. "Ich glaube", äußerte sie im Sommer in einem Interview mit unserem Sender, "das Leben heutzutage ist voll von schrecklichen Nachrichten tagein tagaus. Und worin sich die Leute flüchten, das sind Oberflächlichkeiten." Es komme ihr manchmal vor, als ginge die Welt im Chaos zugrunde. Dennoch sei sie ein optimistischer Mensch. "Nur ist das die Art, wie ich Dinge verarbeiten kann. Und melancholische Texte und Musik haben mich schon immer mehr berührt." Am 6. Dezember gab sie mit ihrer Band im Rahmen ihrer 'Void Tour 2016' ein beeindruckendes Konzert in Bonn.
Andrea Schroeder und Band "Void Tour 2016"

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Lucia Cadotsch Trio "Speak Low"
Jazzfest Berlin
Haus der Berliner Festspiele Aufzeichnung vom 05.11.2016

Lucia Cadotsch Trio: "Speak Low"

Lucia Cadotsch, Gesang
Otis Sandsjö, Saxofon
Petter Eldh, Bass
Die Schweizer Sängerin und Wahlberlinerin Lucia Cadotsch fasziniert mit ihrem Trio und dem Projekt "Speak Low" die aktuelle Jazzszene. Legendäre Standards bekommen hier ein völlig neues Gesicht, sind ungewöhnlich instrumentiert und werden mit großer Direktheit und Intensität vorgetragen. Diese Umsetzung verblüffte auch das Publikum beim renommierten Jazzfest Berlin.

Lucia Cadotsch wurde 1984 in Zürich geboren, studierte in Kopenhagen und in Berlin. An der Spree wurde sie später auch heimisch, belebt seitdem mit sehr unterschiedlichen Projekten die lokale Szene, wird aber auch längst international wahrgenommen.

Mit dem Quartett "Schneeweiß und Rosenrot" gewann Lucia Cadotsch 2012 den "Neuen Deutschen Jazzpreis". Andere Projekte, in denen die Sängerin maßgeblich mitmischt, sind die Country- und Bluegrass inspirierte Band "Yellow Bird" und das Synthie-Pop-Ensemble "Liun & the Science Fiction Band".

Besonders viel Herzblut steckt aber im eigenen Trio, das sich mit einer großen Neugierde an historisches Material wagt. Wer hätte geglaubt, dass man so häufig nachgesungenen Songs wie "Strange Fruit" oder "Speak Low" noch neue Seiten abgewinnen kann? Lucia Cadotsch und ihren beiden Mitstreitern gelingt das mit einem kompromisslosen Minimalismus, der bei aller Klarheit und Eleganz auch ganz viel Tiefe und Wärme beinhaltet.

Lucia Cadotsch Trio

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"Erik Friedlander's Oscalypso" Konzertmitschnitt vom 31. Januar 2017, Moments, Bremen
Der amerikanische Cellist Erik Friedlander ist ein großer Verehrer des Jazzmusikers Oscar Pettiford. Seine Musik ist in Filmen von Ennio Morricone zu hören und Friedlander zählt zu der New Yorker Downtown-Avantgarde.
Cellist der Gegenwart
Das Cello und der Jazz – diese Verbindung führt unweigerlich zu Oscar Pettiford. Der US-Amerikaner war ein brillanter, viele sagen genialer Jazz-Mann. Er spielte (ob Bass oder Cello) für viele der ganz Großen seiner Zeit: von Charlie Parker und Thelonious Monk über Duke Ellington bis zu Miles Davis und Ray Charles. Zahllose Musiker haben sich seit seinem frühen Tod 1960 auf ihn bezogen.

Für Erik Friedlander ist das eine Herzenssache. Der New Yorker gehört zu den herausragenden Cellisten der Gegenwart. Die Gruppe Oscalypso ist seine Hommage an das ruhmreiche Vorbild, das das Cello in den Jazz einführte. Wobei erstaunen mag, dass sich ausgerechnet Friedlander am Werk des famos swingenden Meisters orientiert. Der vielseitige Cello-Könner ist seit langem Teil der New Yorker Downtown-Avantgarde. Das schließt den engeren Zirkel von Szene-Guru John Zorn ein. Daneben leitet er eine Americana-Jazz-Formation, gibt Solo-Konzerte oder wird für Studioprojekte engagiert.

Jazzvergnügen par excellence
Sein Cello ist in Filmmusik von Ennio Morricone und bei Performance-Ikone Laurie Anderson zu hören. Friedlander, der wenige Wochen vor Pettifords Tod geboren wurde, liebt dessen Schaffen seit jungen Jahren. Mit seinem Quartett befördert er es ins Hier und Jetzt. Oscalypso ist ein swingendes Jazzvergnügen par excellence. Die Basis bilden Pettiford-Klassiker wie "Bohemia After Dark". Die Friedlander-Band ist hochklassig besetzt. Saxophon spielt Michael Blake, selbst erfahrener Bandleader, einst Mitglied der Lounge Lizards. Am Bass ist Trevor Dunn, ebenfalls Vertrauter von John Zorn und mit Gruppen wie Mr. Bungle auch erfahren in Sachen Avantgarde-Rock. Drummer Michael Sarin gehört seit Jahren zu den gefragten Jazz-Akteuren des New Yorker Jazzgeschehens.
Friedlander & Co. spielen Oscar Pettiford – und wie!
Erik Friedlander's Oscalypso

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